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DIE LETZTEN TAGE
GOTAMO BUDDHOS
DIE LETZTEN
TAGE GOTAMO
BUDDHOS
\US DKM GROSSEN VERHÖR ÜBER
DIE ERLÖSCHUNG MAHÄPARTNIRBÄNA-
SUTTAM DES PÄI.I-KANONS fJBERSETZT VON
KARL EUGEN NEUMANN
/ WE ITE AU F LAG E
ALLE RECHTE VORBEHALTEN
ZWEITES BIS ELFTES TAUSEND
R. PIPER A CO. • G. M. B. H. • MÜNCHEN
VORBEMERKUNG
Der eben erschienenen dritten Auflage der Mitt-
leren Sammlung der Reden Euddhos folgt hier in
gleiqhem Gewände ein weiterer Band der geplanten
Gesamtausgabe der Werke Karl Eugen Neumanns : als
Ergänzung zu den Reden des Meisters, die Erzählung
von seinen Letzten Tagen. Noch vor dem Erscheinen
des zweiten Teiles der Längeren Sammlung, der
den Bericht enthält, veröffentlichte Karl Eugen
Neumann seine Übertragung dieses Hauptstückes ge-
sondert; auch insofern der Bedeutung dieser einzig-
artigen Urkunde Rechnung tragend. Denn keiner
der zahlreichen Texte der Mittleren Sammlung, oder
sie alle zusammen nicht, geben auch nur annähernd
ausführlich Kunde vom Leben des Meisters wie eben
jene i6. Rede der Längeren Sammlung, das Maliä-
parinibbänasuttam oder Große Verhör über die Er-
löschung. Sonst beschränken sich die Reden meist
auf den kargen Vermerk, dass der Erhabene zu der
und der Zeit bei Sävatthi oder Räjagaham geweilt
VTT
liabts als er diese oder jene Unterweisung gegeben.
Und selten nur greift auch der Meister Ereignisse ans
der Erinnerung heraus und erzählt von den Anfängen
seinerPilgerschaft,wiein der4., der 12., 14., 19., 26.,
56. und 85. Rede der Mittleren Sammlung, oder vom
Leben, das er vorher geführt habe, wie in der 75. Rede.
Im Gegensatzhioizu,undimGegensatzzur Indifferenz,
mit der die alten Inder allem bloß Zeitlichen begeg-
neten, um desto besser das ewig Geltende aufzube-
wahren, steht die Genauigkeit und Ausführlichkeit,
mit der dann in diesem Päli-Text über die Letzten
Tage Gotamo Buddhos berichtet wird.
Die Pilgerschaft des Meisters neigt sich dem Ende
zu. Als Achtzigjähriger noch immer von Ort zu Ort
wandernd, ermahnt er die Jünger tapfer auszuharren ;
in der Übung der Tugenden, die das Heil der Ver-
tiefung, der Weisheit und schließlich die Freiheit
bringen, nie zu erlahmen,
»Denn Übung kann beinah Naturgepräg verändern,
Entweder zähmt sie, oder sie verstößt
Den Satan wundermächtig.«
Gotamo hat als vollendeter Meister auch hierüber
Gewissheit gefunden. Und so kommen sie ihm auch
VIII
auf seinen letzten Wanderungen, inmitten von be-
wegtem und wmndersamem Geschehen, von überall
entgegen, die Anhänger aus den verschiedensten
Ständen, wie königliche Minister, Hausväter, eine
Tänzerin, junge Prinzen, Handwerker, Pilger: sie
alle werden noch vom Meister belehrt und erhei-
tert, und nachdem er den Jüngern — in tristitia
hilaris — die letzten Unterweisungen erteilt hat,
scheidet er in ihrem Kreise Maren Bewusstseins, in
Schauung eingegangen, und aus ihr emporge-
kommen ganz unmittelbar verlöschend.
Dieses großartige Gemälde, voll von Anmut, Kraft
und Farbigkeit, erschließt sich nicht gleich dem Be-
schauer, und schon gar nicht dem eiligen. Wie bei
den Reden utid jedem echten Kunstwerk, denn zu
einem solchen ist der schlichte Pali-Text geworden,
ist Versenkung nötig, um es ganz zu erfassen. Mehr
noch ist freilich vonnöten zur Beherzigung der Lehren,
die nicht nur damaligen Hörern gegolten haben,
sondern immer und immer den Menschen ein Führer
sein können, wahrer Faden der Ariadne, sofern sie
nämlich leiden, und unwissend, oder mit aller ver-
meintlichen Weisheit ihren Lab^nrinthen nicht zu
entrinnen vermögen.
IX
Der innere Adel des Berichtes findet seinen adä-
quaten Ausdruck in einer Sprache von wunderbarem
Klange, und der gleiche Zauber, ‘heilig nüchtern’,
lebt in der Nachschöpfung Karl Eugen Neumanns
weiter, zu dessen letzten Meisterwerken diese Über-
tragung zählt.
Es wäre noch zu erwahncni, dass der Wortlaut der
vorliegenden Ausgabe dem zweiten Bande der Län-
geren Sammlung entnommen ist, der, ein Jahr spater
als der Sonderdruck der ersten Auflage der »Letzten
Tage« erschienen, gleichfalls die Übertragung des
großen Berichtes über die Erlöschung enthält, nur
dort noch in einigen Punkten verbessert. Der ersten
Ausgabe waren Bilder beigegeben, Ansichten der in
der Rede erwähnten historischen Stätten, die nun-
mehr, bei dem verringerten Format, allzu klein ausge-
fallen wären. Ein Teil der Anmerkungen, und zwar
der vorwiegend philologischen, ist entfallen, weil die
jetzt in Vorbereitung befindliche vollständigeTaschen-
ausgabe der Längeren Sammlung ohnehin auch alle
Anmerkungen zur 1 6. Rede ungekürzt bringen wird.
Diese Ausgabe wird auch den bisher ungedruckten
Nachlass, die Anmerkungen zum dritten Band enthal-
tend, umfassen. Vorangehn werden die Neuausgaben
X
der Lieder der Mönche und Nonnen und der Samm-
lung der Bruchstücke der Reden, womit dann das
Werk Karl Eugen Neumanns einheitlich erschlossen
vorliegen wird.
Wien, im Herbst 1922.
E. IL
VORREDE
Der Bericht über die letzten Tage des Meisters
ist das dritte Stück im zweiten Bande der liängeren
Sammlung der Reden Gotamo Buddhos. Durch
wohlerfahrene Jünger sorgsam überliefert führt er
uns alsbald in jene große klassische Zeit zurück,
ln schlichten Zügen erstehn die Orte, Personen,
Geschehnisse wieder vor unserem Blicke, so anschau-
lich und acht, wie sie nur der Aiagen- und Ohren-
zeuge darstellen konnte. Da empfängt man denn oft
den Eindruck, als ob man sich unmittelbar in einer
gewaltigen Gegenwart befände, weil unserem Sinn
und Verstand doch noch gar manches Bedeutende
und Schöne naheliegt, uns menschlich verwandt
sogleich anspricht, so fremdartig, herb und seltsam
auch sonst die Umrisse der Orte, die Sitten der
Zeiten, das Betragen der Personen, der Verlauf der
Ereignisse in der längst entschwundenen, uns sehr
fernen Vergangenheit vom Alltäglich gewohnten ab-
weichen.
xm
Der liohe Werth dieser Urkunde war in Indien
verhültnissmäßig früh erkannt. Es müssen wohl die
Begebenheiten der letzten Tage des Meisters aucli
den weiteren Volkskreisen vertrant geworden sein.
Denn es sind uns auf den noch vorhandenen Resten
der Bauten und Steindenkmale der folgenden Zeiten
die einzelnen Szenen des abschließenden Lebens in
ungemein zahlreichen Bildern erhalten, auf den
uncndlicli vielen, freilich meist minderwerthigen,
zuweilen aber in künstlei'ischer Vollendung ausge-
führten Skulpturen jener verschütteten Ruinen, mit
denen von Afghanistan an nach Süden und nach
Osten das indische Festland weithin übersät ist, oft
alsogleich sichtbar, öfter noch in geringerer oder
tieferer Erd- und (jeröllschicht verborgen. Wäh-
rend diese Kunst nun auf indische;m Boden längst
in Trümmer versunken und verschollen war, sind
die Anliänger und Verbreiter des Ordens über die
Gränzen nach Hochasien und Tibet bis nach China
vorgedrungen. Überall dort ist dann das große Erbe
freudig angetreten und landesthümlich verwerthet
und ausgestaltet worden. Schon die äußeren, grob
sichtbaren Umstände zeigen also an, wie weit die
Wirkung unserer alten Urkunde sich erstreckt ha|.
XIV
Daraus ergiebt sich schon hier, dass mau bestrebt
gewesen sein musste den Text an sich richtig weite r-
zuüberliefern : ein Unternehmen, das bei fremden,
zwar recht kultivierten, doch nacli indischem Maaße
barbarischen \ ölkern fast unübersteiglicben Schwie-
rigkeiten und Hindernissen begegnete. Ein beispiel-
loser l^rfolg aber krönte das Wagniss. (.sonia Körösi
hat uns von dieser mächtigen Wendung der Ereig-
nisse, und wie die Erben des Sakyers nach und nacli
flen halben hirdkreis eroberten, einen sehr guten
Bericht aus der Einleitung zur hundertbändigen
Vusgabe des Käh-gyur erstattet, der ebenso knapp
als zutreffend besagt: die Lehre sei von Indien all-
malig überallhin in die Runde ausgegangen, in das
Sanskrit, lÜbetische, (Chinesische, weiter sodann in
noch manche gangbare Desi oder dialektische Mund-
art und »allerhand Sprachen der Mlecchäs« über-
tragen und als Ganzes je einzeln bewahrt worden.
Und so ist es ohne Zweifel geschehn. Vorzüglich
sind es die tibetischen und chinesischen Forscher
und Übersetzer gewesen, die da in Gemeinschaft
mit den indischen Sendboten in kurzer Zeit ihren
Ländern einen buddhistischen Kanon geschaffen
und eine unermessliche Fülle neuen geistigen Reich-
XV
thums sich erworben haben. Dies konnte, nördlich
vom Ganges, nur insofern gelingen, als die Inder
mit den vollendeten Werkzeugen ihrer Sprache und
Kultur das fremde, rothwälsche Wortgut erst wie
eine Glockenspeise einschmolzen, um es sodann in
herrlich neu funkelnden Gebilden wiedererstehn zu
lassen. Bei diesen so zustande gebrachten Schöpfun-
gen musste ach, vieles wohl oder übel eine Färbung
nach der Landesart annehmen, mochten Gehalt und
Gestalt auch ehrlich indisch bleiben ; die eigen-
artig glitzernden Griffe und Henkel der bodenstän-
digen Kultur und ihrer Sagen durften nicht fehlen,
um dem Volke zunächst als Handhabe dienen zu
können.
Von solchen fremdartigen Stoffen und Zuthaten
ist nun unser im Süden, von Magadhä her, gar treu
überlieferte Text ziemlich frei. Die Geschichte
seiner Entstehung ist sehr einfach. Nach dem Tode
des Meisters haben die Jünger auch noch die letzten
Reden und Ereignisse nach altbewährter vedischer
Methode ihrem Gedächtnisse fugenartig eingeprägt,
wie sie ja schon vorher die Meisterreden ganz ebenso
von Tag zu Tag und von Jahr zu Jahr rein bewahrt
imd erhalten hatten, indem bei den regelmäßigen
XVI
Zusammenkünften vor und nach der Regenzeit, und
wo sich außerdem wandernde Jünger aus den vier
Weltgegenden trafen, eben immer ein jeder berich-
tete, was er selbst auf seiner mehr oder minder län-
geren Wanderschaft mit dem Meister von Angesicht
gehört, von Angesicht vernommen hatte. Daher be-
ginnt eine jede der uns also überlieferten Reden mit
den Worten: Das hab’ ich gehört, wobei der Nach-
druck auf dem Ich liegt: andere haben das gehört,
ich habe das gehört. Auf diese Weise ist die urn-
1 assende Sammlung der Reden Gotamo Buddhos
nach und nach zustande gekommen, unverkennbar
ächt gezeichnet mit dem Stämpel seines Geistes.
Wesentlich erleichtert wutrde diese Art der Über-
lieferung durch das Mittel des damals eben kulmi-
nierenden l^äli, der beliebten Umgangsprache, die,
den unerschöpflichen Gehalt, Reichthum und
Wohlklang des Sanskrit noch um neue jugend-
kräftige Ausdrucksmöglichkeiten vermehrend, zu
einer klaren lebendigen Quelle täglicher Mitthei-
lung geworden war : einer wunderbar reinen lingua
franca, die sich au Feinheit der Form am besten
dem Foskaner Dialekt des Trecento im Verhältniss
zum Latein vergleichen lässt.
II l.T
XVII
Nachdem Golamo selbst, mit seinen Jüngern ein
halbes Jahrhundert hindurch in ganz Mittelindien
immer von Ort zu Ort wandernd, nur während der
drei Monate der Regenzeit seßhaft und einsam
zurückgezogen, allenthalben schon als der beste
Künder und Verkünder erschienen war, pflegten
nun die Mönche nach dem Verscheiden des Meisters
bald noch in weitere Fernen hinauszuziehen. Sie
waren ja Bürger der vier Weltgegenden, wie der be-
schwingte Vogel nur mit der Last seiner Federn
dahinfliegt, hatten sie nur mit (jewand und Al-
mosenschaale beschwert weiterzu pilgern. So wirkten
sie geistiges Werk durch Beispiel und Wort. Aber
^ach Jahren und Jahrzehnten, nach einem Jahr-
hundert und darüber begann die lebendig fließende
Sprache allmälig zu vertrocknen, auch sie natürlich
wie alles dem Wandel und Verfall unterworfen. Da
hatten denn die Nachfolger von nun an Silbe um
Silbe, Wort um Wort der Satzung in erstarrter (je-
stalt, in der absterbenden und endlich todten Sprache
weiterzuüberliefern. So musste freilich in Indien wie
außerhalb Indiens der ursprünglich rein asketische
Orden mehr und mehr in gelehrte Schulen ausarten.
Gerade diesem Umstande verdanken wir aber den so
XVIII
erstaunlich getreu erhaltenen alten Text, der alsbald
auf Stein, Metall, Holz, zumeist aber auf Palmblatt-
karton dauernd fixiert wurde.
Während in den folgenden Jahrhunderten wilde
Barbarenstürme über Indien dahinfegten, die erst
mit der englischen Herrschaft völlig beschwichtigt
wurden, Stürme, die fast die ganze alte Kultur wie
Spreu durcheinanderwirbelten, hatten jene alten Päli-
lexte im Süden und Osten einen sicheren Hort gefun-
den. Bei den fremden Völkerschaften in Zeilon,Barma
und Siam herzlich willkommen geheißen, haben die
indischen, nunmehr hochgelehrten Sendboten ein-
heimische Meister herangebildet und Musterschulen
philologischer Forschung geschaffen, unseren Text
von Generation zu Generation schlechthin automa-
tisch übertragen : eine Kunst und Arbeit, bei der jene
Doktoren außerhalb Indiens peinlich saubere Selbst-
zucht und Selbstverleugnung bewähren mussten,
wenn das feinste Filigrangewebe vergangener Jahr-
hunderte überhaupt noch Bestand haben konnte.
Um die Reden herum hatte sich im Laufe der
Zeiten schon von Indien her ein mythischer Rah-
men, ein Sagenkreis gebildet, dessen Stäbe und
Klammern aus der vedischen Kultur herstammten.
II*
XIX
Waren auch die Reden selbst unverziert und un-
ausgeschmückt überliefert worden, der Rahmen
musste eine derbere Handhabe bieten, musste auf
viele Generationen Vorhalten. Diesem technisch öko-
nomischen Zwecke kamen nun die Anschauungen
und Sagen der großen heroischen Vorzeit trefflich
zustatten. Schon Gotamo hatte ja gelegentlich auf
die Ansichten und Vorstellungen dervedischen Seher
gern Bezug genommen, an sie angeknüpft, davon
ausgehend seine eigene Anschauung entwickelt. Die
Ordner der Texte haben nun den Kranz und Rahmen
jeweilen entsprechend verwerthet, meist mit glück-
lichem Gelingen, dem Geiste der Darstellung an-
gemessen. Selten nur kommt es vor, dass ein Riss
oder eine Schramme hemmt oder stört. Dieser äuße-
ren Fassung darf natürlich keine überragende Wich-
tigkeit zuerkannt werden. Die Botschaft und Person
Gotamos kann aus dem Kreise und Rahmen der
Sagen wohl verklärt angedeutet, aber nie richtig er-
schlossen werden. So nennt sich beiläufig einmal
Gotamo zum Sonnenstamme gehörig: und in der
That hatte das fürstliche Geschlecht der Sakyer unter
manchen anderen Beinamen auch diesen, nämlich :
sonnen verwandt, ein Titel, der den Sakyern als ge-
XX
rühmten Abkotnmen der Okkäkiden und Raghuiden
mit anderen Herrscherstämmen gemeinsam zukam
und der in die vedische Urzeit hinaufreicht. Einer
solchen Angabe aber etwa entnehmen wollen, (to-
tamo selbst habe nie gelebt, er sei ein Symbol dei*
Sonne usw., ist genau so zutreffend wie der Nach weis
jenes witzigen Franzosen, dass Napoleon nie gelebt
habe, ein Anagramm oder Kr}'ptogramm für Apollon
sei, von Leto, das ist Letizia geboren, zwölf Marschälle
gehabt habe, das sind die zwölf Zeichen des Thier-
kreises, mit dem Namen Buonaparte natürlich den
guten Theil, das Reich des Lichts personifizieren
sollte usw. Wie das nun bei diesem Welteroberer alles
überraschend gut zutrifft, treffen atich bei unserem
Weiterleuchter ganz analoge Angaben prächtig
zu, bis herab zu dem von einem holländischen
Astrophilologen genau berechneten Horoskop, dass
(iotamos Sohn Rähulo nicht etwa im Hinblick
auf den Ahnherrn Raghus so genannt wurde, viel-
mehr das Produkt von Sonne und Fjrde, das ist eine
Mondesfinsterniss war: gleichwie Napoleons Sohn
als Horos, das Produkt von Isis und Osiris, ausge-
rechnet wurde. Es lässt sich in dergleichen Dingen,
wenn man will und sie nur etwas geistvoll behan-
delt, eine gewisse prastabilierte Harmonie eines Ge-
waltigen mit der Natur entdecken : aber der nüch-
terne Forscher, versteht sich, kann von solchen
Zügen nicht irregeleitet werden.
Nach Europa ist ein einigermaaßen verlässlicher
Bericht über die Grundgedanken Gotamos zuerst
durch Spence Hardy gedrungen. Dieser Mann war
ein tüchtiger wesleyanischer Missionar, seit 1825
auf Zeilon, der nach zwanzigjährigem täglichen
Umgang mit sinhalesischen Priestern uns die erste
eigentliche Bekanntschaft mit dem Buddhismus
vermittelt hat. Ohne Kenntniss des Päli, nur aus
den volksthümlichen Quellen schöpfend, konnte er
gleichwohl drei vortrefflich unterrichtende Werke
herausgeben, von denen das erste, der 1850 in
London erschienene Band Eastern Monachism mit
seiner lebendigen, unmittelbar anschaulichen und
zugleich tief wurzelnden Darstellung bleibenden
Werth hat. Nebenbei sei hier bemerkt, dass Schopen-
hauer, wenige Jahre vor seinem Tode, die Bedeu-
tung solcher Quellen natürlich sofort erkannt hatte :
es war ja das Beste gewesen was er, schon am Ende
seiner Laufbahn, von jenen Lehren je hatte erfaÜren
können. Denn was vor Spence Hardy bekannt ge-
XXII
worden war, mochte immerhin gar viel des Guten
bieten, zumal in den Veröffentlichungen des fein-
sinnigen Burnouf, und zwei Jahrzehnte früher in
den Abhandlungen des Petersburger Akademikers
Isaak Jakob Schmidt, deren Forschungen vorwie-
gend der späten nördlichen Iradition nachzuschür-
fen hatten : aber der antike 'Forso war vor lauter
grotteskem Schutt und Geröll kaum wahrzunehmen.
Tiefer schauende Geister konnten freilich auch hier
mit ihrem Scharfblicke durchdringen und die edlen
Umrisse schon deutlich sehn. Aus eben diesen letz-
teren Arbeiten und dem verwandten Buche Köppens
hatte sich um 1858 Richard Wagner eine bewun-
dernswerthe Kenntniss erworben. »Ja«, sagte er, da-
mals noch unverhutzelt, zur Wesendonk, »das ist eine
Weltansicht, gegen die wohl jedes andere Dogma
kleinlich und bornirt erscheinen muss! Der Philo-
soph mit seinem weitesten Denken, der Naturforscher
mit seinen ausgedehntesten Resultaten, der Künstler
mit seinen ausschweifendsten Phantasien, der Mensch
— mit dem weitesten Herzen für Alles Athmende und
I_.eidende, finden in ihm, diesem wunderbaren, ganz
unvergleichlichen Weltmythos alle die unbeengteste
Statt.« Und zwar schrieb er dies, nachdem er nicht
XXIII
lange vorher bekannt hatte, wie unerquicklich und
widerwärtig es ihm geworden war, sich durch den
ganzen breiten Wust ungeschlachter Darstellungen
und Fratzen hindurchzuarbeiten : »Den Cakya-Sohn,
den Buddha, mir rein zu erhalten, ist mir, trotz der
chinesischen Karikatur, aber doch gelungen«, spricht
er dann am Schlüsse naiv aus. — .lene Zerrbilder zu
bevorzugen ist neuerlich gelehrte Mode geworden :
aber das ist eine Welle, die bald vorüber sein wird.
In fremden J äindern, bei mongolischen Stämmen
und bei den näher benachbarten dravidischen und
indonesischen Völkerschaften, den arischen Typus
rein zu bewahren war allerdings schwer, sehr
schwer. VjS ist eben auch nur der schier übermensch-
lichen Mühe jener alten Gilde von Wortbehütern
zu verdanken, dass die sprechenden Urkunden,
vornehmlich im Süden, heute nocli unverkümmert
bestehn. Zeiloii hat diesen Schatz emsig gehegt,
emsiger noch Barma und Siam. Die Ausgabe des
buddhistischen Kanons, die unter der Regierung des
kürzlich verstorbenen Königs Cülälankarn 1 894 voll-
endet wurde, erweist sich bei kritischer Vergleichung
und Prüfungimmermehr und mehr als jeneUrquellc^
der Überlieferung, aus welcher der wohlausge*
XXIV
rüstete europäische Philologe sein Wissen und Ver-
ständniss zu schöpfen hat. Die Lesarten dieser siame-
sischen Ausgabe bewähren sich nach Anlegung aller
kritischen Sonden, nach Verwerthung des kompli-
zierten archäologischen Apparats in der Regel durch-
gängig als der besser bestätigte, ja zuweilen, durch
epigraphisches Material gestützt, als der sichere
klassische Text, Silbe für Silbe, Satz um Satz. Jeder
Vergleich, wo immer man ansetzen mag, zeigt dies
sehr bald ; so insbesondere auch hier, bei unserem
Text, im Großen Verhör über die Erlöschung. So
hoch verdienstvoll auch seiner Zeit die erste euro-
päische Textausgabe war, die der unvergessliche
Childers auf Grundlage der sinhalesischen Hand-
schriften vor etwa vierzig Jahren musterhaft vor-
bereitet und zustande gebracht hat, kann man
dieselbe, von späteren zu geschweigen, heute ebenso-
wenig mehr ernstlich benützen, als wie etwa eine
aldinischellomer-Ausgabe: ein so großes, ein so un-
geheueres Stück Weges haben uns die Wortbewahrer
und Wortbehüter am Gestade des Menam vorwärts-
gebracht.
An neueren Übersetzungen unseres Textes hat
es bisher keineswegs gemangelt. Bruchstücke davon
m LT
XXV
giebt Oldenberg, ȧuddha^^, 5. Auflage Stuttgart
1906, Pischel, »Leben und Lehre des Buddha«,
Leipzig 1906, Windisch in der Studie »Mära und
Buddha«, I.eipzig 1895, Warren in der Sammlung
»Buddhism in Translations«, Cambridge, Mass.,
1896, ferner hat Kern das ganze Stück im »Buddhis-
mus«, Leipzig 1882 — 1884, mehr oder weniger
vollständig bearbeitet, viel genauer und sorgfältiger
für seine Zeit aber Turnour vor schon über siebzig
Jahren im Journal of the Asiatic Society of Bengal,
Kalkutta 1838, und neuerdings hat noch Fleet im
Journal of the Royal Asiatic Society, London 1906
bis 1909 das letzte Kapitel ungemein eingehend
untersucht, behandelt und zumeist übersetzt. Als
erster Versuch einer unverküi*zten Wiedergabe ist
die Arbeit von Rhys Davids zu nennen, »The Book
of the Great Decease«, Sacred Books of the East
vol. XI Oxford 1881, jetzt im Verein mit Mrs. Rhys
Davids wiederum erschienen in den »Dialogues of
the Buddha«, Part II, London 1910. Endlich ist
noch anzuführen Dutoit, »Das Leben des Buddha«,
Leipzig 1906, und Samarasekera mit seiner »Singha-
lese Translation«, Buddhist Pali Texts, Kolombo
2448 (= 1905), zwei Übersetzer, die ebenso wie
XXVI
die beiden Rhys Davids schon das Ganze befassen.
Alle diese sehr schätzenswerthen Arbeiten haben
freilich das w^ichtige, reiche archäologische Material
gar nicht benutzt, in keiner Weise zum philologi-
schen Verständnisse herangezogen, beruhen aus-
schließlich auf dem sinhalesischen l'ext und auf
seinen Kommentaren. Diese letzteren nun, statt das
^ erständniss zu fördern, lenken weit davon ab, auf
(»des versandetes Gebiet, wo nur mehr das Unkraut
des verkrüppelten Wortkrams üppig gedeiht. Nach
längerem Studium der Kommentare an Ort und Stelle
in freundlichem Verkehr mit den gelehrten Mön-
chen der Insel habe ich mich bereits vor Jahren von
dieser betrübenden Thatsache überzeugen lassen und
mit ihr abfind en müssen. Aus solchen Kommentaren
einer tausend und mehr Jahre späteren Zeit ist ge-
wiss allerhand VortrefQichcs zu lernen, nur kein
Einblick in die alten Urkunden. Diese müssen in
sich selbst zur Sprache gebracht werden, und zwar
durch eine vollkommen umfassende, Wort um Wort
ab wägende und vergleichende Analyse, der die
vSynthese zu folgen hat ; zugleich aber müssen die
Quellen der vereinigten indischen Philologie und
Alterthumskunde unversieglich fließen, zur rich-
XXVII
tigen Wiederbelebung verwendet werden, aus den
Schaehten und Vorräthen der einzelnen Disziplinen :
sonst bleibt es bei dürrer verstaubter Scholastik.
UnserTextist ja ein organischer Theil der Gesammt-
kviltur Indiens: nach allen Richtungen laufen die
Röhren, Adern, Äderchen, Netzenden aus, die das
Kleinste und Feinste wie auch das Grobe und Große
mit einander im Zusammenhänge halten. Was wir
brauchen ist also ein verlässlicher Atlas, oder besser
ein, so zu sagen, anatomischer und physiologischer
Kommentar. Und der kann gewiss nicht aus einem
isolierten Text, oder aus einer Textgruppe, nicht
einmal aus dem ganzen Kanon und seinen Kommen-
taren und Superkommentaren zusammengestellt
werden ; der kann nur mit Geduld, Fleiß und Aus-
dauer, bei großer Muße und immer zunehmender
Fach- und Sachkenntniss auch jenseit der grünen
I.arnpe, durch vereinte Kräfte vielleicht einmal ge-
schaffen werden.
V^ien, 1. März 1911.
Karl Eugen Neumann.
ZUR ERLÖSCHUNG
D as HAB’ ICH GEHÖRT. ZU EINER
Zeit weilte der Erhabene bei Räjaga-
ham, am Geierkulm, im Gebirge.
Um diese Zeit nun war der König von Ma-
gadhä, Ajätasattu, der Sohn der Videherin,
Willens die Vajjiner zu bekriegen. Er hatte
gesagt: »Ich werde diese Vajjiner, die so mäch-
tigen, so gewaltigen, ausrotten, werde die
Vajjiner vertilgen, werde die Vajjiner vom Bo-
den verschwinden lassen, die Vajjiner !« Da
gab denn der König von Magadhä, Ajätasattu,
der Sohn der Videherin,Vassakäro dem Priester,
dem Mägadher Marschall, den Auftrag :
»Komme du, Priester, und geh’ zum Er-
1 LT
1
habenen hin und bring’ dem Erhabenen zu
Füßen meinen Gruß dar und erkundige dich in
meinem Namen nach Gesundheit undFrischej
Munterkeit, Stärke und Wohlbefinden: >Der
König<, sage, >o Herr, von Magadhä, Ajäta-
sattu, der Sohn der Videherin, bringt dem
Erhabenen zu Füßen Gruß dar und lässt Ge-
sundheit und Frische, Munterkeit, Stärke und
Wohlbefinden wünschen<^ und füge hinzu:
>Der König, o Herr, von Magadhä, Ajätasattu,
der Sohn der Videherin, ist Willens die Vajjiner
zu bekriegen. Er hat gesagt : ^Ich werde diese
Vajjiner, die so mächtigen, so gewaltigen, aus-
rotten, werde die Vajjiner vertilgen, werde die
Vajjiner vom Boden verschwinden lassen, die
Vajjiner !’< Wie aber der Erhabene dir antwor-
ten wird, das merke dir gut und melde mir.
Denn die Vollendeten reden nicht unvoll-
kommen.«
»Jawohl, Herr!« sagte da Vassakäro der
Priester, der Mägadher Marschall, gehorsam
2
zum König von Magadhä, Ajälasattu^ dem
Sohn der Videherin. Dann ließ er prächtige
Wagen bespannen, bestieg selbst einen solchen
und fuhr, gefolgt von manchen anderen, von
Räjagaham hinaus, nach dem Geierkulm im
Gebirge, da fuhr er hin. So weit gekommen
als man fahren konnte, stieg er vom Wagen
ab und schritt dann zu Fuße dorthin, wo der
Erhabene weilte. Dort angelangt begrüßte er
den Erhabenen höflich, tauschte freundliche,
denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und
setzte sich beiseite nieder. Beiseite sitzend
sprach nun Vassakäro der Priester, der Mä-
gadher Marschall, zum Erhabenen also:
»Der König, o Gotamo, von Magadhä, Ajä-
tasattu, der Sohn der Videherin, bringt Herrn
Gotamo zu Füßen Gruß dar und lässt Gesund-
heit und Frische, Munterkeit, Stärke und
Wohlbefinden wünschen ^ und er lässt sagen:
der König, o Gotamo, von Magadhä, Ajätasattu,
der Sohn der Videherin, ist Willens die Vaj-
jiner zu bekriegen. Er hat gesagt: Ich werde
diese Vajjiner, die so mächtigen, so gewaltigen,
ausrotten, werde die Vajjiner vertilgen, werde
die Vajjiner vom Boden verschwinden lassen,
die Vajjiner!«
Während der Zeit nun war der ehrwürdige
Anando hinter dem Erhabenen gestanden und
hatte dem Erhabenen Kühlung gefächelt. Da
wandte sich denn der Erhabene an den ehr-
würdigen Anando :
»Vielleicht hast du, Anando, gehört, ob die
Vajjiner häufig Zusammenkommen, öftere Zu-
sammenkünfte haben?«
»Gehört hab’ ich, o Herr, dass die Vajjiner
häufig Zusammenkommen, öftere Zusammen-
künfte haben.«
»So lange aber, Anando, als die Vajjiner
häufig Zusammenkommen, öftere Zusammen-
künfte haben werden, ist eben ein Wachsen,
Anando, der Vajjiner zu erwarten und kein
Schwinden. — Vielleicht hast du, Anando, ge-
4
hört, ob die Vajjiner einträchtig Zusammen-
kommen, einträchtig auseinandergehn, ein-
trächtig ihre Angelegenheiten erledigen?«
»Gehört hab’ ich, o Herr, dass die Vajjiner
einträchtig Zusammenkommen, einträchtig
auseinandergehn, einträchtig ihre Angelegen-
heiten erledigen.«
»So lange aber, Anando, als die Vajjiner
einträchtig Zusammenkommen, einträchtig
auseinandergehn, einträchtig ihre Angelegen-
heiten erledigen werden, ist eben ein Wachsen,
Anando, der Vajjiner zu erwarten und kein
Schwinden. — Vielleicht hast du, Anando, ge-
hört, ob die Vajjiner keine neuen Gesetze er-
lassen, bestehende Gesetze nicht aufheben,
ihrer überlieferten alten Satzung getreu sich
betragen ?«
»Gehört hab’ ich, o Herr, dass die Vajjiner
keine neuen Gesetze erlassen, bestehende Ge-
setze nicht aufheben, ihrer überlieferten alten
Satzung getreu sich betragen.«
5
»So lange aber, Anando, als die Vajjiner
keine neuen Gesetze erlassen, bestehende Ge-
setze nicht aufheben, ihrer überlieferten alten
Satzung getreu sich betragen werden, ist eben
ein Wachsen, Anando, der Vajjiner zu erwarten
und kein Schwinden. — Vielleicht hast du,
Anando, gehört, ob die Vajjiner ihre Bejahrten
im Lande als solche werthhalten, hochschätzen,
achten und ehren und auf deren Rath etwas
geben ?«
»Gehört hab’ ich, o Herr, dass die Vajjiner
ihre Bejahrten im Lande als solche werth-
halten, hochschätzen, achten und ehren und
auf deren Rath etwas geben.«
»So lange aber, Anando, als die Vajjiner
ihre Bejahrten im Lande als solche werth-
halten, hochschätzen, achten und ehren und
auf deren Rath etwas geben werden, ist eben
ein Wachsen, Anando, der Vajjiner zu er-
warten und kein Schwinden. — Vielleicht
hast du, Anando, gehört, ob die Vajjiner da
6
Edelfrauen und Edelfräulein nicht etwa mit
Raub und Gewalt heimführen ?«
»Gehört hab’ ich, o Herr, dass die Vajjiner
da Edelfrauen und Edelfräulein nicht etwa
mit Raub und Gewalt heimführen.«
»So lange aber, Anando, als die Vajjiner
da Edelfrauen und Edelfräulein nicht etwa
mit Raub und Gewalt heimführen werden \
ist eben ein Wachsen, Anando, der Vajjiner
zu erwarten und kein Schwinden. — Viel-
leicht hast du, Anando, gehört, ob die Vaj-
jiner ihre Altarstätten da und dort im Lande,
Tempel sowohl wie Grabmale, als solche
werthhalten, hochschätzen, achten und ehren
und ihnen einstige Schenkungen, einstige
Zuwendungen, die rechtmäßige Beisteuer,
nicht etwa entziehn ?«
»Gehört hab’ ich, o Herr, dass die Vajjiner
ihre Altarstätten da und dort im Lande,
Tempel sowohl wie Grabmale, als solche
werthhalten, hochschätzen, achten und ehren
7
und ihnen einstige Schenkungen, einstige
Zuwendungen, die rechtmäßige Beisteuer,
nicht etwa entziehn.«
»So lange aber, Änando, als die Vajjiner
ihre Altarstätten da und dort im Lande,
Tempel sowohl wie Grabmale, als solche
werthhalten, hochschätzen, achten und ehren
und ihnen einstige Schenkungen, einstige Zu-
wendungen, die rechtmäßige Beisteuer, nicht
etwa entziehn werden, ist eben ein Wachsen,
Anando, der Vajjiner zu erwarten und kein
Schwinden. — Vielleicht hast du, Anando,
gehört, ob die Vajjiner heiligen Pilgern wie
sich’s gebührt Schutz und Schirm und Obhut
richtig angedeihen lassen, damit etwa heilige
Pilger, die noch nicht gekommen sind, das
Reich besuchen, heilige Pilger aber, die schon
gekommen sind, im Reiche sich Wohlbefinden
möchten ?«
»Gehört hab’ ich, o Herr, dass die Vajjiner
heiligen Pilgern wie sich’s gebührt Schutz
8
und Schirm und Obhut richtig angedeihen
lassen, damit etwa heilige Pilger, die noch
nicht gekommen sind, das Reich besuchen,
heilige Pilger aber, die schon gekommen sind,
im Reiche sich Wohlbefinden möchten.«
»So lange aber, Anando, als die Vajjiner
heiligen Pilgern wie sich’s gebührt Schutz
und Schirm und Obhut angedeihen lassen
werden, damit etwa heilige Pilger, die noch
nicht gekommen sind, das Reich besuchen,
heilige Pilger aber, die schon gekommen sind,
im Reiche sich Wohlbefinden möchten, ist
eben ein Wachsen, Anando, der Vajjiner zu
erwarten und kein Schwinden.«
Nun aber wandte sich der Erhabene an
Vassakäro den Priester, den Mägadher Mar-
schall :
»Es war einmal, Priester, da bin ich bei
Vesäli gewesen, beim Grabmal an der Saran-
dadä. Da hab’ ich den Vajjinern diese sieben
unvergessbaren Dinge aufgewiesen. So lange
9
aber, Priester, diese sieben unvergessbaren
Dinge bei den Vajjinern bestehn bleiben, und
die Vajjiner an diesen sieben unvergessbaren
Dingen erkannt werden, ist eben ein Wachsen,
Priester, der Vajjiner zu erwarten und kein
Schwinden.«
Nach diesen Worten sprach Vassakäro der
Priester, der Mägadher Marschall, zum Er-
habenen also:
»Auch nur mit einem, o Gotamo, von den
sieben unvergessbaren Dingen begabt, wäre
ein Wachsen bei den Vajjinern zu erwarten
und kein Schwinden: geschweige mit allen
sieben ! Nichts anhaben kann wohl, o Gotamo,
der König von Magadhä, Ajätasattu, der Sohn
der Videherin, den Vajjinern, wenn es zum
Kampfe kommt, es sei denn durch Verrath
oder Zwietracht. — Wohlan denn, o Gotamo,
wir wollen nun aufbrechen : manche Pflicht
wartet unser, manche Obhegenheit.«
»Wie es dir nun, Priester, belieben mag.«
10
Da stand denn Vassakäro der Priester, der
Mägadher Marschall, durch des Erhabenen
Rede erfreut und befriedigt, von seinem Sitze
auf und entfernte sich.
Bald aber nachdem Vassakäro der Priester,
der Mägadher Marschall, gegangen war,
wandte sich der Erhabene an den ehrwür-
digen Anando :
»Gehe du, Anando: soviel da Mönche um
Räjagaham her sich aufhalten, alle die lass’
in der Halle des Vorhauses sich einfinden.«
»Ja, o Herr«, sagte da gehorsam der ehr-
würdige Anando zum Erhabenen ^ und soviel
der Mönche um Räjagaham her sich auf-
hielten, alle die hieß er in der Halle des Vor-
hauses sich einfinden, kehrte dann zum
Erhabenen zurück, begrüßte den Erhabenen
ehrerbietig und stand beiseite. Beiseite stehend
sprach nun der ehrwürdige Anando zum Er-
habenen also :
»Versammelt, o Herr, ist die Jüngerschaft:
wie es nun, o Herr, dem Erhabenen belieben
mag.« ^
Da stand denn der Erhabene von seinem
Sitze auf, begab sich nach der Halle des Vor-
hauses hin und nahm, dort angelangt, auf
dem angebotenen Sitze Platz. Dann wandte
sich der Erhabene an die Mönche:
»Sieben will ich euch, Mönche, der unver-
gessbaren Dinge aufweisen: das höret und
achtet wohl auf meine Rede.«
»Gewiss, o Herr«, sagten da aufmerksam
jene Mönche zum Erhabenen. Der Erhabene
sprach also:
»So lange als da, ihr Mönche, die Mönche
häufig Zusammenkommen, öftere Zusammen-
künfte haben werden, ist eben ein Wachsen,
ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und
kein Schwinden. So lange als da, ihr Mönche,
die Mönche einträchtig Zusammenkommen,
einträchtig auseinandergehn, einträchtig die
Angelegenheiten des Ordens erledigen wer-
12
den, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der
Mönche zu erwarten und kein Schwinden.
So lange als da, ihr Mönche, die Mönche keine
neuen Gesetze erlassen, bestehende nicht auf-
heben, dem überlieferten Regelpfade getreu
sich betragen werden, ist eben ein Wachsen,
ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und
kein Schwinden. So lange als da, ihr Mönche,
die Mönche die Stützen der Jünger, die längst
erprobten, erfahrenen Pilger, die Väter des
Ordens, die Führer des Ordens, als solche
werthhalten, hochschätzen, achten und ehren
und auf deren Rath etwas geben werden, ist
eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche
zu erwarten und kein Schwinden. So lange
als da, ihr Mönche, die Mönche dem sich
meldenden Durste, dem Wieder dasein säen-
den, keine Folge leisten werden, ist eben ein
Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu er-
warten und kein Schwinden. So lange als da,
ihr Mönche, die Mönche in waldiger Öde
15
gern Sitz und Lager erwählen werden, ist
eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche
zu erwarten und kein Schwinden. So lange
als da, ihr Mönche, die Mönche eben bei sich
selbst der Einsicht pflegen werden, damit
etwa kundige Ordensbrüder, die noch nicht
gekommen sind, herankommen, schon gekom-
mene kundige Ordensbrüder aber sich Wohl-
befinden möchten, ist eben ein Wachsen, ihr
Mönche, der Mönche zu erwarten und kein
Schwinden. — So lange aber, ihr Mönche,
als diese sieben unvergessbaren Dinge bei den
Mönchen bestehn bleiben, und die Mönche
an diesen sieben unvergessbaren Dingen er-
kannt werden, ist eben ein Wachsen, ihr
Mönche, der Mönche zu erwarten und kein
Schwinden.
»Noch andere sieben, ihr Mönche, der i^n-
vergessbaren Dinge will ich aufweisen: das
höret und achtet wohl auf meine Rede.«
»Gewiss, o Herr«, sagten da aufmerksam
14
jene Mönche zum Erhabenen. Der Erhabene
sprach also:
»So lange als da, ihr Mönche, die Mönche
nicht froh der Geschäfte, nicht erfreut an Ge-
schäften, nicht der Freude an Geschäften er-
geben sein werden, ist eben ein Wachsen, ihr
Mönche, der Mönche zu erwarten und kein
Schwinden. So lange als da, ihr Mönche, die
Mönche nicht froh der Gespräche, nicht er-
freut an Gesprächen, nicht der Freude an
Gesprächen ergeben sein werden, ist eben ein
Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwar-
ten und kein Schwinden. So lange als da, ihr
Mönche, die Mönche nicht froh zu schlafen,
nicht erfreut am Schlafe, nicht der Freude am
Schlafen ergeben sein werden, ist eben ein
W achsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten
und kein Schwinden. So lange als da, ihr
Mönche, die Mönche nicht froh der Gesellig-
keit, nicht erfreut an Geselligkeit, nicht der
Freude an Geselligkeit ergeben sein werden.
15
ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche
zu erwarten und kein Schwinden. So lange als
da, ihr Mönche, die Mönche keine bösen Wün-
sche hegen, bösen W ünschen keine F olge leisten
werden, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der
Mönche zu erwarten und kein Schwinden. So
lange als da, ihr Mönche, die Mönche keine
bösen Freunde, keine bösen Gefährten, keine
bösen Vertrauten haben werden, ist eben ein
Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten
und kein Schwinden. So lange als da, ihr Mön-
che, die Mönche mit der Erlangung eines ge-
ringfügigen Ergebnisses innen sich nicht ge-
nügen lassen werden, ist eben ein Wachsen, ihr
Mönche, der Mönche zu erwarten und kein
Schwinden. — So lange aber, ihr Mönche, als
diese sieben unvergessbaren Dinge bei den
Mönchen bestehn bleiben, und die Mönche an
diesen sieben unvergessbaren Dingen erkannt
werden, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der
Mönche zu erwarten und kein Schwinden,
l6
»Noch andere sieben, ihr Mönche, der un-
vergessbaren Dinge will ich aufweisen: das
höret und achtet wohl auf meine Rede.«
»Gewiss, o Herr«, sagten da aufmerksam
jene Mönche zum Erhabenen. Der Erhabene
sprach also:
»So lange als da, ihr Mönche, die Mönche Zu-
trauen haben, schaamhaft, bescheiden, Kenner
des Wortes sein, tapfer ausharren werden, klar
bewusst, witzig erfahren, ist eben ein Wachsen,
ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein
Schwinden.^ So lange aber, ihr Mönche, als diese
sieben unvergessbaren Dinge bei den Mönchen
bestehn bleiben, und die Mönche an diesen
sieben unvergessbaren Dingen erkannt werden,
ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche
zu erwarten und kein Schwinden, — Noch
andere sieben, ihr Mönche, der unvergessbaren
Dinge will ich aufweisen: das höret und achtet
wohl auf meine Rede.«
»Gewiss, o Herr«, sagten da aufmerksam
2 LT
17
jene Mönche zum Erhabenen. Der Erhabene
sprach also:
»So lange als da, ihr Mönche, die Mönche der
Einsicht Erweckung vollbringen werden, des
Tiefsinns Erweckung vollbringen werden, der
Kraft Erweckung vollbringen werden, der Hei-
terkeit Erweckung vollbringen werden, der
Lindheit Erweckung vollbringen werden, der
Innigkeit Erweckung vollbringen werden, des
Gleichmuths Erweckung vollbringen werden,
ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche
zu erwarten und kein Schwinden.^ So lange
aber, ihr Mönche, als diese sieben unvergess-
baren Dinge bei den Mönchen bestehn bleiben,
und die Mönche an diesen sieben unvergess-
baren Dingen erkannt werden, ist eben ein
Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu er-
warten und kein Schwinden. — Noch andere
sieben, ihr Mönche, der unvergessbaren Dinge
will ich aufweisen : das höret und achtet wohl
auf meine Rede.«
i8
»Gewiss^ o Herr«, sagten da aufmerksam
jene Mönche zum Erhabenen. Der Erhabene
sprach also:
»So lange als da, ihr Mönche, die Mönche
der Vergänglichkeit eingedenk sein werden,
der Wesenlosigkeit eingedenk sein werden, der
Unschönheit eingedenk sein werden, des Elends
eingedenk sein werden, der Abkehr eingedenk
sein werden, der Wendung eingedenk sein
werden, der Auflösung eingedenk sein werden,
ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche
zu erwarten und kein Schwinden. So lange
aber, ihr Mönche, als diese sieben unvergess-
baren Dinge bei den Mönchen bestehn bleiben,
und die Mönche an diesen sieben unvergess-
baren Dingen erkannt werden, ist eben ein
Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu er-
warten und kein Schwinden.
»Weiter noch will ich euch Mönchen sechs
unvergessbare Dinge aufweisen : das höret und
achtet wohl auf meine Rede.«
»Gewiss, o Herr«, sagten da aufmerksam
jene Mönche zum Erhabenen. Der Erhabene
sprach also:
»So lange als da, ihr Mönche, die Mönche
mit liebevoller That den Ordensbrüdern bei-
stehn werden, so offen als verborgen, mit hebe-
vollem Worte den Ordensbrüdern beistehn
werden, so offen als verborgen, mit liebevollem
Geiste den Ordensbrüdern beistehn werden,
so offen als verborgen, ist eben ein Wachsen,
ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und
kein Schwinden. So lange als da, ihr Mönche,
die Mönche die empfangenen Gaben, die
Ordenspenden, bis auf die Brocken in der Al-
mosenschaale, bei jeder solchen Gabe nicht
nach Willkür austheilen werden, um nach
den tüchtig bewährten Ordensbrüdern gleich-
mäßig mitzuvertheilen, ist eben ein Wachsen,
ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein
Schwinden. So lange als da, ihr Mönche, die
Mönche die Tugendsatzungen ungebrochen,
20
unverletzt, ungemustert, ungesprenkelt, aus
freiem Entschlüsse, als von Verständigen ge-
priesen, nicht angetastet, zur Vertiefung taug-
lich, bei jeder solchen Regel das Regelmaaß
gemeinsam bewahren werden mit den Ordens-
brüdern, so offen als verborgen, ist eben ein
Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten
und kein Schwinden. So lange als da, ihr
Mönche, die Mönche jene Ansicht, die heilige,
ausreichende, die dem Vollbringer zur gänz-
lichen Leidensversiegung ausreicht, bei solch
einer Ansicht die Ansicht gemeinsam bewahren
werden mit den Ordensbrüdern, so offen als
verborgen, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche,
der Mönche zu erwarten und kein Schwinden.
— So lange aber, ihr Mönche, als diese sechs
unvergessbaren Dinge bei den Mönchen be-
stehn bleiben, und die Mönche an diesen sechs
unvergessbaren Dingen erkannt werden, ist
eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche
zu erwarten und kein Schwinden.«
31
Da hat denn nun der Erhabene^ bei Räja-
gaham verweilend, am Geierkulm, im Gebirge,
also noch weiterhin den Mönchen lehrreiche
Rede gehalten:
»Das ist Tugend, das ist Vertiefung, das ist
Weisheit j in Tugend ausgediehene Vertiefung
verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in Ver-
tiefung ausgediehene Weisheit verleiht hohen
Lohn, hohe Förderung, in Weisheit ausge-
diehenes Herz wird eben von allem Wahne
frei, und zwar vom Wunscheswahn, vom Da-
seinswahn, vom Nichtwissenswahn.«
Nachdem nun der Erhabene bei Räjagaham
nach Belieben geweilt hatte, wandte sich der
Erhabene an den ehrwürdigen Anando:
»Lass’ uns, Anando, nach dem Mangohage
aufbrechen, dahin wollen wir gehn.«
» W ohl, o Herr« , sagte da aufmerksam der ehr-
würdige Anando zum Erhabenen. Da ist nun der
Erhabene, von einer zahlreichen Jüngerschaft
begleitet, nach dem Mangohage hingezogen.
22
Am Mangohage weilte nun der Erhabene,
im königlichen Rasthaus. Auch dort hat dann
der Erhabene, am Mangohage verweilend,
im königlichen Rasthaus, also noch weiterhin
den Mönchen lehrreiche Rede gehalten :
»Das eben ist Tugend, das eben ist Vertie-
fung, das eben ist Weisheit j in Tugend ausge-
diehene Vertiefung verleiht hohen Lohn, hohe
Förderung, in Vertiefung ausgediehene Weis-
heit verleiht hohen Lohn, hohe Förderung,
in Weisheit ausgediehenes Herz wird eben von
allem Wahne frei, und zwar vom Wunsches-
wahn, vom Daseinswahn, vom Nichtswissens-
wahn.«
Nachdem nun der Erhabene am Mango-
hage nach Belieben geweilt hatte, wandte sich
der Erhabene an den ehrwürdigen Anando :
»Lass’ uns, Anando, nach Nälandä auf-
brechen, dahin wollen wir gehn.«
»Wohl, o Herr«, sagte da aufmerksam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist
23
nun der Erhabene, von einer zahlreichen
Jüngerschaft begleitet, nach Nälandä hinge-
zogen.
Bei Näjandä weilte nun der Erhabene, am
Saume des Mangowaldes der Stadt Pävä. Da
ist denn der ehrwürdige Säriputto zum Er-
habenen hingekommen, hat den Erhabenen
ehrerbietig begrüßt und sich beiseite gesetzt.
Beiseite sitzend sprach dann der ehrwürdige
Säriputto zum Erhabenen also :
»So klar geworden bin ich, o Herr, am
Erhabenen: es war nicht und es wird nicht
sein und ist auch gegenwärtig nicht ein
anderer Asket oder Priester reicher als der
Erhabene an Weisthum, und zwar im Er-
wachtsein.«
»Gewaltig ist, Säriputto, das kühne Wort,
das du gesprochen, schlechthin behauptet, als
Löwenruf hast erschallen lassen : ^So klar ge-
worden bin ich, o Herr, am Erhabenen: es
war nicht und es wird nicht sein und ist auch
24
gegenwärtig nicht ein anderer Asket oder
Priester reicher als der Erhabene an Weis-
thum, und zwar im Erwachtsein’ ^ wie denn,
Säriputto : die da in vergangenen Zeiten Hei-
lige, vollkommen Erwachte waren, alle jene
Erhabenen hast du im Geiste geistig erfassend
erkannt: >Also gelebt hatten jene Erhabenen,
so und so, also gelehrt, also gewusst, also ge-
weilt, also erlöst waren jene Erhabenen, so"*
und so< ?«
»Das wohl nicht, o Herr.«
»Wie aber, Säriputto: die da in künftigen
Zeiten Heihge, vollkommen Erwachte sein
werden, alle jene Erhabenen hast du im Geiste
geistig erfassend erkannt : >Also leben werden
jene Erhabenen, so und so, also lehren, also
wissen, also weilen, also erlöst sein werden
jene Erhabenen, so und so< ?«
»Das wohl nicht, o Herr.«
»Wie aber, Säriputto : hast du gegenwärtig
mich als Heiligen, vollkommen Erwachten
^5
im Geiste geistig erfassend erkannt: >Also
lebt der Erhabene, so und so, lehrt also, weiß
also, weilt also, also erlöst ist der Erhabene,
so und so< ?«
»Das wohl nicht, o Herr.«
»So hast du eben da, Säriputto, von den
vergangenen, künftigen, gegenwärtigen Hei-
ligen, vollkommen Erwachten keine geistig
durchdringende Kunde: wie denn also nur,
Säriputto, konntest du das gewaltige, kühne
Wort sprechen, schlechthin behaupten, als
Löwenruf erschallen lassen : ^So klar gewor-
den bin ich, o Herr, am Erhabenen: es war
nicht und es wird nicht sein und ist auch
gegenwärtig nicht ein anderer Asket oder
Priester reicher als der Erhabene an Weis-
thum, und zwar im Erwachtsein’ ?«
»Freilich hab’ ich, o Herr, von den ver-
gangenen, künftigen, gegenwärtigen Heiligen,
vollkommen Erwachten keine geistig durch-
dringende Kunde : gleichwohl hab’ ich folge-
26
recht erkannt. — Gleichwie etwa, o Herr,
als wenn an des Königs Gränzen eine Burg
steht, mit mächtigem Walle, mächtigen Mau-
ern und Zinnen, und einem Eingang : da sei
ein Thorhüter, klug, erfahren, besonnen, der
Unbekannte ab weist. Bekannte einlässt. Der
würde, indem er rings um die Festung im
Kreisweg herumschritte, keinen Spalt in der
Mauer, keinen Schlitz in der Mauer bemerken,
nicht einmal um ein Kätzchen durchschlüpfen
zu lassen, so dass er sich sagte: >Was auch im-
mer für größeres Wesen diese Burg betreten
oder verlassen will, ein jedes muss eben durch
dieses Thor eintreten oder austreten.< Eben-
so nun auch, o Herr, hab’ ich folgerecht er-
kannt : die da, o Herr, in vergangenen Zeiten
Heilige, vollkommen Erwachte waren, alle
jene Erhabenen hatten die fünf Hemmungen
aufgehoben, die Schlacken des Gemüthes ken-
nen gelernt, die lähmenden, hatten bei den
vier Pfeilern der Einsicht den Geist wohlauf-
27
gepflanzt^ die sieben Erweckungen der Wahr-
heit gemäß erwirkt, waren in der unver-
gleichlichen vollkommenen Erwachung auf-
erwacht. Und die da, o Herr, in künftigen
Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte sein
werden, alle jene Erhabenen werden die fünf
Hemmungen aufheben, die Schlacken des Ge-
müthes kennen lernen, die lähmenden, bei den
vier Pfeilern der Einsicht den Geist wohl-
aufpflanzen, die sieben Erweckungen der
Wahrheit gemäß erwirken, werden in der
unvergleichlichen vollkommenen Erwachung
auferwachen. Der Erhabene aber, o Herr, hat
jetzt als Heiliger, vollkommen Erwachter die
fünf Hemmungen aufgehoben, die Schlacken
des Gemüthes kennen gelernt, die lähmenden,
hat bei den vier Pfeilern der Einsicht den
Geist wohlaufgepflanzt, die sieben Erweckun-
gen der Wahrheit gemäß erwirkt, ist in der
unvergleichlichen vollkommenen Erwachung
aufer wacht.«
28
Da hat denn noch der Erhabene, bei Nä-
landä verweilend, am Saume des Mango-
waldes der Stadt Pävä, also auch weiterhin
den Mönchen lehrreiche Rede gehalten :
»Das eben ist Tugend, das eben ist Vertie-
fung, das eben ist Weisheit 5 in Tugend ausge-
diehene Vertiefung verleiht hohen Lohn, hohe
Förderung, in Vertiefung ausgediehene Weis-
heit verleiht hohen Lohn, hohe Förderung,
in Weisheit ausgediehenes Herz wird eben von
allem Wahne frei, und zwar vom Wunsches-
wahn, vom Daseinswahn, vom Nichtwissens-
wahn.«
Nachdem nun der Erhabene bei Nälandä
nach Belieben geweilt hatte, wandte sich der
Erhabene an den ehrwürdigen Anando:
»Lass’ uns, Anando, nach dem Dorfe Pätali
aufbrechen, dahin wollen wir gehn.«
»Wohl, o Herr«, sagte da aufmerksam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist
nun der Erhabene, von einer zahlreichen Jün-
^9
gerschaft begleitet, nach dem Dorfe Pätali hin-
gezogen.
Es hörten aber die Anhänger im Dorfe Pä-
tali reden; >Der Erhabene, heißt es, ist bei
unserem Dorfe angekommen !< Da begaben
sich denn die Anhänger aus dem Dorfe Pätali
zum Erhabenen hin, begrüßten den Erhabenen
ehrerbietig und setzten sich beiseite nieder.
Beiseite sitzend sprachen nun die Anhänger
aus dem Dorfe Pätali zum Erhabenen also:
»Beehren möge, o Herr, der Erhabene unser
Gemeindehaus !«
Schweigend gewährte der Erhabene die Bitte.
Als nun die Anhänger aus dem Dorfe Pätali
der Zustimmung des Erhabenen gewiss waren,
standen sie auf, begrüßten den Erhabenen ehr-
erbietig, gingen rechts herum und begaben sich
nach dem Gemeindehause. Dort ließen sie
den Boden ganz mit Matten bedecken, die
Stühle bereit richten, einen Eimer mit Wasser
aufstellen und eine Öllampe zurechtmachen.
30
Dann kehrten sie wieder zum Erhabenen zu-
rück^ begrüßten den Erhabenen ehrerbietig
und standen beiseite. Beiseite stehend sprachen
nun die Anhänger aus dem Dorfe Pä^ali zum
Erhabenen also:
»Ganz mit Matten bedeckt, o Herr, ist der
Boden des Gemeindehauses, die Stühle sind
bereit gerichtet, ein Eimer mit Wasser auf-
gestellt, eine Öllampe zurechtgemacht: wie
es nun, o Herr, dem Erhabenen belieben mag.«
So begann denn der Erhabene gegen Abend
sich zu rüsten, nahm Mantel und Schaale und
begab sich, von einer zahlreichen Jüngerschaft
begleitet, nach dem Gemeindehaus, da ging
er hin. Dort angelangt spülte der Erhabene
die Füße ab, trat in den Saal ein und setzte
sich nahe dem mittleren Pfeiler, gegen Osten
gewendet, nieder. Und auch die begleitenden
Mönche spülten die Füße ab, traten in den
Saal ein und setzten sich nahe der westlichen
Wand, gegen Osten gewendet, nieder, so dass
51
der Erhabene ihnen voransaß. U nd auch die An-
hänger aus dem Dorfe Pätah spülten die Füße
ab, traten in den Saal ein und setzten sich nahe
der östlichen Wand, gegen Westen gewendet,
nieder, so dass der Erhabene ihnen voransaß.
Dann aber wandte sich der Erhabene an die
Anhänger aus dem pätalischen Dorfe:
»Fünf giebt es, ihr Hausväter, der Kümmer-
nisse für einen Untüchtigen durch sein Ab-
weichen von Tugend: und welche fünf? Da
geht, ihr Hausväter, ein Untüchtiger, von
Tugend abgewichen, durch seinen Leichtsinn
großem Verlust an Vermögen entgegen ^ das
ist die erste Kümmerniss eines Untüchtigen
durch sein Abweichen von Tugend. Ferner
aber, ihr Hausväter, erfährt ein Untüchtiger,
von Tugend abgewichen, übelberüchtigte
Nachrede 5 das ist die zweite Bekümmerniss
eines Untüchtigen durch sein Ab weichen von
Tugend. Ferner aber, ihr Hausväter, wird ein
Untüchtiger, von Tugend abgewichen, was
für eine Versammlung er auch aufsuchen mag,
sei es die Versammlung von Kriegern oder von
Priestern, sei es die Versammlung von Haus-
leuten oder von Asketen, mit unfreiem Antlitz
sie aufsuchen, mit gedrückter Miene 5 das ist die
dritte Bekümmerniss eines Untüchtigen durch
sein Abweichen von Tugend. Ferner aber, ihr
Hausväter, wird ein Untüchtiger, von Tugend
abgewichen, wirren Geistes sterben 5 das ist
die vierte Bekümmerniss eines Untüchtigen
durch sein Abweichen von Tugend. Ferner
aber, ihr Hausväter, wird ein Untüchtiger, von
Tugend abgewichen, bei der Auflösung des
Körpers, nach dem Tode, abwärts gerathen, auf
schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische
Welt^ das ist die fünfte Bekümmerniss einesUn-
tüchtigen durch sein Abweichen von Tugend.
Das sind, ihr Hausväter, die fünf Bekümmer-
nisse eines Untüchtigen durch sein Ab weichen
von Tugend. — Fünf giebt es, ihr Hausväter,
der Fördernisse für einen Tüchtigen durch sein
3 lt
33
Gewöhnen an Tugend: und welche fünf? Da
geht, ihr Hausväter, ein Tüchtiger, an Tugend
gewöhnt, durch seine Ausdauer großem Zu-
wachs an Vermögen entgegen ^ das ist die
erste Förderniss eines Tüchtigen durch sein
Gewöhnen an Tugend. Ferner aber, ihr Haus-
väter, erfährt ein Tüchtiger, an Tugend ge-
wöhnt, rühmlich erfreuliche Nachrede 5 das ist
die zweite Förderniss eines Tüchtigen durch
sein Gewöhnen an Tugend. Ferner aber, ihr
Hausväter, wird ein Tüchtiger, an Tugend ge*^
wöhnt, was für eine Versammlung er auch
aufsuchen mag, sei es die Versammlung von
Kriegern oder von Priestern, sei es die Ver-
sammlung von Hausleuten oder von Asketen,
mit freiem Antlitz sie aufsuchen, mit unverle-
gener Miene 5 das ist die dritte Förderniss eines
Tüchtigen durch sein Gewöhnen an Tugend.
Ferner aber, ihr Hausväter, wird ein Tüchtiger,
an Tugend gewöhnt, nicht wirren Geistes
sterben^ das ist die vierte Förderniss eines
34
Tüchtigen durch sein Gewöhnen an Tugend.
Ferner aber, ihr Hausväter, wird ein Tüchtiger,
an Tugend gewöhnt, bei der Auflösung des
Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte ge-
rathen, in himmlische Welt 5 das ist die fünfte
Förderniss eines Tüchtigen durch sein Gewöh-
nen an Tugend. Das sind, ihr Hausväter, die
fünf Fördernisse eines Tüchtigen durch sein
Gewöhnen an Tugend.«^
So hatte dann der Erhabene die Anhänger
aus dem Dorfe Pätali schon über die Nacht-
zeit in lehrreichem Gespräche noch ermuntert,
ermuthigt, erregt und erheitert, und mahnte
nun:
»Vorgerückt ist, ihr Hausväter, die Nacht:
wie es euch nun belieben mag.«
»Wohl, o Herr!«, sagten da gehorsam die
Anhänger aus dem Dorfe Pätali zum Erha-
benen, standen alsbald von den Sitzen auf,
begrüßten den Erhabenen ehrerbietig, gingen
rechts herum und entfernten sich. Nicht lange
3*
35
aber nachdem sich jene Anhänger entfernt
hatten, zog sich der Erhabene in ein leeres
Gemach zurück.
Um diese Zeit nun ließen Sunidho und Vassa-
käro, die Mägadher Marschälle, bei dem Dorfe
Pätali eine Feste aufführen, den Vajjinernzum
Trutze. Damals aber hatten schaarenweise
Gottheiten, zu tausenden, bei dem Dorfe Pä-
tali von Grund und Boden Besitz ergriffen.
An welchem Orte hochmögende Gottheiten
von Grund und Boden Besitz ergriffen hatten,
da waren bei den Werkführern der Könige
von hoher Macht die Gedanken darauf ge-
richtet Bauwerke aufzuführen 5 an welchem
Orte mittlere Gottheiten von Grund und Boden
Besitz ergriffen hatten, da waren bei den Werk-
führern der Könige von mittlerer Macht die
Gedanken darauf gerichtet Bauwerke aufzu-
führen ^ an welchem Orte mindere Gottheiten
56
von Grund und Boden Besitz ergriffen hatten,
da waren bei den Werkführern der Könige
von minderer Macht die Gedanken darauf ge-
richtet Bauwerke aufzuführen.^
Es sah aber der Erhabene mit dem himm-
lischen Auge, dem geläuterten, über mensch-
liche Gränzen hinausreichenden, wie jene
Gottheiten zu tausenden bei dem Dorfe Pä-
tali von Grund und Boden Besitz ergriffen.
Als nun die Dämmerung anbrach verließ der
Erhabene, vor Sonnenaufgang, die Ruhstätte
und wandte sich an den ehrwürdigen Anando :
»Wer lässt wohl, Anando, bei dem Dorfe
Pätali eine Feste aufführen?«
»Sunidho und Vassakäro, o Herr, die Mä-
gadher Marschälle, lassen bei dem Dorfe Pätali
eine Feste aufführen, den Vajjinern zum
Trutze.«
»Gleichwie etwa, Anando, als wenn mit den
Dreiunddreißig Göttern Sakko sich berathen
hat^: ebenso auch nun, Anando, lassen da Su-
57
nidho und Vassakäro, die Mägadher Marschälle,
bei dem Dorfe Pätali eine Feste aufführen,
den Vajjinern zum Trutze. Gesekn hab’ ich da,
Anando, mit dem himmlischen Auge, dem ge-
läuterten, über menschliche Gränzen hinaus-
reichenden, wie Schaaren von Gottheiten,
zu tausenden, bei dem Dorfe Pätali von
Grund und Boden Besitz ergriffen. An wel-
chem Orte hochmögende Gottheiten' von
Grund und Boden Besitz ergriffen hatten, da
waren bei den Werkführern der Könige von
hoher Macht die Gedanken darauf gerichtet
Bauwerke aufzuführen ^ an welchem Orte
mittlere Gottheiten von Grund und Boden
Besitz ergriffen hatten, da waren bei den
Werkführern der Könige von mittlerer Macht
die Gedanken darauf gerichtet Bauwerke auf-
zuführen 5 an welchem Orte mindere Gott-
heiten von Grund und Boden Besitz ergriffen
hatten, da waren bei den Werkführern der
Könige von minderer Macht die Gedanken
58
darauf gerichtet Bauwerke aufzuführen. —
Soweit, Anando, altehrwürdiges Gebiet reicht,
soweit Handelsstraßen sich erstrecken, dies
wird die größte Stadt werden: Pätaliputtam,
in der Gabel der Ströme. Pätaliputtam, Anando,
stehn dreierlei Gefährnisse bevor: durch Feuer,
durch Wasser, durch Zwietracht.«
D a nun begaben sich Sunidho und Vassakaro,
die Mägadher Marschälle, zum Erhabenen hin.
Dort angelangt boten sie höflichen Gruß dar,
tauschten freundliche, denkwürdige Worte
mit dem Erhabenen und stellten sich seitwärts
hin. Seitwärts stehend sprachen dann Sunidho
und Vassakaro, die Mägadher Marschälle, zum
Erhabenen also:
»Gewähre uns Herr Gotamo die Bitte, heute
mit der Jüngerschaft bei uns zu speisen!«
Schweigend gewährte der Erhabene die
Bitte.
39
Ak nun Sunidho und Vassakäro, die Mä-
gadher Marschälle, der Zustimmung des Er-
habenen gewiss waren, begaben sie sich nach
ihrer Behausung zurück. Dort angelangt ließen
sie in ihrem Saale ausgewählte feste und flüs-
sige Speise auftragen und sandten akbald einen
Boten an den Erhabenen mit der Meldung:
>Es ist Zeit, o Gotamo, das Mahl ist bereit.<
So begann denn der Erhabene vor Mittag sich
zu rüsten, nahm McOitel und Almosenschaale
und ging, von der Jüngerschaft begleitet, dort-
hin wo Sunidho und Vassakäro, die Mägadher
Marschälle, wohnten. Dort angelangt nahm
der Erhabene auf dem angebotenen Sitze Platz.
Sunidho und Vassakäro aber, die Mägadher
Marschälle, bedienten und versorgten eigen-
händig den Erwachten voran und die Jünger-
schaft mit ausgewählter fester und flüssiger
Speise.
Nachdem nun der Erhabene gespeist und
das Mahl beendet hatte, nahmen Sunidho und
40
Vassakäro, die Mägadher Marschälle, ein paar
niedere Stühle zur Hand und setzten sich zur
Seite hin. Sunidho und Vassakäro, die Mä-
gadher Marschälle, die da zur Seite saßen,
wurden nun vom Erhabenen mit dieser Spruch-
weise erfreut;
»Wo immer er sein Haus bestellt,
Ein Mann von kluger Sinnesart :
Asketen, tugendächt, bezähmt,
Er wird sie gern zu Gaste sehn.
Und was an ihnen göttlich war
Verehren so an ihrer statt.
»Bei solcher Sorgfalt sorgen sie.
In solcher Andacht denken sein
Und hüten sie gar liebreich ihn.
Gleichwie die Mutter hegt ihr Kind ;
Ein göttlich mitgeliebter Mensch
Erblickt an jedem Orte Heil.«®
So hatte denn der Erhabene Sunidho und
Vassakäro, die Mägadher Marschälle, mit dieser
41
Spruchweise erfreut, stand nun vom Sitze auf
und ging von dannen.
Damals aber gerade waren Sunidho und
Vassakäro, die Mägadher Marschälle, dem Er-
habenen rückwärts immer folgend, nachge-
gangen : »Durch welchen Thorweg der Asket
Gotamo heute hinausschreiten wird, der soll
^Gotamo-Thorweg’ benannt werden, an wel-
cher Furth der Asket Gotamo den Ganges-
strom überfahren wird, die soll ^Gotamo-Furth’
benannt werden.« Der Thorweg nun, durch
den der Erhabene hinausschritt, wurde ^Go-
tamo-Thorweg’ benannt. Da kam denn der
Erhabene zum Gangesstrom heran. Um diese
Zeit aber war der Gangesstrom vollgeworden,
gleich hoch der Düne, Krähen schlürfbar.
Manche Leute bestiegen da einen Kahn, andere
wieder bestiegen eine Fähre, und wieder andere
banden ein Floss zusammen, in der Absicht
42
von hüben hinüberzugelangen. Da war denn
der Erhabene, gleichwie etwa ein kräftiger
Mann den eingezogenen Arm ausstrecken
oder den ausgestreckten Arm einziehn mag,
auch schon vom diesseitigen Ufer der Ganges-
fluthen verschwunden und am Ufer drüben
zu stehn gekommen. Es sah aber der Erha-
bene jene Leute, wie da manche einen Kahn
bestiegen, andere wieder eine Fähre bestiegen,
und wieder andere ein Floss zusammenbanden,
in der Absicht von hüben hinüberzugelangen.
Da ließ nun der Erhabene, bei solchem An-
blick eben dazumal tief aufathmend, dies ver-
lauten :
»Wer die reißenden Wogen überkreuzen will,
Auf eigener Brücke lässt er das Gestade zurück;
Ein Floss wohl zusammen bindet der Mensch:
Entronnen sind Weise hinübergelangt.«
ende des ersten BERICHTES
D a hat denn der Erhabene sich an den
ehrwürdigen Anando gewandt;
»Lass’ unSj Anando, nach dem Dorfe Koti
aufbrechen, dahin wollen wir gehn.«
»Wohl, o Herr«, sagte da aufmerksam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist
nun der Erhabene, von einer zahlreichen
Jüngerschaft begleitet, nach dem Dorfe Kop
hingezogen. Bei dem Dorfe Koti hat dann der
Erhabene Rast gehalten. Dort nun wandte
sich der Erhabene an die Mönche;
»Weil da, ihr Mönche, die vier heiligen
Wahrheiten nicht verstanden, nicht durch-
drungen waren, ist eben diese lange Lauf-
bahn umwandelt worden, umkreist worden,
von mir sowie von euch ; und welche vier ?
Weil das Leiden, ihr Mönche, als heilige
44
Wahrheit nicht verstanden, nicht durch-
drungen war, ist eben diese lange Laufbahn
umwandelt worden, umkreist worden, von
mir sowie von euch 5 weil die Leidensent-
wicklung, ihr Mönche, als heilige Wahrheit
nicht verstanden, nicht durchdrungen war,
ist eben diese lange Laufbahn umwandelt
worden, umkreist worden, von mir sowie von
euch 5 weil die Leidensauflösung, ihr Mönche,
als heilige Wahrheit nicht verstanden, nicht
durchdrungen war, ist eben diese lange Lauf-
bahn umwandelt worden, umkreist worden,
von mir sowie von euch ; weil der zur Leidens-
auflösung führende Pfad, ihr Mönche, als hei-
lige Wahrheit nicht verstanden, nicht durch-
drungen war, ist eben diese lange Laufbahn
umwandelt worden, umkreist worden, von mir
sowie von euch. Da ist jetzt, ihr Mönche, das
Leiden als heilige W ahrheit verstanden, durch-
drungen, die Leidensentwicklung als heilige
Wahrheit verstanden, durchdrungen, die Lei-
45
densauflösung als heilige W ahrhei t verstanden,
durchdrungen, der zur Leidensauflösung füh-
rende Pfad als heilige Wahrheit verstanden,
durchdrungen, abgeschnitten der Daseinsdurst,
versiegt die Daseinsader, und nicht mehr giebt
es Wiedersein.«
Also sprach der Erhabene. Als der Will-
kommene das gesagt hatte, sprach fernerhin
also der Meister :
»Vier Dinge sind es, heilig wahr :
Und sieht man die nicht wirklich ein,
Die lange Laufbahn kreist man um,
Geburten um Geburten hin.
»Jetzt also sind sie recht erkannt :
Die Daseinsader ist versiegt.
Des Leidens Wurzel abgesägt.
Und nicht mehr giebt es Wiedersein.«
Da hat denn noch der Erhabene, bei dem
Dorfe Koti verweilend, also auch weiterhin
den Mönchen lehrreiche Rede gehalten:
46
»Das ist Tugend, das ist Vertiefung, das ist
Weisheit 5 in Tugend ausgediehene Vertiefung
verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in Ver-
tiefung ausgediehene Weisheit verleiht hohen
Lohn, hohe Förderung, in Weisheit ausgedie-
henes Herz wird eben von allem Wahne frei,
und zwar vom Wunscheswahn, vom Daseins-
wahn, vom Nichtwissenswahn.«
Nachdem nun der Erhabene bei dem Dorfe
Koti nach Belieben geweilt hatte, wandte sich
der Erhabene an den ehrwürdigen Anando :
»Lass’ uns, Anando, nach Nädikä aufbrechen,
dahin wollen wir gehn.«
»Wohl, o Herr«, sagte da aufmerksam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist
nun der Erhabene, von einer zahlreichen
Jüngerschaft begleitet, nach Nädikä hinge-
zogen. Auch bei Nädikä hat dann der Erha-
bene Rast gehalten, in der Steinernen Ein-
siedelei. Da ist nun der ehrwürdige Anando
zum Erhabenen hingekommen, hat den Er-
47
habenen ehrerbietig begrüßt und sich beiseite
hingesetzt. Beiseite sitzend sprach dann der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen also :
»Salho, wie er hieß, o Herr, der Mönch, ist
bei Nädikä gestorben : wo ist er jetzt, was ist aus
ihm geworden ? Die Nonne, o Herr, Nandä ge-
heißen, ist bei Nädikä gestorben : wo ist sie jetzt,
was ist aus ihr geworden? Sudatto, wie man
ihn hieß, o Herr, der Anhänger, ist in Nädikä
gestorben: wo ist er jetzt, was ist aus ihm ge-
worden ? Sujätä, wie sie geheißen war, o Herr,
die Anhängerin, ist in Nädikä gestorben: wo
ist sie jetzt, was ist aus ihr geworden? An-
hänger, o Herr, wie Kakudho, Käralimbho,
Nikato, Katissaho, Tuttho, Santu^tho, Bha^o,
Subhato, sind in Nädikä gestorben: wo sind
sie jetzt, was ist aus ihnen geworden?«
»SaUxo, Anando, der Mönch, hatte durch
die Wahnversiegung die wahnlose Gemüth-
erlösung, W eisheiterlösung noch bei Lebzeiten
sich offenbar gemacht, verwirklicht und er-
48
rangen. Nandä, Anando, die Nonne, war nach
Vernichtung der fünf niederzerrenden Fesseln
emporgestiegen um von dort aus zu erlöschen,
nicht mehr zurückzukehren nach jener Welt.
Sudatto, Anando, der Anhänger, war nach
Vernichtung der drei Fesseln, von Gier, Hass
und Irre erleichtert, fast schon geläutert, nur
einmal wird er wiederkehren, nur einmal
noch zu dieser Welt gekommen dem Leiden
ein Ende machen. Sujätä, Anando, die An-
hängerin, war nach Vernichtung der drei
Fesseln zur Hörerschaft gelangt, dem Ver-
derben entronnen kann sie zielbewusst der
vollen Erwachung entgegeneilen. Kakudho,
Anando, der Anhänger, war nach Vernichtung
der fünf niederzerrenden Fesseln emporge-
stiegen um von dort aus zu erlöschen, nicht
mehr zurückzukehren nach jener Welt. Kära-
limbho, Nikato, Katissaho, Tu^tho, Santu^tho,
Bhato, Subhafo, diese Anhänger, Anando,
waren alle nach Vernichtung der fünf nieder-
4 LT
49
zerrenden Fesseln emporgestiegen vim von
dort aus zu erlöschen, nicht mehr zurückzu-
kehren nach jener Welt. Über fünfzig, Anan-
do, der Anhänger, in Nädikä gestorben, waren
nach Vernichtung der fünf niederzerrenden
Fesseln empor gestiegen um von dort aus zu
erlöschen, nicht mehr zurückzukehren nach
jener Welt. Mehr als neunzig, Anando, der
Anhänger, in Nädikä gestorben, waren nach*
Vernichtung der drei Fesseln, von Gier, Hass
und Irre erleichtert, fast schon geläutert, nur
einmal werden sie wiederkehren, nur einmal
noch zu dieser Welt gekommen dem Leiden
ein Ende machen. Etliche fünfhundert, Anan-
do, der Anhänger, in Nädikä gestorben, waren
nach Vernichtung der drei Fesseln zur Hörer-
schaft gelangt, dem Verderben entronnen
können sie zielbewusst der vollen Erwachung
entgegeneilen.
»Nichts Besonderes ist es ja, Anando, dass
ein Menschenwesen zu sterben komme. Wenn
ihr da bei jedem und jedem Verstorbenen an
den Vollendeten herantreten und um eine
Auskunft bitten wolltet, wäre das wohl eine
Plage, Anando, für den Vollendeten. Darum
will ich, Anando, den ^Spiegel der Lehre’, wie
hier die Darstellung heißen soll, aufweisen,
mit dem versehn der heilige Jünger, wenn
ihn danach verlangt, eben selber sich auf-
klären kann: > Versiegt hab’ ich die Hölle,
versiegt den Schooß der Thierheit, versiegt das
Gespensterreich, versiegt den Abweg, die üble
Fährte, das Verderben: Hörer der Botschaft
bin ich geworden, dem Verderben entronnen,
eile zielbewusst der vollen Erwachung ent-
gegen.< Was ist das aber, Anando, für eine
Darstellung als Spiegel der Lehre, mit dem
versehn der heilige Jünger, wenn ihn danach
verlangt, eben selber sich also aufklären kann ?
Da ist, Anando, der heihge Jünger beim Er-
wachten mit begründeter Zuversicht ausge-
rüstet, so zwar : >Das ist der Erhabene, Hei-
4 *
51
lige, vollkommen Erwachte^ der Wissens- und
Wandelsbewährte, der Willkommene, der
Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der
Männerheerde, der Meister der Götter und
Menschen, der Erwachte, der Erhabene< ^ ist
bei der Lehre mit begründeter Zuversicht
ausgerüstet: >Wohl kundgethan ist vom Er-
habenen die Satzung, die ersichtliche, zeitlose^,
anregende, einladende, den Verständigen von
selbst verständlich< ^ ist bei der Jüngerschaft mit
begründeter Zuversicht ausgerüstet: >Wohl
vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschaar,
ehrlich vertraut ist beim Erhabenen die Jün-
gerschaar, recht vertraut ist beim Erhabenen
die Jüngerschaar, geziemend vertraut ist beim
Erhabenen die Jüngerschaar, und zwar vier
Paare der Menschen, nach acht Arten von
Menschen: das ist des Erhabenen Jünger-
schaar, die Opfer und Spende, Gabe und Gruß
verdient, heiligste Stätte der Welt ist.<^° Er hat
Eigenschaften erworben, wie sie Heiligen lieb
5 ^
sind, ungebrochen, unverletzt, ungemustert,
ungesprenkelt, aus freiem Entschlüsse, als von
Verständigen gepriesen, nicht angetastet, zur
Vertiefung tauglich. — Das ist da nun, Anando,
der dargestellte Spiegel der Lehre, mit dem
versehn der heilige Jünger, wenn ihn danach
verlangt, eben selber sich aufklären kann: > Ver-
siegt hab’ ich die Hölle, versiegt den Schooß
der Thierheit, versiegt das Gespensterreich,
versiegt den Abweg, die üble Fährte, das Ver-
derben : Hörer der Botschaft bin ich geworden,
dem Verderben entronnen, eile zielbewusst
der vollen Erwachung entgegen<,«
Da hat denn noch der Erhabene, bei Nädikä
verweilend, also auch weiterhin den Mönchen
lehrreiche Rede gehalten:
»Das eben ist Tugend, das eben ist Vertie-
fung, das eben ist Weisheit^ in Tugend ausge-
diehene Vertiefung verleiht hohen Lohn, hohe
Förderung, in Vertiefung ausgediehene Weis-
heit verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in
55
Weisheit ausgediehenes Herz wird eben von
allem Wahne frei, und zwar vom Wunsches-
wahn, vom Daseins wahn, vom Nichts wissens-
wahn.«
Nachdem nun der Erhabene bei Nädikä nach
Belieben geweilt hatte, wandte sich der Er-
habene an den ehrwürdigen Anando:
»Lass’ uns, Anando, nachVesäli aufbrechen,
dahin wollen wir gehn.«
»Wohl, o Herr«, sagte da aufmerksam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist
nun der Erhabene, von einer zahlreichen
Jüngerschaft begleitet, nach Vesäli hingezo-
gen. Bei Vesäli hat dann der Erhabene Rast
gehalten, im Haine der Ambapäli. Dort nun
wandte sich der Erhabene an die Mönche :
»Klar, ihr Mönche, soll der Mönch verweilen,
wohlbewusst: das haltet als unser Gebot. Wie
aber, ihr Mönche, bleibt der Mönch klar ? Da
wacht, ihr Mönche, der Mönch beim Körper
über den Körper, unermüdlich, klaren Sinnes,
54
einsichtig, nach Verwindung weltlichen Be-
gehrens und Bekümmerns^ wacht bei den Ge-
fühlen über die Gefühle, unermüdlich, klaren
Sinnes, einsichtig, nach Verwindung welt-
lichen Begehrens und Bekümmerns^ wacht
beim Gemüthe über das Gemüth, unermüdlich,
klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung
weltlichen Begehrens und Bekümmerns^ wacht
bei den Erscheinungen über die Erscheinungen,
unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach
Verwindung welthchen Begehrens und Be-
kümmerns. Also, ihr Mönche, bleibt der Mönch
klar. Wie aber, ihr Mönche, bleibt der Mönch
wohlbewusst? Da bleibt, ihr Mönche, der
Mönch beim Kommen und Gehn wohlbewusst,
beim Hinblicken und Wegblicken wohlbe-
wusst, beim Neigen und Erheben wohlbewusst,
beim Tragen des Gewandes und der Almosen-
schaale des Ordens wohlbewusst, beim Essen
und Trinken, Kauen und Schmecken wohlbe-
wusst, beim Entleeren von Koth und Harn
55
wohlbewusst, beim Gehn und Stehn und
Sitzen, beim Einschlafen und Erwachen, beim
Sprechen und Schweigen wohlbewusst. Also,
ihr Mönche, bleibt der Mönch wohlbewusst.
Klar, ihr Mönche, soll der Mönch verweilen,
wohlbewusst: das haltet als unser Gebot.«
Es vernahm aber Ambapäli die Tänzerin“:
>Der Erhabene, heißt es, ist in Vesäli iange-
kommen, hält bei Vesäli Rast, im Mangohaine
bei mir !< Da ließ nun Ambapäli die Tänzerin
prächtige Wagen bespannen, bestieg selbst
einen solchen und fuhr, gefolgt von manchen
anderen, von Vesäli hinaus, nach ihrem Garten,
da fuhr sie hin. So weit gekommen als man
fahren konnte, stieg sie vom Wagen ab und
schritt dann zu Fuße dorthin, wo der Erhabene
weilte. Dort angelangt begrüßte sie den Er-
habenen ehrerbietig und setzte sich beiseite
nieder. Ambapäli die Tänzerin, die da beiseite
saß, wurde nun vom Erhabenen in lehrreichem
56
Gespräche ermuntert, ermuthigt, erregt und
erheitert. Als dann Ambapäli die Tänzerin vom
Erhabenen in lehrreichem Gespräche ermun-
tert, ermuthigt, erregt und erheitert war,
sprach sie zum Erhabenen also:
»Gewähre mir, o Herr, der Erhabene die
Bitte, morgen mit der Jüngerschaft bei mir
zu speisen!«
Schweigend gewährte der Erhabene die Bitte.
Nachdem nun Ambapäli die Tänzerin der Zu-
stimmung des Erhabenen gewiss war, stand sie
vom Sitze auf, begrüßte den Erhabenen ehrer-
bietig, ging rechts herum und entfernte sich.
Es hörten aber die licchavischen Fürsten
von Vesäli reden: >Der Erhabene, sagt man,
ist in Vesäli angekommen, hält in Vesäli Rast,
im Haine der Ambapäli.< Da ließen denn jene
Licchavier prächtige Wagen bespannen, be-
stiegen selber solche und fuhren mit großem
Gepränge aus der Stadt weg. Einige Licchavier
hatten da blau gewählt, blaue Farben, blaue
57
Gewänder, blaue Geschmeide, andere Liccha-
vier hatten gelb gewählt, gelbe Farben, gelbe
Gewänder, gelbe Geschmeide, andere Liccha-
vier wieder hatten roth gewählt, rothe Farben,
rothe Gewänder, rothe Geschmeide, und wieder
andere Licchavier hatten weiß gewählt, weiße
Farben, weiße Gewänder, weiße Geschmeide.
Da kam denn Ambapäli die Tänzerin den
jungen jugendlichen Licchaviern Achse bei
Achse, Rad bei Rad, Ross bei Ross auf der
Rückfahrt entgegen.^^ Da haben nun jene Li-
cchavier Ambapäli der Tänzerin zugerufen :
»Warum, he Ambapäli, kommst du uns
jungen jugendlichen Licchaviern Achse bei
Achse, Rad bei Rad, Ross bei Ross entgegen-
gefahren ?«
»Weil ich ja eben, gnädige Herren, den Er-
habenen eingeladen habe, für morgen zum
Mahle, mit der Jüngerschaft.«
»Lass' uns, he Ambapäli, dieses Gastmahl
über, um hunderttausend!«
58
»Und wenn ihr, gnädige Herren, mir gleich
Vesäli mit seinen Einnahmen zum Geschenke
gäbt, so würd’ ich ein so gewichtiges Gast-
mahl doch nicht hergeben.«
Da haben denn jene Licchavier mit den
Fingern geschnalzt: »Geschlagen hat uns,
ei seht nur, die Mangodame, übertrumpft hat
uns, ei seht nur, die Mangodame !«
So fuhren denn nun jene Licchavier weiter,
nach dem Haine der Ambapäli hin. Es sah
aber der Erhabene die Licchavier, wie sie von
ferne heranzogen, und wandte sich bei die-
sem Anblick an die Mönche :
»Wer von den Mönchen, ihr Mönche, die
Dreiunddreißig Götter noch nicht gesehn hat,
der mag, ihr Mönche, die versammelten Li-
cchavier ansehn, der mag, ihr Mönche, die
versammelten Licchavier betrachten, der mag,
ihr Mönche, die versammelten Licchavier den
versammelten Dreiunddreißig als ähnlich ver-
gleichen.«
59
Als nun jene Licchavier so weit gefahren
waren als man fahren konnte, stiegen sie von
den Wagenab und begaben sich dann zu Fuße
dorthin, wo der Erhabene weilte. Dort ange-
langt begrüßten sie den Erhabenen ehrerbietig
und setzten sich beiseite nieder. J ene Licchavier,
die da beiseite saßen, wurden nun vom Erha-
benen in lehrreichem Gespräche ermuntert,
ermuthigt, erregt und erheitert. Als dann jene
Licchavier vom Erhabenen in lehrreichem Ge-
spräche ermuntert, ermuthigt, erregt und er-
heitertwaren, sprachen sie zum Erhabenen also :
»Gewähre uns, o Herr, der Erhabene die
Bitte, morgen mit der Jüngerschaft bei uns
zu speisen !«
»Gewährt hab’ ich, Licchavier, für morgen
Ambapäli der Tänzerin die Mahlzeit.«
Da haben denn jene Licchavier mit den
Fingern geschnalzt: »Geschlagen hat uns, ei
seht nur, die Mangodame, übertrumpft hat
unfe, ei seht nur, die Mangodame !«
6o
Alsbald nun sind jene Licchavier, durch des
Erhabenen Rede erfreut und befriedigt, von
den Sitzen aufgestanden, haben den Erhabe-
nen ehrerbietig begrüßt, sind rechts herum-
gegangen und von dannen gezogen.
Ambapäli aber die Tänzerin ließ am näch-
sten Morgen in ihrem Garten ausgewählte
feste und flüssige Speise auftragen und sandte
alsbald einen Boten an den Erhabenen mit
der Meldung : >Es ist Zeit, o Herr, das Mahl
ist bereit.< So begann denn der Erhabene
sich beizeiten zu rüsten, nahm Mantel und
Almosenschaale und begab sich, von der Jün-
gerschaft begleitet, nach dem Empfangsorte
bei Ambapäli der Tänzerin hin. Dort ange-
langt nahm der Erhaben^ efuf dem angebote-
nen Sitze Platz. Ambapäli aber die Tänzerin
bediente und versorgte eigenhändig den Er-
wachten voran und die Jüngerschaft mit aus-
gewählter fester und flüssiger Speise.
Nachdem nun der Erhabene gespeist und
6a
das Mahl beendet hatte, nahm Ambapäli die
Tänzerin einen von den niederen Stühlen
zur Hand und setzte sich zur Seite hin. Zur
Seite sitzend sprach dann Ambapäli die Tän-
zerin zum Erhabenen also:
»Diesen Garten, o Herr, gebe ich dem Er-
wachten voran und der Jüngerschaft.«
Es nahm der Erhabene den Garten an.
Dann hat noch der Erhabene Ambapäli die
Tänzerin in lehrreichem Gespräche ermuntert,
ermuthigt, erregt und erheitert, ist sodann auf-
gestanden und von dannen geschritten.^^
Auch bei Vesäli hat der Erhabene, im Hain
der Ambapäli verweilend, also noch weiter-
hin den Mönchen lehrreiche Rede gehalten :
»Das ist Tugend, das ist Vertiefung, das ist
W eisheit ^ in Tugend ausgediehene V ertiefung
verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in Ver-
tiefung ausgediehene Weisheit verleiht hohen
62
Lohn, hohe Förderung, in Weisheit ausge-
diehenes Herz wird eben von allem Wahne
frei, und zwar vom Wunscheswahn, vom Da-
seinswahn, vom Nichtwissenswahn.«
Nachdem nun der Erhabene im Hain der Am-
bapäli nach Belieben geweilt hatte, wandte sich
der Erhabene an den ehrwürdigen Anando:
»Lass’ uns, Anando, nach dem Bilva- Weiler
aufbrechen, dahin wollen wir gehn.«
»Wohl, o Herr«, sagte da aufmerksam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist
nun der Erhabene, von einer zahlreichen Jün-
gerschaft begleitet, nach dem Bilva-W eiler hin-
gezogen. Bei dem Bilva-Weiler hat dann der
Erhabene Rast gehalten. Dort nun wandte
sich der Erhabene an die Mönche:
»Geht hin, ihr Mönche, in die Gegend um Ve-
sSli, und sucht womöglich freundliche, womög-
lich gern gesehene, womöglich gefällige Orte
für die Regenzeit auf^ ich aber mag eben hier
am Bilva-Weiler die Regenzeit verbringen.«
63
»Wohl, o Herr«, sagten da gehorsam jene
Mönche zum Erhabenen. Und in der Gegend
um Vesäli suchten sie womöglich freundliche,
womöglich gern gesehene, womöglich gefällige
Orte für die Regenzeit auf. Der Erhabene aber
mochte eben dort am Bilva- Weiler die Regen-
zeit verbringen.
Da hat nun den Erhabenen während der
Regenzeit eine heftige Krankheit befallen,
starke Schmerzen stellten sich ein, lebens-
gefährliche. Die hat denn der Erhabene klar
und wohlbewusst erduldet, ohne sich verstören
zu lassen.
Da sagte sich nun der Erhabene : >Das
kommt mir nicht zu, dass ich, ohne die Nahe-
stehenden^^ verständigt, ohne die Jüngerschaft
bedeutet zu haben, zur Erlöschung einginge 5
wie, wenn ich nun diese Krankheit durch
Kraft von mir abwendete und auf den Lebens-
gedanken gestützt verbliebe ?< Alsbald hat nun
der Erhabene diese Krankheit durch Kraft
64
von sich abgewendet und ist auf den Lebens-
gedanken gestützt verblieben. Da hat denn
beim Erhabenen diese Krankheit sich be-
schwichtigt.^^
Als nun die Beschwer gewichen war, bald
nach dem Aufhören der Beschwerden, kam
der Erhabene aus der Klause hervor und nahm
an der Schattenseite der Wand auf dem be-
reitstehenden Sitze Platz.
Da ist denn der ehrwürdige Anando zum
Erhabenen herangekommen, hat den Erha-
benen ehrerbietig begrüßt und beiseite sich
niedergesetzt. Beiseite sitzend sprach nun der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen also;
»Zum Glücke, o Herr, geht es dem Erha-
benen wohl, ein Glück ist’s, o Herr, dass es
dem Erhabenen leidlich geht ! — Freilich war
mir, o Herr, der Körper wie süßen Mostes
trunken geworden, und ich wusste nicht links
und nicht rechts und konnte an nichts mehr
denken, bei den Beschwerden des Erhabenen^
5 LT 65
aber ich hatte, o Herr, eben doch noch eine
gewisse Zuversicht: >Nicht eher wird der Er-
habene zur Erlöschung eingehn, nicht bevor
der Erhabene in Betreff der Jüngerschaft noch
etwas anordnet<.«
»Was hat denn, Anando, die Jüngerschaft
noch von mir zu erwarten? Aufgewiesen hab’
ich, Anando, die Satzung, und habe kein Innen
und kein Außen gemacht: nicht giebt es, Anan-
do, beim Vollendeten ein Aufsparen in der
hohlen Faust/^ Wer da etwa, Anando, also
dächte: >Ich habe die Jüngerschaft zu lenken<,
oder: >Auf mich angewiesen ist die Jünger-
schaft<, der hätte ja wohl, Anando, in Betreff
der Jüngerschaft noch etwas anzuordnen. Der
Vollendete hat, Anando, keine solchen Ge-
danken, wie: >Ich habe die Jüngerschaft zu
lenken<, oder: >Auf mich angewiesen ist die
Jüngerschaf t<^ was sollte, Anando, der Voll-
endete in Betreff der Jüngerschaft irgend noch
anzuordnen haben? Ich bin doch, Anando,
66
jetzt alt geworden, ein Greisi, hochbetagt, bin
meinen Weg gegangen, am Ziel angelangt,
stehe im achtzigsten Jahre. Gleichwie etwa,
Anando, ein abgeratterter Karren mit Ach
und Krach weitergebracht wird, ebenso auch
wird, Anando, mit Ach und Krach, so zu sagen,
der Leib des Vollendeten weitergebracht. —
Zu einer Zeit, Anando, wo der Vollendete
keinerlei Vorstellungen Raum gegeben und
einzelne Empfindungen aufgelöst hat, und also
im Bereich einer geistigen Vertiefung ohne
Vorstellen verweilt: Wohlsein, Anando, mag
zu einer solchen Zeit der Leib des Vollendeten
erwirken.
»Darum aber, Anando, wahrt euch selber als
Leuchte, selber als Zuflucht, ohne andere Zu-
flucht, die Lehre als Leuchte, die Lehre als
Zuflucht, ohne andere Zuflucht. Wie aber,
Anando, wahrt der Mönch sich selber als
Leuchte, selber als Zuflucht, ohne andere Zu-
flucht, die Lehre als Leuchte, die Lehre als
67
5*
Zuflucht, ohne andere Zuflucht? Da wacht,
Anando, der Mönch beim Körper über den
Körper, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig,
nach Verwindung weltlichen Begehrens und
Bekümmerns^ wacht bei den Gefühlen über
die Gefühle, unermüdlich, klaren Sinnes, ein-
sichtig, nach Verwindung weltlichen Begeh-
rens und Bekümmerns^ wacht beim Gemüthe
über das Gemüth, unermüdlich, klaren Sinnes,
einsichtig, nach Verwindung weltlichen Be-
gehrens und Bekümmerns^ wacht bei den
Erscheinungen über die Erscheinungen, uner-
müdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach
Verwindung weltlichen Begehrens und Be-
kümmerns. Also, Anando, wahrt der Mönch
sich selber als Leuchte, selber als Zuflucht,
ohne andere Zuflucht, die Lehre als Leuchte,
die Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht.
»Die also da, Anando, jetzt eben oder nach
meinem Verscheiden, sich selber als Leuchte,
selber als Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die
68
Lehre als Leuchte, die Lehre als Zuflucht,
ohne andere Zuflucht, zu wahren verstehn :
in solchem Anbetracht nur werden diese,
Anando, Mönche sein, die da eifrige Übung
lieben.«
ENDE DES ZWEITEN BERICHTES
D a hat denn der Erhabene eines Morgens
sich gerüstet, Mantel und Schaale ge-
nommen und den W eg nach Vesäli beschritten,
um Almosenspeise. In der Stadt von Haus zu
Haus tretend kehrte der Erhabene mit den
erhaltenen Brocken zurück, nahm das Mahl
ein, und wandte sich nun an den ehrwürdi-
gen Anando :
»Versieh’ dich, Anando, mit der Sitzinatte:
nach dem Päväler Baumfrieden, da wollen
wir uns hinbegeben, bis gegen Abend dort
verweilen.«
»Wohl, o Herr«, sagte da gehorsam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen^ und er
versah sich mit der Sitzmatte und ging, dem
Erhabenen rückwärts immer folgend, nach.
So begab sich denn der Erhabene nach dem
70
Päväler Baumfrieden hin und nahm, dort an-
gelangt, auf dem vorbereiteten Sitze Platz.
Der ehrwürdige Anando aber verbeugte sich
ehrerbietig vor dem Erhabenen und setzte sich
beiseite nieder. An den ehrwürdigen Anando,
der da beiseite saß, w^andte sich nun der Er-
habene also:
»Schön gelegen ist, Anando, Vesäli, schön
gelegen der Udener l^ark, schön gelegen der
Garten der Gotamiden, schön gelegen der
Siebenmangohain, schön gelegen der Hügel mit
dem Vielblätterlaub, schön gelegen das Grab-
mal an der Sarandadä, schön gelegen der Päväler
Baumfrieden. — Wer auch immer, Anando,
die vier Machtgebiete geübt, gepflegt, ausge-
führt, ausgebildet, ange wendet, durch geprüft,
durchaus entrichtet hat, der könnte, Anando,
wenn ihn danach verlangte, ein Weltalter
durchbestehn, oder bis zu Ende des Welt-
alters. Der Vollendete hat, Anando, die vier
Machtgebiete geübt, gepflegt, ausgeführt, aus-
71
gebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus
entrichtet 5 bei Verlangen danach, Anando,
könnte der Vollendete ein Weltalter durchbe-
stehn, oder bis zu Ende des Weltalters.«
Ob nun gleich also dem ehrwürdigen Anan-
do vom Erhabenen ein wichtiger Wink, ein
wichtiger Hinweis gegeben war, hat er es
nicht zu merken vermocht, hat nicht den
Erhabenen gebeten: >Bestehn, o Herr, möge
der Erhabene das Weltalter durch, bestehn
möge der Willkommene das Weltalter durch,
vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus
Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und
Heile für Götter und Menschen !<, als wie da
vom Bösen im Geiste umgarnt.
Ein zweites Mal aber, und ein drittes Mal
hat der Erhabene sich also an den ehrwür-
digen Anando gewandt:
»Schön gelegen ist, Anando, Vesäh, schön
gelegen der Udener Park, schön gelegen der
Garten der Gotamiden, schön gelegen der
72
Siebenmaiigohain, schön gelegen der Hügel
mit dem Vielblätterlaub^ schön gelegen das
Grabmal an der Sarandadä^ schön gelegen
der Päväler Baumfrieden. — Wer auch im-
mer, Anando, die vier Machtgebiete geübt,
gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet,
durchgeprüft, durchaus entrichtet hat, der
könnte, Anando, wenn ihn danach verlangte,
ein Weltalter durchbestehn, oder bis zu Knde
des Weltalters. Der Vollendete hat, Anando,
die vier Machtgebiete geübt, gepflegt, ausge-
führt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft,
durchaus entrichtet; bei Verlangen danach,
Anando, könnte der Vollendete ein Weltalter
durchbestehn, oder bis zu Ende des W eltalters.«
Ob nun gleich also dem ehrwürdigen Anan-
do vom Erhabenen ein wichtiger Wink, ein
wichtiger Hinweis gegeben war, hat er es nicht
zu merken vermocht, hat nicht den Erhabenen
gebeten : >Bestehn, o Herr, möge der Erhabene
das Weltalter durch, bestehn möge der Will-
75
kommene das Weltalter durch, vielen zum
Wohle, vielen zum Heile, aus Erbarmen zur
Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für
Götter und Menschen !<, als wie da vom Bösen
im Geiste umgarnt,'®
Da hat denn der Erhabene zum ehrwürdigen
Anando gesagt:
»Geh’ hin, Anando, wie es dir nun belieben
mag.«
»Wohl, o Herr«, sagte da gehorsam der ehr-
würdige Anando zum Erhabenen, stand vom
Sitze auf, verbeugte sich ehrerbietig vor dem
Erhabenen, ging rechtsherum und setzte sich,
nicht weit entfernt, an der Wurzel eines anderen
Baumes nieder.
Da ist nun Märo der Böse, nicht lange nach-
dem der ehrwürdige Anando gegangen war,
zum Erhabenen herangekommen und beiseite
gestanden. Beiseite stehend hat dann Märo
der Böse zum Erhabenen also gesprochen :
»Erlöschen möge jetzt, o Herr, der Erha-
74
bene, erlöschen möge der Willkommene! Zur
Erlöschung ist es jetzt Zeit, o Herr, für den
Erhabenen. Verheißen hat ja einst, o Herr,
der Erhabene die Worte: >Nicht eher werde
ich. Böser, zur Erlöschung eingehn, solange
Mönche bei mir nicht Jünger geworden sind,
augenfällige, auserprobte, mit freiem Antlitz,
in Sicherheit geborgen, vielerfahren, Hüter
der Lehre, der Lehre lehrgemäß nachfolgend
auf dem geraden Pfade vorschreiten werden
und der Lehre gemäß wandelnd die eigene
Meisterschaft erworben haben und anzuzeigen,
aufzuweisen, darzulegen, darzustellen, zu ent-
hüllen, zu entwickeln, offenbar zu machen
vermögen, einen von anderen vorgebrachten
Einwand mit Fug und Recht wohlabgewehrt
abwehren können, gut erfassbar die Lehre auf-
weisen werden.< — Heute nun aber sind, o
Herr, Mönche des Erhabenen Jünger, augenfäl-
lige, auserprobte, mit freiem Antlitz, in Sicher-
heit geborgen, vielerfahren, Hüter der Lehre,
75
der Lehre lehr gemäß nachfolgend schreiten sie
auf dem geraden Pfade vor, haben der Lehre
gemäß wandelnd die eigene Meisterschaft er-
worben und vermögen sie anzuzeigen, aufzu-
weisen, darzulegen, darzustellen, zu enthüllen,
zu entwickeln, offenbar zu machen, können
einen von anderen vorgebrachten Ein wand,
mit Fug und Recht wohlabge wehrt ab wehren,
weisen gut erfassbar die Lehre auf. Erlöschen
möge jetzt, o Herr, der Erhabene, erlöschen
möge der Willkommene ! Zur Erlöschung ist es
jetzt Zeit, o Herr, für den Erhabenen. — Ver-
heißen hat ja einst, o Herr, der Erhabene die
Worte: >Nicht eher werde ich, Böser, zur Er-
löschung eingehn, solange Nonnen bei mir
nicht Jüngerinen geworden sind^ solange An-
hänger und Anhängerinen bei mir keine Jünger
geworden sind : augenfällige, auserprobte, mit
freiem Antlitz, in Sicherheit geborgen, vieler-
fahren, Hüter der Lehre, der Lehre lehrgemäß
nachfolgend auf dem geraden Pfade vor-
76'
schreiten werden und der Lehre gemäß wan-
delnd die eigene Meisterschaft erworben haben
und anzuzeigen, aufzuweisen, darzulegen, dar-
zustellen, zu enthüllen, zu entwickeln, offenbar
zu machen vermögen, einen von anderen vorge-
brachten Einwand mit Fug und Recht wohlab-
gewehrt abwehren können, gut erfassbar die
Lehre aufweisen werden.< — Heute nun aber
sind, o Herr, Nonnen des Erhabenen Jünge-
rinen 5 sind Anhänger und Anhängerinen des
Erhabenen Jünger: augenfällige, auserprobte,
mit freiem Antlitz, in Sicherheit geborgen, viel-
erfahren, Hüter der Lehre, der Lehre lehrge-
mäß nachfolgend schreiten sie auf dem geraden
Pfade vor, haben der Lehre gemäß wandelnd
die eigene Meisterschaft erworben und ver-
mögen sie anzuzeigen, aufzu weisen, darzulegen,
darzustellen, zu enthüllen, zu entwickeln, offen-
bar zu machen, können einen von anderen
vorgebrachten Einwand mit Fug und Recht
wohlabgewehrt abwehren, weisen gut erfass-
77
bar die Lehre auf. Erlöschen möge jetzt, o Herr,
der Erhabene, erlöschen möge der Willkom-
mene! Zur Erlöschung ist es jetzt Zeit, o Herr,
für den Erhabenen.
»Verheißen hat ja einst, o Herr, der Erha-
bene die Worte: >Nicht eher werde ich. Böser,
zur Erlöschung eingehn, solange da bei mir
das Asketenthum nicht mächtig wird aufge-
diehen sein, nach allen Seiten hin, unter vielem
Volke verbreitet, jedem zugänglich, bis es eben
den Menschen wohlbekannt geworden ist.<
Heute nun aber ist, o Herr, das Asketenthum
des Erhabenen mächtig aufgediehen, nach allen
Seiten hin, unter vielem Volke verbreitet
jedem zugänglich, lange schon den Menschen
wohlbekannt geworden. Erlöschen möge jetzt,
o Herr, der Erhabene, erlöschen möge der
Willkommene! Zur Erlöschung ist es jetzt
Zeit, o Herr, für den Erhabenen.«
Also angegangen hat der Erhabene zu Maro
dem Bösen da gesagt;
78
»Sei du unbesorgt, Böser, binnen kurzem
wird es mit dem Vollendeten zur Erlöschung
kommen: heute über drei Monate wird der
Vollendete zur Erlöschung eingehn.«
D. hat denn der Erhabene am Pavaler Baum-
frieden klar und wohlbewusst den Dauerge-
danken entlassen.
Mit dem Entlassen des Dauergedankens
durch den Erhabenen war aber ein gewaltiges
Zittern über die Erde gegangen, ein Erschauern
und ein Erschaudern, und der Wolken rollende
Donner dröhnten dahin. Da ließ nun der Er-
habene, bei solchem Anblick eben dazumal
tief aufathmend, dies verlauten :
»Gemein und ungemein, was geworden ist,
Gedanken an Dasein entlassen hat der Mönch :
In sich besäligt, innig geeint.
Zerriss wie ein Panzerhemd er den Selbstbestand.«
79
Alsbald aber sagte sich da der ehrwürdige
Anando : >Erstaunlich, fürwahr, außerordent-
lich, fürwahr! Ein gewaltiges Zittern war es
über die Erde, ein ganz gewaltiges Zittern
über die Erde war’s, ein Erschauern und ein
Erschaudern, und der Wolken rollende Donner
dröhnten dahin. Was mag wohl, der Anlass,
was der Umstand sein, dass ein gewaltiges
Zittern über die Erde zur Erscheinung kam?<
Da begab sich denn der ehrwürdige Anando
zum Erhabenen hin, verbeugte sich vor dem
Erhabenen ehrerbietig und setzte sich beiseite
nieder. Beiseite sitzend sprach nun der ehr-
würdige Anando zum Erhabenen also:
»Erstaunlich, o Herr, außerordentlich, o
Herr; ein gewaltiges Zittern, o Herr, ist über
die Erde gegangen, ein ganz gewaltiges Zittern,
o Herr, über die Erde war’s, ein Erschauern
und ein Erschaudern, und der Wolken rollende
Donner dröhnten dahin. Was mag wohl, o
Herr, der Anlass, was der Umstand sein, dass
8o
ein gewaltiges Zittern über die Erde zur Er-
scheinung kam?«
»Acht Anlässe giebt es, Anando, acht Um-
stände, dass ein gewaltiges Zittern über die
Erde zur Erscheinung kommt: und welche
acht? Diese große Erde, Anando, hat ihren
Bestand im Wasser, das Wasser hat seinen Be-
stand im Winde, der Wind hat seinen Bestand
im Raume. Zu einer Zeit nun, Anando, wo
gewaltige Winde wehen, lassen die gewaltigen
Winde mit ihrem Wehen das Wasser erbeben :
und erbebt das Wasser, erbebt die Erde. Das
ist der erste Anlass, der erste Umstand, dass
ein gewaltiges Zittern über die Erde zur Er-
scheinung kommt.
»Ferner aber, Anando, ist da ein Asket oder
ein Priester, der ist machtvoll, hat die Herr-
schaft über seinen Geist, oder ein Gott, hoch-
mächtig, hochgewajtigj der hat die Vorstellung
>Erde< mäßig entwickelt, unermesslich die
Vorstellung > Wassere so macht er diese Erde
8i
6 LT
beben und erbeben, wanken und schwanken.
Das ist der zweite Anlass, der zweite Umstand,
dass ein gewaltiges Zittern über die Erde zur
Erscheinung kommt.®^
»Ferner aber, Anando: wann der Erwach-
same aus Säliger Gestalt hinweggeschwunden
klar bewusst in den Leib der Mutter herab-
kommt, dann geräth diese Erde in Beben und
Erbeben, in Wanken und Schwanken. Das ist
der dritte Anlass, der dritte Umstand, dass ein
gewaltiges Zittern über die Erde zur Erschei-
nung kommt.
»Ferner aber, Anando: wann der Erwach-
same klar bewusst aus dem Leibe der Mutter
hervorkehrt, dann geräth diese Erde in Beben
und Erbeben, in Wanken und Schwanken.
Das ist der vierte Anlass, der vierte Umstand,
dass ein gewaltiges Zittern über die Erde zur
Erscheinung kommt.
»Ferner aber, Anando: wann der Vollendete
in der unvergleichlichen vollkommenen Er-
82
wachung auferwacht, dann geräth diese Erde
in Beben und Erbeben, in Wanken und
Schwanken. Das ist der fünfte Anlass, der
fünfte Umstand, dass ein gewaltiges Zittern
über die Erde zur Erscheinung kommt.
»Ferner aber, Anando: wann der Vollen-
dete das unvergleichliche Reich der Wahrheit
darstellt, dann geräth diese Erde in Beben und
Erbeben, in Wanken und Schwanken. Das ist
der sechste Anlass, der sechste Umstand, dass
ein gewaltiges Zittern über die Erde zur Er-
scheinung kommt.
»Ferner aber, Anando: wann der Vollen-
dete klar bewusst den Dauergedanken entlässt,
dann geräth diese Erde in Beben und Erbeben,
in Wanken und Schwanken. Das ist der sie-
bente Anlass, der siebente Umstand, dass ein
gewaltiges Zittern über die Erde zur Erschei-
nung kommt.
»Ferner aber, Anando: wann der Vollen-
dete in der ohne Hangen verbliebenen Art der
83
6 *
Erlöschung zu erlöschen kommt, dann geräth
diese Erde in Beben und Erbeben, in Wanken
und Schwanken. Das ist der achte Anlass, der
achte Umstand, dass ein gewaltiges Zittern über
die Erde zur Erscheinung kommt.^^ — Das
sind, Anando, dieacht Anlässe, acht Umstände,
dass ein gewaltiges Zittern über die Erde zur
Erscheinung kommt.
»Acht giebt es, Anando, der Versammlungen :
und was für acht ? Die Versammlung der Krie-
ger, die Versammlung der Priester, die Ver-
sammlung der Bürger, die Versammlung der
Asketen, die Versammlung der Götter der vier
Gegenden, die Versammlung der Götter der
Dreiunddreißig, die Versammlung der sinn-
lichen Götter und die Versammlung der hei-
ligen Götter,
»Nun weiß ich wohl, Anando, dass ich eine
Versammlung von etlichen hundert Kriegern
84
besucht habe. Da hab’ ich denn zuerst eben
Platz genommen, zuerst die Unterredung er-
öffnet und zuerst die Unterhaltung in Gang
gebracht. Welche Miene dort nun jene zeigten,
solche Miene zeigte ich^ welchen Ton jene
angaben, solchen Ton gab ich an, und in lehr-
reichem Gespräche ermunterte, ermuthigte,
erregte und erheiterte ich. Während ich aber
sprach, kannte mich keiner. >Wer ist es nur,
der da redet, ein Gott oder ein Mensch ?<,
sagte man. Als ich aber in lehrreichem Ge-
spräche ermuntert, ermuthigt, erregt und er-
heitert hatte, schwand ich von dannen 5 und
auch mich entschwundenen kannte keiner.
>Wer war es nur, der da entschwunden ist,
ein Gott oder ein Mensch ?<, sagte man. —
Auch weiß ich wohl, Anando, dass ich eine
Versammlung von etlichen hundert Priestern,
Versammlung von etlichen hundert Bürgern,
Versammlung von etlichen hundert Asketen,
dass ich eine Versammlung von etlichen hun-
85
dert Göttern der vier Gegenden^ Versammlung
von etlichen hundert Göttern der Dreiund-
dreißig, Versammlung von etlichen hundert
sinnlichen Göttern, Versammlung von etlichen
hundert heiligen Göttern besucht habe. Da
hab’ ich denn zuerst eben Platz genommen,
zuerst die Unterredung eröffnet und zuerst die
Unterhaltung in Gang gebracht. W eiche Miene
dort nun jene zeigten, solche Miene zeigte ich^
welchen Ton jene angaben, solchen Ton gab
ich an, und in lehrreichem Gespräche ermun-
terte, ermuthigte, erregte und erheiterte ich.
Während ich aber sprach, kannte mich keiner.
>Wer ist es nur, der da redet, ein Gott oder ein
Mensch ?<, sagte man: Als ich aber in lehrrei-
chem Gespräche ermuntert, ermuthigt, erregt
und erheitert hatte, schwand ich von dannen;
und auch mich entschwundenen kannte keiner.
>Werwar es nur, der da entschwunden ist, ein
Gott oder ein Mensch ?<, sagte man. — Das
sind, Anando, die acht Versammlungen.
86
»Acht Grade giebt es, Anando, der Über-
windung: und welche acht? Innen nimmt man
Formen wahr, einige außen sieht man Formen,
wenig, schöne und unschöne; solche über-
windend sagt man sich ^Ich weiß es, ich seh’
es’, nimmt es also wahr: das ist der erste Grad
der Überwindung. Innen nimmt man Formen
Wahr, einig; außen sieht man Formen, uner-
messlich, schöne und unschöne; solche über-
windend sagt man sich ^Ich weiß es, ich seh’ es’,
nimmt es also wahr: das ist der zweite Grad
der Überwindung. Innen ohne Formwahr-
nehmung, einig, sieht man außen Formen,
wenig, schöne und unschöne; solche über-
windend sagt man sich ^Ich weiß es^ ich seh’
es’, nimmt es also wahr: das ist der dritte Grad
der Überwindung. Innen ohne Formwahr-
nehmung, einig, sieht man außen Formen,
unermesslich, schöne und unschöne; solche
überwindend sagt man sich ^Ich weiß es, ich
seh’ es’, nimmt es also wahr : das ist der vierte
87
Grad der Überwindung. Innen ohne Form-
wahrnehmung, einig, sieht man außen For-
men, blaue, die blau schimmern, blau scheinen,
blau aussehn. Gleichwie etwa eine Hanfblüthe
blau ist, blau schimmert, blau scheint, blau aus-
sieht, oder gleichwie etwa ein Seidenstoff, auf
beiden Seiten blaugefärbt, blau schimmert, blau
scheint, blau aussieht: ebenso auch sieht man,
innen ohne Form Wahrnehmung, einig, außen
Formen, blaue, die blau schimmern, blau
scheinen, blau aussehn ^ solche überwindend
sagt man sich ^Ich weiß es, ich seh’ es’, nimmt
es also wahr; das ist der fünfte Grad der
Überwindung. Innen ohne Form Wahrneh-
mung, einig, sieht man außen Formen, gelbe,
die gelb schimmern, gelb scheinen, gelb aus-
sehn. Gleichwie etwa eine Zimmtblüthe gelb
ist, gelb schimmert, gelb scheint, gelb aus-
sieht, oder gleichwie etwa ein Seidenstoff, auf
beiden Seiten gelbgefärbt, gelb schimmert, gelb
scheint, gelb aussieht : ebenso auch sieht man,
88
innen ohne Formwahrnehmung, einig, außen
Formen, gelbe, die gelb schimmern, gelb
scheinen, gelb aussehn ^ solche überwindend
sagt man sich ^Ich weiß es, ich seh’ es’, nimmt
es also wahr: das ist der sechste Grad der
Überwindung. Innen ohne Formwahrneh-
mung, einig, sieht man außen Formen, rothe,
die roth schimmern, roth scheinen, roth aus-
sehn. Gleichwie etwa eine Malvenrose roth ist,
roth schimmert, roth scheint, roth aussieht,
oder gleichwie etwa ein Seidenstoff, auf bei-
den Seiten rothgefärbt, roth schimmert, roth
scheint, roth aussieht: ebenso auch sieht man,
innen ohne Form Wahrnehmung, einig, außen
Formen, rothe, die roth schimmern, roth
scheinen, roth aussehn 5 solche überwindend
sagt man sich ^Ich Weiß es, ich seh’ es’, nimmt
es also wahr : das ist der siebente Grad der
Überwindung. Innen ohne Formwahrneh-
mung, einig, sieht man außen Formen, weiße,
die weiß schimmern, weiß scheinen, weiß aus-
89
sehn. Gleichwie etwa der Morgenstern weiß ist,
weiß schimmert, weiß scheint, weiß aussieht,
oder gleichwie etwa ein Seidenstoff, auf beiden
Seiten weißgebleicht, weiß schimmert, weiß
scheint, weiß aussieht: ebenso auch sieht man,
innen ohne Formwahrnehmung, einig, außen
Formen, weiße, die weiß schimmern, weiß
scheinen, weiß aussehn; solche überwindend
sagt man sich ^Ich weiß es, ich seh’ es’,
nimmt es also wahr: das ist der achte Grad
der Überwindung. — Das sind, Anando, die
acht Grade der Überwindung.
»Acht giebt es, Anando, der Freiungen : und
was für acht ? Formhaft ist man und sieht die
Formen: das ist die erste Freiung. Innen ohne
Form Wahrnehmung sieht man außen Formen:
das ist die zweite Freiung. Schönheit nur hat
man im Sinne: das ist die dritte Freiung. Durch
völlige Überwindung der Formwahrnehmufi-
90
gen, Vernichtung der Gegen Wahrnehmungen,
Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen ge-
winnt man in dem Gedanken > Gränzenlos ist
der Raum< das Reich des unbegränzten
Raumes: das ist die vierte Freiung. Nach
völliger Überwindung der unbegränzten
Raumsphäre gewinnt man in dem Gedanken
>Gränzenlos ist das Bewusstsein< das Reich des
unbegränzten Bewusstseins : das ist die fünfte
Freiung. Nach völliger Überwindung der un-
begränzten Bewusstseinsphäre gewinnt man in
dem Gedanken >Nichts ist da< das Reich des
Nichtdaseins: das ist die sechste Freiung. Nach
völliger Überwindung der Nichtdaseinsphäre
erreicht man die Gränzscheide möglicher
Wahrnehmung: das ist die siebente Freiung.
Nach völliger Überwindung der Gränzscheide
möglicher Wahrnehmung erreicht man die
Auflösung der Wahrnehmbarkeit: das ist die
achte Freiung. Das sind, Anando, die acht Frei-
ungen.
91
»His war einmal, Anando, da bin ich bei Uruvelä
geweilt, am Flussgestade der Neranjarä, unter
dem Feigenbaum der Ziegenhirten, soeben
erst vollkommen auferwacht. Da ist nun,
Anando, Maro der Böse zu mir herangekom-
men und beiseite gestanden. Beiseite stehend,
Anando, hat dann Märo der Böse zu mir also
gesprochen: >Erlöschen möge jetzt, o Herr,
der Erhabene, erlöschen möge der Willkom-
mene ! Zur Erlöschung ist es jetzt Zeit, o Herr,
für den Erhabenen.< Also angegangen, Anan-
do, hab’ ich zu Märo dem Bösen da gesagt:
>Nicht eher werde ich. Böser, zur Erlöschung
eingehn, solange Mönche bei mir nicht Jünger
geworden sind, augenfällige, auserprobte, mit
freiem Antlitz, in Sicherheit geborgen, vieler-
fahren, Hüter der Lehre, der Lehre lehrgemäß
nachfolgend auf dem geraden Pfade vorschrei-
ten werden und der Lehre gemäß wandelnd
die eigene Meisterschaft erworben haben und
anzuzeigen, aufzuweisen, darzulegen, darzu-
9 ^
stellen, zu enthüllen, zu entwickeln, offenbar
zu machen vermögen, einen von anderen vor-
gebrachten Ein wand mit Fug und Recht wohl-
abgewehrt ab wehren können, gut erfassbar die
Lehre aufweisen werden. Nicht eher werde ich,
Böser, zur Erlöschung eingehn, solange Non-
nen bei mir nicht Jüngerinen geworden sind^
solange Anhänger und Anhängerinen bei mir
keine Jünger geworden sind: augenfällige,
auserprobte, mit freiem Antlitz, in Sicherheit
geborgen, vielerfahren, Hüter der Lehre, der
Lehre lehrgemäß nachfolgend auf dem gera-
den Pfade vorschreiten werden und der Lehre
gemäß wandelnd die eigene Meisterschaft er-
worben haben und anzuzeigen, aufzuweisen,
darzulegen, darzustellen, zu enthüllen, zu ent-
wickeln, offenbar zu machen vermögen, einen
von anderen vorgebrachten Ein wand mit Fug
und Recht wohlabgewehrt abwehren können,
gut erfassbar die Lehre aufweisen werden.
Nicht eher werde ich, Böser, zur Erlöschung
95
eingehn, solange da bei mir das Asketenlhum
nicht mächtig wird aufgediehen sein, nach
allen Seiten hin, unter vielem Volke verbreitet,
jedem zugänglich, bis es eben den Menschen
wohlbekannt geworden ist.< Jetzt aber eben,
Anando, heute am Päväler Baumfrieden, ist
Märo der Böse zu mir herangekommen und
beiseite gestanden. Beiseite stehend, Anando,
hat nun Märo der Böse zu mir also gesprochen :
>Erlöschen möge jetzt, o Herr, der Erhabene,
erlöschen möge der Willkommene! Zur Er-
löschung ist es jetzt Zeit, o Herr, für den
Erhabenen. Verheißen hat ja einst, o Herr,
der Erhabene die Worte: ^Nicht eher werde
ich. Böser, zur Erlöschung eingehn, solange
Mönche bei mir nicht Jünger geworden sind,
solange Nonnen bei mir nicht Jüngerinen ge-
worden sind, solange Anhänger und An-
hängerinen bei mir keine Jünger geworden
sind, solange da bei mir das Asketenthum nicht
mächtig wird aufgediehen sein, nach allen
94
Seiten hin, unter vielemVolke verbreitet, jedem
zugänglich, bis es eben den Menschen wohl-
bekannt geworden ist.’ Heute nun aber ist,
o Herr, das Asketenthum beim Erhabenen
mächtig aufgediehen, nach allen Seiten hin,
unter vielem Volke verbreitet, jedem zu-
gänglich, lange schon den Menschen wohl-
bekannt geworden. Erlöschen möge jetzt, o
Herr, der Erhabene, erlöschen möge der Will-
kommene ! Zur Erlöschung ist es jetzt Zeit,
o Herr, für den Erhabenen.< Also angegangen,
Anando, hab’ ich zu Märo dem Bösen da ge-
sagt: >Sei du unbesorgt. Böser, binnen kurzem
wird es mit dem Vollendeten zur Erlöschung
kommen: heute über drei Monate wird der
Vollendete zur Erlöschung eingehn.< Jetzt
eben hat, Anando, heute am Päväler Baum-
frieden, der Vollendete klar und wohlbewusst
den Dauergedanken entlassen.«
Nach diesen Worten sprach der ehrwürdige
Anando den Erhabenen also an:
95
»Bestehn, o Herr, möge der Erhabene das
Weltalter durch, bestehn möge der Willkom-
mene das Weltalter durch, vielen zum Wohle,
vielen zum Heile, aus Erbarmen zur Welt,
zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter
und Menschen!«
»Lass’ es gut sein, Anando, bitte nicht den
Vollendeten, die Zeit ist vorbei, Anando, den
Vollendeten zu bitten.«
Ein zweites Mal aber, und ein drittes Mal
sprach nun der ehrwürdige Anando den Er-
habenen also an :
»Bestehn, o Herr, möge der Erhabene das
Weltalter durch, bestehn möge der Willkom-
mene das Weltalter durch, vielen zum Wohle,
vielen zum Heile, aus Erbarmen zur Welt,
zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter
und Menschen!«
»Hast du, Anando, Vertrauen zur Wach-
heit des Vollendeten?«
»Gewiss, o Herr!«
96
»Wie denn also nur magst du, Anando,
den Vollendeten bis zur dreimaligen Wieder-
holung bedrängen?«
»Von Angesicht hab’ ich es, o Herr, vom
Erhabenen gehört, von Angesicht vernom-
men: >Wer auch immer, Anando, die vier
Machtgebiete geübt, gepflegt, ausgeführt, aus-
gebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus
entrichtet hat, der könnte, Änando, wenn
ihn danach verlangte, ein Weltalter durchbe-
stehn, oder bis zu Ende des Weltalters. Der
Vollendete hat, Anando, die vier Machtgebiete
geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, ange-
wendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet ^
bei Verlangen danach, Anando, könnte der
Vollendete ein Weltalter durchbestehn, oder
bis zu Ende des Weltalters<.«
»Und du hast es geglaubt, Anando ?«
»Freilich, o Herr!«
»Darum aber, Anando, hast du eben hier es
versehn, hast du eben hier es versäumt, der
7 lt
97
du, ob dir gleich also vom Vollendeten ein
wichtiger Wink, ein wichtiger Hinweis ge-
geben war, es nicht zu merken vermochtest,
den Vollendeten nicht gebeten hast : >Bestehn
möge der Erhabene das Weltalter durch, be-
stehn möge der Willkommene das Weltalter
durch, vielen zum Wohle, vielen zum Heile,
aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle
und Heile für Götter und Menschen.< Hät-
test du, Anando, den Vollendeten gebeten,
so hätte wohl zweimal deine Worte der Voll-
endete abgewiesen, aber das dritte Mal ihnen
entsprochen. Darum aber, Anando, hast du
eben hier es versehn, hast du eben hier es
versäumt.
»Es war einmal, Anando, da bin ich bei
Räjagaham geweilt, am Geierkulm, im Ge-
birge. Auch dort, Anando, hab’ ich zu dir
gesagt: >Schön gelegen ist, Anando, Räja-
gaham, schön gelegen der Geierkulm, das Ge-
birge. — Wer auch immer, Anando, die vier
98
Machtgebiete geübt, gepflegt, ausgeführt, aus-
gebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus
entrichtet hat, der könnte, Änando, wenn ihn
danach verlangte, ein Weltalter durchbestehn,
oder bis zu Ende des Weltalters. Der Voll-
endete hat, Anando, die vier Machtgebiete
geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, an-
gewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet;
bei Verlangen danach, Anando, könnte der
Vollendete ein Weltalter durchbestehn, oder
bis zu Ende des Weltalters.< Ob dir gleich
also, Anando, vom Vollendeten ein wichtiger
Wink, ein wichtiger Hinweis gegeben war,
hast du es nicht zu merken vermocht, hast
nicht den Vollendeten gebeten : ^Bestehn möge
der Erhabene das Weltalter durch, bestehn
möge der Willkommene das Weltalter durch,
vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus Er-
barmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und
Heile für Götter und Menschen.’ Hättest du,
Anando, den Vollendeten gebeten, so hätte
7 *
99
wohl zweimal deine Worte der Vollendete
abgewiesen, aber das dritte Mal ihnen ent-
sprochen. Darum aber, Anando, hast du eben
hier es versehn, hast du eben hier es ver-
säumt.
»Es war einmal, Anando, da bin ich wieder
eben bei Räjagaham geweilt, unter dem Fei-
genbaum im Hirtenhain ^ und wieder bei
Räjagaham, am Räubersprung ^ und wieder
einmal am Abhange des Brockensteins, in der
Siebenblätterlaubgrotte und wieder am Se-
herschlunde, in der Schlucht beim Schwarzen
Felsen 5 und im Kühlen Walde, in der Bucht
am Schlangenweiher ^ und auch in der Aue
am Tapodo^ auch wieder im Bambuspark,
am Hügel der Eichhörnchen^ und wieder
auch im Mangohaine Jivakos^^ ^ und auch eben
bei Räjagaham im Wildgarten ober dem Eng-
pass. Auch dort, Anando, hab' ich also zu dir
gesprochen. — Es war einmal, Anando, da
bin ich wieder hier, bei Vesäli geweilt, im
100
Udener Park 5 und hier bei Vesäli, im Garten
der Gotamiden^ und wiederum hier im
Siebenmangohain j auch wieder am Hügel
mit dem Vielblätterlaub j und wieder auch
am Grabmal an der Sarandadä, bei Vesäli.
Auch da, Anando, hab’ ich also zu dir ge-
sprochen.
»Nun aber hab’ ich dir, Anando, heute
am Päväler Baumfrieden gesagt: >Schön ge-
legen ist, Anando, Vesäli, schön gelegen der
Udener Park, schön gelegen der. Garten der
Gotamiden, schön gelegen der Siebenmango-
hain, schön gelegen der Hügel mit dem Viel-
blätterlaub, schön gelegen das Grabmal an der
Sarandadä, schön gelegen der Päväler Baum-
frieden. — Wer auch immer, Anando, die
vier Machtgebiete geübt, gepflegt, ausgeführt,
ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durch-
aus entrichtet hat, der könnte, Anando, wenn
ihn danach verlangte, ein Weltalter durch-
bestehn, oder bis zu Ende des Weltalters. Der
101
Vollendete hat, Anando, die vier Machtgebiete
geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, an-
gewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet^
bei Verlangen danach, Anando, könnte der
Vollendete ein Weltalter durchbestehn, oder
bis zu Ende des Weltalters.< Ob dir gleich
also, Anando, vom Vollendeten ein wichtiger
Wink, ein wichtiger Hinweis gegeben war,
hast du es nicht zu merken vermocht, hast
nicht den Vollendeten gebeten : ^Bestehn möge
der Erhabene das Weltalter durch, bestehn
möge der Willkommene das Weltalter durch,
vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus
Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle
und Heile für Götter und Menschen.’ Hättest
du, Anando, den Vollendeten gebeten, so
hätte wohl zweimal deine Worte der Voll-
endete abgewiesen, aber das dritte Mal ihnen
entsprochen. Darum aber, Anando, hast du
eben hier es versehn, hast du eben hier es
versäumt.*^
102
»rtab’ ich denn das, Anando, nicht vorher
schon verkündet, dass eben alles, was einem
lieb und angenehm ist, verschieden werden,
aus werden, anders werden muss? Woher
könnte das hier, Anando, erlangt werden, dass
was geboren, geworden, zusammengesetzt,
dem Verfall unterworfen ist, da doch nicht
verfallen sollte: das giebt es nicht. Weil nun
aber, Änando, der Vollendete sich davon los-
gemacht, entledigt, befreit, abgewandt, ent-
äußert, den Dauergedanken entlassen hat, hat
der Vollendete schlechthin gültig gesprochen:
>Binnen kurzem wird es mit dem Vollendeten
zur Erlöschung kommen: heute über drei
Monate wird der Vollendete zur Erlöschung
eingehn. < Dass aber der Vollendete dieses
Wort, um am Leben zu bleiben, wieder zu-
rücknehmen sollte: das giebt es nicht. —
Lass’ uns, Anando, nach dem Großen Walde
aufbrechen, zur Halle der Einsiedelei, dahin
wollen wir gehn.«
105
»Wohl, o Herr«, sagte da aufmerksam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist
denn der Erhabene mit dem ehrwürdigen
Anando nach dem Großen Walde, zur Halle
der Einsiedelei hingewandert. Dort angelangt
wandte sich der Erhabene an den ehrwürdigen
Anando :
»Gehe du, Anando : soviel da Mönche um
Vesäli her sich aufhalten, alle die lass’ in der
Halle des Vorhauses sich einfinden.«
»Ja, o Herr«, sagte da gehorsam der ehr-
würdige Anando zum Erhabenen ^ und soviel
der Mönche um Vesäli her sich aufhielten, alle
die hieß er in der Halle des Vorhauses sich ein-
finden, kehrte dann zum Erhabenen zurück,
begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und stand
beiseite. Beiseite stehend sprach nun der ehr-
würdige Anando zum Erhabenen also:
»Versammelt, o Herr, ist die Jüngerschaft :
wie es nun, o Herr, dem Erhabenen belieben
mag.«
104
Da begab sich nun der Erhabene nach der
Halle des \ orhauses hin und nahm, dort an-
gelangt, auf dem angebotenen Sitze Platz. Dann
wandte sich der Erhabene an die Mönche :
»Darum aber, ihr Mönche, habt ihr die
Dinge, die von mir zur Durchschauung euch
aufgewiesen wurden, wohl zu bewahren, zu
behüten, zu üben und zu pflegen, auf dass dieses
Asketenthum seinen Lauf nehme, lange be-
stehn kann, dass es vielen zum W ohle, vielen
zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum
Nutzen, Wohle und Heile für Götter und
Menschen. Was sind das aber, ihr Mönche, für
Dinge, die von mir zur Durchschauung euch
aufgewiesen wurden, die ihr da wohl zu be-
wahren, zu behüten, zu üben und zu pflegen
habt, auf dass dieses Asketenthum seinen Lauf
nehme, lange bestehn kann, dass es vielen zum
Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen
zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für
Götter und Menschen? Als wie da sind: die
105
vier Pfeiler der Einsicht, die vier gewaltigen
Kämpfe, die vier Machtgebiete, die fünf Fähig-
keiten, die fünf Vermögen, die sieben Er-
weckungen, der heilige achtfältige Weg. Das
sind, ihr Mönche, die Dinge, die von mir zur
Durchschauung euch aufgewiesen wurden, die
ihr da wohl zu bewahren, zu behüten, zu üben
und zu pflegen habt, auf dass dieses Asketen-
thum seinen Lauf nehme, lange bestehn kann,
dass es vielen zum Wohle, vielen zum Heile sei,
aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle
und Heile für Götter und Menschen.
Dann hat der Erhabene zu den Mönchen
gesagt:
»Wohlan denn, ihr Mönche, lasst euch ge-
sagt sein; schwinden muss jede Erscheinung,
unermüdlich mögt ihr da kämpfen^ binnen
kurzem wird es mit dem Vollendeten zur Er-
löschung kommen: heute über drei Monate
wird der Vollendete zur Erlöschung eingehn.«
Also sprach der Erhabene. Als der Will-
kommene das gesagt hatte, sprach fernerhin
also der Meister:
»Zarte Jugend, rauhes Alter,
Ob nun thöricht, oder weise,
Ob es Arme sind, ob Reiche :
Todesunterthan ist alles.
»Wie des Hafners Töpferwaare,
Vielgoformte l'hongefäße,
Große Krüge, kleine Schaalen,
Ob gebrannt schon, ungebrannt noch :
Alle doch zerbrechen endlich ;
Unser Dasein ist nicht anders.«
Ferner aber sprach noch also der Meister:
»Mein Tagewerk ist abgereift,
Zur Neige senkt mein Leben sich:
Von euch nun scheidend geh’ ich hin.
In eigne Zuflucht eingekehrt.
»Seid unermüdlich, klar bewusst,
Ihr Mönche, tugendächt bewährt :
Geeinigt innen, recht gesinnt,
Lasst euch das Herz behütet sein.
107
)>In solcher Lehre, solcher Zucht
Wer unermüdlich ausbeharrt:
Geburtenvvandel bald entflohn
Zu Ende wirkt er alles Weh.<(
ENDE DES DRITTEN BERICHTES
D a hat denn der Erhabene eines Morgens
sich gerüstet, Mantel und Schaale ge-
nommen und den W eg nach V esäli beschritten,
um Almosenspeise. In der Stadt von Haus zu
Haus tretend kehrte der Erhabene mit den
erhaltenen Brocken zurück, nahm das Mahl
ein, ließ einen Elephantenblick über Vesäli
hingleiten und wandte sich nun an den ehr-
würdigen Anando:^®
»Dies wird, Anando, das letzte Gesicht des
Vollendeten gegen Vesäli gewesen sein. Lass’
uns, Anando, nach dem Krämerdorfe auf-
brechen, dahin wollen wir gehn.«
»Wohl, o Herr«, sagte da aufmerksam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist
nun der Erhabene, von einer zahlreichen
Jüngerschaft begleitet, nach dem Krämerdorfe
hingezogen. Bei dem Krämerdorfe hat dann
der Erhabene Rast gehalten. Dort nun wandte
sich der Erhabene an die Mönche:
»Weil da, ihr Mönche, vier Dinge nicht
verstanden, nicht durchdrungen waren, ist
eben diese lange Laufbahn um wandelt worden,
umkreist worden, von mir sowie von euch :
und welche vier ? W eil, ihr Mönche, heilige
Tugend nicht verstanden, nicht durchdrungen
war, ist eben diese lange Laufbahn um wandelt
worden, umkreist worden, von mir sowie
von euch; weil, ihr Mönche, heilige Vertie-
fung nicht verstanden, nicht durchdrungen
war, ist eben diese lange Laufbahn umwandelt
worden, umkreist worden, von mir sowie von
euch ; weil, ihr Mönche, heilige W eisheit nicht
verstanden, nicht durchdrungen war, ist eben
diese lange Laufbahn umwandelt worden,
umkreist worden, von mir sowie von euch;
weil, ihr Mönche, heilige Freiheit nicht ver-
standen, nicht durchdrungen war, ist eben
110
diese lange Laufbahn umwandelt worden, um-
kreist worden, von mir sowie von euch. Da ist
jetzt, ihr Mönche, heilige Tugend verstanden,
durchdrungen, heilige Vertiefung verstan-
den, durchdrungen, heilige W eisheit ver-
standen, durchdrungen, heilige Freiheit
verstanden, durchdrungen, abgeschnitten der
Daseinsdurst, versiegt die Daseinsader, und
nicht mehr giebt es Wiedersein.«
Also sprach der Erhabene. Als der Will-
kommene das gesagt hatte, sprach fernerhin
also der Meister;
»Die Tugend, Tiefe, Weisheit dann
Und Freiheit, die zuhöchst besteht.
Sie sind verstanden, Ding um Ding« :
Vom Gotamiden, reich an Ruhm,
Der so als Meister hat gezeigt
Den Jüngern was zu wissen taugt.
Der Leiden Tilger, auferwacht.
Der Seher, selbst erloschen hin. —
1 1 1
Da hat denn noch der Erhabene, bei dem
Krämerdorfe verweilend, also auch weiter-
hin den Mönchen lehrreiche Rede gehalten
»Das ist Tugend, das ist Vertiefung, das ist
Weisheit^ in Tugend ausgediehene Vertie-
fung verleiht hohen Lohn, hohe Förderung,
in Vertiefung ausgediehene Weisheit verleiht
hohen Lohn, hohe Förderung, in Weisheit
ausgediehenes Herz wird eben von allem
Wahne frei, und zwar vom Wunsch es wahn,
vom Daseinswahn, vom Nichtwissens wahn.«
Nachdem nun der Erhabene bei dem
Krämerdorfe nach Belieben geweilt hatte,
wandte sich der Erhabene an den ehrwürdigen
Anando :
»Lass’ uns, Anando, über Elephantendorf
nach dem Mangodorfe gehn, und über Rosen-
apfeldorf nach der Bhoger Burg aufbrechen,
dahin wollen wir gehn.«
»Wohl, o Herr«, sagte da aufmerksam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist
1 1
nun der Erhabene, von einer zahlreichen
Jüngerschaft begleitet, nach der Bhoger Burg
hingezogen. Bei der Bhoger Burg hat dann
der Erhabene Rast gehalten, am Steinmal der
Anandiden. Dort wandte sich der Erhabene an
die Mönche:
»Vier wichtige Bezeugnisse will ich euch
Mönchen hier aufweisen: das höret und achtet
wohl auf meine Rede.«
»Gewiss, ö Herr«, sagten da aufmerksam
jene Mönche zum Erhabenen. Der Erhabene
sprach also:
»Da mag wohl, ihr Mönche, ein Mönch etwa
sagen : >Von Angesicht hab’ ich es, Brüder, vom
Erhabenen gehört, von Angesicht vernommen:
das ist die Lehre, das ist die Zucht, das ist des
Meisters Gebot.< Die Aussage eines solchen
Mönches, ihr Mönche, ist weder zu billigen
noch abzuweisen ^ ohne sie gebilligt, ohne sie
abgewiesen zu haben, hat man sich da die be-
zeichnenden Sätze sorgfältig zu merken und
in den Reden ihre Bestätigung, in der Zucht
ihren Nachweis aufzufinden. Wenn man aber
in den Reden ihre Bestätigung, in der Zucht
ihren Nachweis aufzufinden sucht, und sie nun
weder in den Reden ihre Bestätigung noch in
der Zucht ihren Nachweis finden, so muss man
dabei zu dem Schlüsse kommen: >Freilich ist
das eben nicht des Erhabenen Sprache, sondern
ist von diesem Mönche schlecht aufgefasst
worden<^ so mögt ihr, Mönche, dieses dann
verwerfen. Wenn man aber in den Reden
ihre Bestätigung, in der Zucht ihren Nachweis
aufzufinden sucht, und sie nun gar wohl in
den Reden ihre Bestätigung und auch in der
Zucht ihren Nachweis finden, so muss man
dabei zu dem Schlüsse kommen: >Freilich ist
das eben des Erhabenen Sprache, ist von diesem
Mönche recht aufgefasst worden.< Das mögt
ihr, Mönche, zum ersten als wichtiges Bezeug-
niss verwahren.
»Da mag ferner, ihr Mönche, ein Mönch
114
etwa sagen : > An dem und dem Orte dort weilt
eine Jüngergemeinde, mit einem Oberen, mit
einem Vorstand j von dieser Jüngergemeinde
hab’ ich es von Angesicht gehört, von Angesicht
vernommen: das ist die Lehre, das ist die Zucht,
das ist des Meisters Gebotx Die Aussage eines
solchen Mönches, ihr Mönche, ist weder zu
billigen noch abzuweisen ^ ohne sie gebilligt,
ohne sie abgewiesen zu haben, hat man sich da
die bezeichnenden Sätze sorgfältig zu merken
und in den Reden ihre Bestätigung, in der
Zucht ihren Nachweis aufzufinden. Wenn man
aber in den Reden ihre Bestätigung, in der
Zucht ihren Nachweis aufzufinden sucht, und
sie nun weder in den Reden ihre Bestätigung
noch in der Zucht ihren Nachweis finden, so
muss man dabei zu dem Schlüsse kommen:
>Freilich ist das eben nicht des Erhabenen
Sprache, sondern ist von dieser Jüngergemeinde
schlecht aufgefasst worden<^ so mögt ihr,
Mönche, dieses dann verwerfen. Wenn man
8 *
115
aber in den Reden ihre Bestätigung, in der
Zucht ihren Nachweis aufzufinden sucht, und
sie nun gar wohl in den Reden ihre Bestätigung
und auch in der Zucht ihren Nachweis finden,
so muss man dabei zu dem Schlüsse kommen :
>Freilich ist das eben des Erhabenen Sprache,
ist von dieser Jüngergemeinde recht aufgefasst
worden.< Das mögt ihr, Mönche, zum zweiten
als wichtiges Bezeugniss verwahren.
»Da mag ferner, ihr Mönche, ein Mönch
etwa sagen: >An dem und dem Orte weilt
eine große Anzahl oberer Mönche, die viel er-
fahren, gründliche Kunde erworben haben,
Hüter der Lehre, Hüter der Zucht, Hüter der
Überlieferung sind^ von diesen Oberen hab’
ich es von Angesicht gehört, von Angesicht
vernommen: das ist die Lehre, das ist die Zucht,
das ist des Meisters Gebot.< Die Aussage eines
solchen Mönches, ihr Mönche, ist weder zu
billigen noch abzuweisen 5 ohne sie gebilligt,
ohne sie abgewiesen zu haben, hat man sich da
116
die bezeichnenden Sätze sorgfältig zu merken
und in den Reden ihre Bestätigung, in der
Zucht ihren Nachweis aufzufinden. Wenn man
aber in den Reden ihre Bestätigung, in der
Zucht ihren Nachweis aufzufinden sucht, und
sie nun weder in den Reden ihre Bestätigung,
noch in der Zucht ihren Nachweis finden, so
muss man dabei zu dem Schlüsse kommen:
>Freilich ist das eben nicht des Erhabenen
Sprache, sondern ist von diesen Oberen schlecht
aufgefasst wordeiK^ so mögt ihr, Mönche,
dieses dann verwerfen. Wenn man aber in den
Reden ihre Bestätigung, in der Zucht ihren
Nachweis aufzufinden sucht, und sie nun gar
wohl in den Reden ihre Bestätigung und auch
in der Zucht ihren Nachweis finden, so muss
man dabei zu dem Schlüsse kommen : >Freilich
ist das eben des Erhabenen Sprache, ist von
diesen Oberen recht aufgefasst worden.< Das
mögt ihr, Mönche, zum dritten als wichtiges
Bezeugniss verwahren.
117
»Da mag ferner, ihr Mönche, ein Mönch
etwa sagen: >An dem und dem Orte weilt
ein einzelner alter Mönch, der viel erfahren,
gründliche Kunde erworben hat, Hüter der
Lehre, Hüter der Zucht, Hüter der Überlie-
ferung ist^ von diesem Alten hab’ ich es von
Angesicht gehört, von Angesicht vernommen :
das ist die Lehre, das ist die Zucht, das ist des
Meisters Gebot.< Die Aussage eines solchen
Mönches, ihr Mönche, ist weder zu billigen
noch abzuweisen; ohne sie gebilligt, ohne sie
abgewiesen zu haben, hat man sich da die be-
zeichnenden Sätze sorgfältig zu merken und in
den Reden ihre Bestätigung, in der Zucht ihren
Nachweis aufzufinden. Wenn man aber in den
Reden ihre Bestätigung, in der Zucht ihren
Nachweis aufzufinden sucht, und sie nun weder
in den Reden ihre Bestätigung noch in der
Zucht ihren Nachweis finden, so muss man
dabei zu dem Schlüsse kommen: >Freilich ist
das eben nicht des Erhabenen Sprache, sondern
ist von diesem Alten schlecht aufgefasst wor-
den<^ so mögt ihr, Mönche, dieses dann ver-
werfen. Wenn man aber in den Reden ihre
Bestätigung, in der Zucht ihren Nachweis auf-
zufinden sucht, und sie nun gar wohl in den
Reden ihre Bestätigung und auch in der
Zucht ihren Nachweis finden, so muss man
dabei zu dem Schlüsse kommen: >Freilich ist
das eben des Erhabenen vSprache, ist von diesem
Alten recht aufgefasst worden.< Das mögt ihr,
Mönche, zum vierten als wichtiges Bezeugniss
verwahren. — Das sind, ihr Mönche, vier
Bezeugnisse, die als wichtig verwahrt werden
mögen.«
Da hat denn noch der Erhabene, bei der
Bhoger Burg verweilend, am Stein mal der
Anandiden, also auch weiterhin den Mönchen
lehrreiche Rede gehalten:
»Das ist Tugend, das ist Vertiefung, das ist
Weisheit^ in Tugend ausgediehene Vertiefung
verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in Ver-
tiefung ausgediehene Weisheit verleiht hohen
Lohn^ hohe Förderung, in Weisheit ausge-
diehenes Herz wird eben von allem Wahne
frei, und zwar vom Wunsches wahn, vom Da-
seinswahn, vom Nichtwissenswahn.«
Nachdem nun der Erhabene bei der Bhoger
Burg nach Belieben gew eilt hatte, wandte sich
der Erhabene an den ehrwürdigen Anando;
»Lass’ uns, Anando, nach Pävä auf brechen,
dahin wollen wir gehn.«
»Wohl, o Herr«, sagte da aufmerksam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist
nun der Erhabene, von einer zahlreichen
Jüngerschaft begleitet, nach Pävä hingezogen.
Bei Pävä hat dann der Erhabene Rast ge-
halten, im Mangohaine bei Cuiido, dem Gold-
schmidt.^^
Es vernahm aber Cundo der Goldschmidt:
>Der Erhabene, heißt es, ist in Pävä ange-
kommen, hält bei Pävä Rast, im Mangohaine
bei mir!< Da begab sich denn Cundo der
120
Goldschinidt zum Erhabenen hin, begrüßte
den Erhal)enen ehrerbietig und setzte sich
beiseite nieder. Cundo der Goldschmidt, der
da beiseite saß, wurde nun vom Erhabenen
in lehrreichem Gespräche ermuntert, er-
muthigt, erregt und erheitert. Als dann Cundo
der Goldschmidt vom Erhabenen in lehr-
reichem (jesprüche ermuntert, erinuthigt,
erregt und erheitert war, sprach er zum Er-
habenen also:
»Gewähre mir, o Herr, der Erhabene die
Bitte, morgen mit der Jüngerschaft bei mir
zu speisen!«
Schweigend gewährte der Erhabene die Bitte.
Nachdem nun Cundo der Goldschmidt der
Zustimmung des Erhabenen gewiss war, stand
er vom Sitze auf, begrüßte den Erhabenen ehr-
erbietig, ging rechts herum und entfernte sich.
Am nächsten Morgen dann ließ Cundo der
Goldschmidt in seiner Behausung ausgewählte
feste und flüssige Speise auftragen und reich-
1 o, 1
lieh dazu noch Ebermorcheln.^ Alsdann sandte
er einen Boten an den Erhabenen mit der
Meldung: >Es ist Zeit, o Herr, das Mahl ist
bereit.< So begann denn der Erhabene vor
Mittag sich zu rüsten, nahm Mantel und Al-
mosenschaale und ging, von der Jüngerschaft
begleitet, nach dem Hause, wo Cundo der
Goldschmidt wohnte. Dort angelangt nahm
der Erhabene auf dem angebotenen Sitze
Platz. Alsbald nun wandte sich der Erhabene
an Cundo den Goldschmidt:
»Was du, Cundo, an Ebermorcheln vorbe-
reitet hast, damit versorge mich : was aber an
anderer fester und flüssiger Speise vorhanden
ist, damit versorge die Jüngerschaft.«
»Wohl, o Herr«, sagte da gehorsam Cundo
der (jold^chmidt zum Erhabenen^ und was an
Ebermorcheln vorbereitet war, damit versorgte
er den Erhabenen, was aber an anderer fester
und flüssiger Speise vorhanden war, damit ver-
sorgte er die Jüngerschaft. Da hat denn der
1 22
Erhabene sich an Cundo den Goldschmidt ge-
wandt :
»Was dir, Cundo, an Ebermorcheln übrig-
geblieben ist, das verscharr’ in der Grube:
keinen seh’ icVi da, Cundo, in der Welt mit
ihren Göttern, ihren bösen und heiligen (lei-
stern, mit ihre^r Schaar von Priestern und
Büßern, Göttern und Menschen, von dem
das genossen und gänzlich verdaut werden
könnte, den Vollendeten ausgenommen.«
»Gut, o Herr«, sagte da gehorsam (äindo
der Goldschmidt zum Erhabenen^ und was
an Ebermorcheln noch übrior war, das ver-
scharrte er in der Grube. Dann kehrte er zum
Erhabenen zurück, verbeugte sich ehrerbietig
vor dem Erhabenen und setzte sich beiseite
nieder. Da hat denn noch der Erhabene (Aindo
den Goldschmidt, der an der Seite saß, in lehr-
reichem Gespräche ermuntert, ermuthigt, er-
regt und erheitert, ist sodann aufgestanden
und von dannen geschritten.
123
Da hat nun den Erhabenen nach dem
bei Cundo dem Goldschmidt eingenommenen
Mahle eine heftige Krankheit befallen, blu-
tiges Erbrechen mit starken Schmerzen stellte
sich ein, lebensgefährlich. Auch diese hat denn
der Erhabene klar und wohlbewusst erduldet,
ohne sich verstören zu lassen.
Alsbald nun wandte sich der Erhabene an
den ehrwürdigen Anando:
»Lass’ uns, Anando, nach Kusinärä auf-
brechen, dahin wollen wir gehn.«
»Wohl, o Herr«, sagte da aufmerksam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen.
Bei Cundo nach der Mahlzeit dann,
Beim Goldschmidt, hat man mir erzählt,
Erfuhr der Weise Krankheit bald,
Mit starken Schmerzen, sterbesiech.
Als wie bewirthet mit der Ebermorchel
Befiel ein Übel arger Quaal den Meister da ;
Geplagt von Schluchzen hat der Herr gesprochen :
»Nach Kusinärä weiter will ich wandern hin.«
Da ist denn der Erhabene vom Wege ab-
gebogen, an den Fuß eines Baumes in der
Nähe herangetreten und hat dann dem ehr-
würdigen Anando gesagt:
»Sei so lieb, Anando, und spreite mir den
Mantel vierfach gefaltet auf : ich bin erschöpft,
Anando, und werde mich niedersetzen.«
»Wohl, o Herr«, sagte da gehorsam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen 5 und er
spreitete den Mantel vierfach gefaltet auf.
Es setzte sich der Erhabene auf den vorbe-
reiteten Sitz. Dann wandte sich der Erhabene
an den ehrwürdigen Anando:
»Sei so lieb, Anando, und hole mir Wasser:
ich bin durstig, Anando, und möchte trinken.«
Auf diese Worte sprach der ehrwürdige
Anando zum Erhabenen also:
»Es sind jetzt, o Herr, etwa fünfhundert
Karren da hinübergefahren : von den Rädern
durchschnitten läuft nun das Wasser seicht
durcheinander, trübe geworden. Aber ganz
125
in der Nähe, o Herr, fließt die Kakudhä,
mit klarem Wasser, frischem Wasser, kühlem
Wasser, reinem Wasser, leicht zugänglich,
schön gelegen: dort wird der Erhabene Was-
ser trinken und auch die Glieder erquicken
können.«
Ein zweites Mal aber, und ein drittes Mal
hat der Erhabene sich also an den ehrwürdigen
Anando gewandt;
»Sei so lieb, Anando, und hole mir Wasser:
ich bin durstig, Anando, und möchte trinken.«
»Wohl, o Herr«, sagte da beim dritten Mal
gehorsam der ehrwürdige Anando zum Er-
habenen ^ und mit der Schaale versehn stieg
er zum Bache herab. Da war nun der Bach,
dessen Wellen von den Rädern durchschnitten
seicht durcheinander geflossen, trübe gewor-
den waren, beim Herankommen des ehrwür-
digen Anando klar, durchsichtig, hell anzu-
schauen. Da gedachte nun der ehrwürdige
Anando alsbald; >Ach wie erstaunlich, wie
126
doch so wunderbar ist des Vollendeten hohe
Macht, hohe Gewalt ! Dieser Bach da vor mir,
dessen Gewässer, von den Rädern durch-
schnitten, seicht durcheinander geflossen, trübe
geworden waren, der strömt nun bei meinem
Herankommen klar, durchsichtig, hell dahinx
Dann schöpfte er W asser in die Schaale, kehrte
zum Erhabenen zurück und sprach also :
»Staunen und Wunder, o Herr, über des
Vollendeten hohe Macht, hohe Gewalt : eben
zuvor, 0 Herr, war dieser Bach, von den Rädern
durchschnitten, seicht durcheinander geflossen,
trübe geworden, und ist bei meinem Heran-
kommen klar, durchsichtig, hell anzuschauen!
Trinken möge der Erhabene das Wasser,
trinken möge der Willkommene das Wasser.«
Da hat denn der Erhabene das Wasser ge-
trunken.
Um diese Zeit aber warPukkuso der Maller-
prinz, ein Jünger des Aläro Kälämo, von
127
Kusinärä nach Pävä unterwegs und reiste die
Landstraße entlang. Es sah nun Pukkuso der
junge Maller den Erhabenen unter einem
Baume sitzen. Als er den Erhabenen gesehn
hatte, kam er heran, begrüßte den Erhabenen
ehrerbietig und setzte sich beiseite nieder.
Beiseite sitzend sprach nun Pukkuso der
Mallerprinz zum Erhabenen also :
»Erstaunlich, o Herr, außerordentlich ist es,
o Herr, wie tief da, o Herr, der Frieden ist,
in dem Pilger zu beharren vermögen. — Eines
Tages einmal, o Herr, war Aläro Kälämo die
Landstraße entlang gewandert, war dann vom
Wege abgebogen und hatte sich in der Nähe
unter einem Baume niedergesetzt, bis gegen
Abend zu verweilen. Da sind nun, o Herr,
an fünfhundert Karren gerade Aläro Kälämo
gegenüber vorbeigefahren. Nun ist dann, o
Herr, einer der Männer, den Spuren dieser
Karrenkarawane immer nachfolgend, zu AJäro
Kälämo herangekommen und hat also gefragt :
128
>Du hast wohlj o Herr, an fünfhundert Kar-
ren vorbeifahren sehn?< — >Nichts hab’ ich,
Bruder, gesehn.< — >Aber du hast doch, o
Herr, den Lärm gehört ?< — >Nichts, Bruder,
hab’ ich von Lärm gehört.< — >So hast du,
o Herr, geschlafen ?< — >Nicht hab’ ich,
Bruder, geschlafene — >Wie denn, o Herr:
und du warst bewusst ?< — >Gewiss, Brudere
— >So hast du, o Herr, bewusst und mit
wachen Sinnen die fünfhundert Karren, die
gerade gegenüber vorbeigefahren sind, weder
gesehn noch auch den Lärm gehört: aber
dein Mantel, o Herr, ist ja ganz mit Staub
überdeckt !< — >Freilich, Bruder.< Da wurde
nun, o Herr, jenem Manne also zumuthe;
>Großartig ist es, unglaublich, in der That,
wie tief da, fürwahr, der Frieden ist, in dem
Pilger zu beharren vermögen; wo ja eben
einer bewusst und mit wachen Sinnen fünf-
hundert Karren, die gerade gegenüber vorbei-
fahren, weder zu sehn noch auch den Lärm
9 LT
129
zu hören braucht !< Und nachdem er so für
AJäro Kälämo hohe Begeisterung erkennen
hatte lassen, ging er weiter.«
»Wie denkst du darüber, Pukkuso, was mag
da wohl etwa schwieriger auszuführen, etwa
schwieriger zu erwirken sein: dass einer be-
wusst und mit wachen Sinnen fünfhundert
Karren, die gerade gegenüber vorbeifahren,
weder zu sehn noch auch den Lärm zu hören
vermöchte 5 oder dass einer bewusst und mit
wachen Sinnen im Gewittersturm, im wir-
belnden Wolkenbruch, während Blitze herab-
zücken und der Donner krachend darein-
schlägt, weder zu sehn noch auch den Lärm
zu hören vermöchte?«
»Was gälten da freilich, o Herr, fünfhun-
dert Karren oder sechshundert, siebenhundert
Karren oder achthundert, neunhundert Karren
oder tausend oder hunderttausend Karren : viel-
mehr wäre das eben gar schwieriger auszu-
führen und schwieriger zu erwirken, dass einer
150
bewusst und mit wachen Sinnen im Gewitter-
sturm, im wirbelnden Wolkenbruch, während
Blitze herabzücken und der Donner krachend
dareinschlägt, weder zu sehn noch auch den
Lärm zu hören vermöchte !«
»Es war einmal, Pukkuso, da bin ich bei
Atumä geweilt, in einer Scheune. Um diese
Zeit aber, bei einem Gewittersturm, im wir-
belnden Wolkenbruch, während Blitze herab-
zückten und der Donner krachend darein-
schlug, wurden unweit der Scheune zwei
Landbauern, Brüder, getroffen, und vier Zug-
ochsen. Da ist denn, Pukkuso, aus Atumä
eine große Menschenmenge herangekommen
und um die beiden Landbauern, die er-
schlagenen Brüder, und die vier Zugochsen
herumgestanden. Doch war ich, Pukkuso,
schon aus der Scheune hervorgetreten und
ging vor der Tenne unter freiem Himmel
auf und ab. Alsbald kam nun, Pukkuso, einer
der Männer aus jener großen Menschen-
menge auf mich zu^ verbeugte sich vor mir
und stand beiseite. Den Mann aber, Pukkuso,
der da beiseite stand, sprach ich also an:
>Was ist denn da, Bruder, für eine große
Menschenmenge zusammengekommen ?< —
>Es sind jetzt, o Herr, im Wettersturm, im
prasselnden Wolkengusse, unter flammenden
Blitzen und krachendem Donnergetöse, zwei
Landleute erschlagen worden, Brüder, und
vier Pflugochsen : da ist denn nun diese große
Menschenmenge zusammengelaufen 5 du aber,
o Herr, bist wo gewesen ?< — >Hier eben,
Bruder, bin ich gewesen.< — >Und hast es,
o Herr, wohl gesehn?< — >Nichts hab’ ich,
Bruder, gesehn.< — >Aber du hast doch, o
Herr, den Lärm gehört ?< — >Nichts, Bruder,
hab’ ich von Lärm gehört.< — >Dann hast
du, o Herr, gar geschlafen ?< — >Nicht hab’
ich, Bruder, geschlafene — >Wie denn, o
Herr: und du warst bewusst ?< — >Gewiss,
Brudere — >So hast du, o Herr, bewusst
und mit wachen Sinnen im Gewittersturm
und wirbelnden Wolkenbruch, während Blitze
herabschossen und der Donner krachend dar-
einschlug, weder gesehn noch auch den Lärm
gehört ?< — >Freilich, Bruder.< Da wurde
nun, Pukkuso, jenem Manne also zumuthe:
>0 wie seltsam ist es, wie so wunderbar doch,
wie tief da wirklich der Frieden sein muss,
in dem Pilger verharren können : wo ja eben
einer bewusst und mit wachen Sinnen im
Gewittersturm, im wirbelnden Wolkenbruch,
während Blitze herabzücken und der Donner
krachend dareinschlägt, weder zu sehn noch
auch den Lärm zu hören braucht !< Und nach-
dem er so hohe Begeisterung für mich gezeigt
hatte, ging er rechts herum und entfernte
sich.«
Nach diesen Worten sprach Pukkuso der
Mallerprinz zum Erhabenen also:
»Da will ich nur, o Herr, die Begeisterung
für AJäro Kälämo in den Sturmwind aussäen
155
oder den hurtigen Wellen des Flusses über-
lassen. — Vortrefflich, o Herr, vortrefflich, o
Herr! Gleichwie etwa, o Herr, als ob man
Umgestürztes aufstellte, oder Verdecktes ent-
hüllte, oder Verirrten den Weg zeigte, oder
Licht in die Finsterniss brächte: >Wer Augen
hat wird die Dinge sehne ebenso auch, oHerr,
ist vom Erhabenen die Lehre gar vielfach
dargelegt worden. Und so nehm’ ich, o Herr,
beim Erhabenen Zuflucht, bei der Lehre und
bei der Jüngerschaft: als Anhänger soll mich
der Erhabene betrachten, von heute an zeit-
lebens getreu.«
Dann hat Pukkuso der Mallerprinz einem
seiner Leute gewunken:
»Ach bringe mir doch mal den goldfarbenen
doppeltgewebten Schleier her.«
»Sehr wohl, Herr«, sagte da gehorsam jener
Mann zu Pukkuso dem Mallerprinzen ^ und
er brachte den goldfarbenen doppeltgewebten
Schleier herbei. Da hat denn Pukkuso der
154
Mallerprinz den goldfarbenen doppeltgeweb-
ten Schleier dem Erhabenen dargereicht:
»Das ist, o Herr, ein goldfarbener doppelt-
gewebter Schleier: den möge, o Herr, der
Erhabene von mir entgegennehmen, um
Erbarmens willen!«
»Wohlan denn, Pukkuso: in den einen magst
du mich hüllen, in den anderen Anando.«
»Gern, oHerr!« sagte da gehorsam Pukkuso
der Mallerprinz zum Erhabenen^ und in den
einen hüllte er den Erhabenen, in den anderen
den ehrwürdigen Anando.
Da hat denn noch der Erhabene Pukkuso
den Mallerprinzen in lehrreichem Gespräche
ermuntert, ermuthigt, erregt und erheitert. Als
dann Pukkuso der Mallerprinz vom Erhabenen
in lehrreichem Gespräche ermuntert, ermu-
thigt, erregt und erheitert worden war, stand
er auf, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig,
ging rechts herum und zog weiter.
Als nun der ehrwürdige Anando, nicht lange
155
nachdem Pukkuso der Mallerprinz gegangen
war, den goldfarbenen doppeltgewebten Schleier
dem Körper des Erhabenen gemäß richtete,
hat es, dem Körper des Erhabenen gemäß ge-
richtet, gänzlich wie glanzlos geschienen. Da
hat nun der ehrwürdige Anando zum Erha-
benen also gesprochen:
»Erstaunlich, o Herr, wundersam ist es, o
Herr, in welcher Klarheit, o Herr, des Vollen-
deten Hautfarbe rings erschimmert! Da ist, o
Herr, der goldfarbene doppeltgewebte Schleier,
dem Körper des Erhabenen gemäß gerichtet,
gänzlich wie glanzlos geworden.«
»Also ist es, Anandoj zweimal, Anando,
kommt es vor, dass der Körper des Vollendeten
wie überklar wird und die Hautfarbe rings
erschimmert: welche zweimal? Die Nacht,
Anando, wann der Vollendete in der unver-
gleichlichen vollkommenen Erwachung auf-
erwacht, und die Nacht, wann der Vollendete
in der ohne Hangen verbliebenen Art der Er-
136
löschung zu erlöschen kommt: diese zweimal,
Anando, kommt es vor, dass der Körper des
Vollendeten wie überklar wird und die Haut-
farbe rings erschimmert. Heute aber, Anando,
in den letzten Stunden der Nacht, auf Kusi-
närer Landgebiet, im Kronbaumwalde der
Maller, inmitten von ein paar Bäumen, wird
der Vollendete zur Erlöschung eingehn. —
Lass’ uns, Anando, zum Wasser der Kakudhä
hinabsteigen, dahin wollen wir schreiten.«
»Wohl, o Herr«, sagte da aufmerksam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen.
Goldschimmerseide, doppelt fein,
Pukkuso reichte gern sie dar:
Der Meister, damit angethan,
Erschien wie Mondesschimmer hell.33
Alsbald ist nun der Erhabene, von einer
zahlreichen Jüngerschaft begleitet, nach dem
Bette der Kakudhä herabgestiegen und, dort
angelangt, in die rauschenden Gewässer ein-
157
getaucht, hat gebadet und getrunken, ist dann
wieder ans Ufer zurückgekehrt und nach einem
Mangowäldchen hingegangen. Dort einge-
treten hat der Erhabene sich an den ehrwür-
digen Cundako gewandt:
»Sei so lieb, Cundako, und spreite mir den
Mantel vierfach gefaltet auf: ich bin müde,
Cundako, und möchte mich hinlegen.«
»Wohl, o Herr«, sagte da gehorsam der ehr-
würdige Cundako zum Erhabenen 5 und er
spreitete den Mantel vierfach gefaltet auf. Da
hat denn der Erhabene sich auf die rechte
Seite wie der Löwe hingelegt, einen Fuß
über dem anderen, klar bewusst, der Zeit des
Aufstehns gewärtig. Der ehrwürdige Cundako
aber setzte sich ebenda vor den Erhabenen
hin.
Es kam der Wache zur Kakudher Wellenfluth,
Wo frisch die Wasser blinken, bis zum Grunde klar :
Hinab da stieg der Meister, schien ermüdet nicht.
Vollendet in der Welt und ohnegleichen.
158
Nach Bad und Trunk von dannen schritt der Meister,
Voran den Jünger schaaren rings im Zuge,
Der Künder und Verkünder, Herr der Satzung hier.
Den Mangohain betrat der hohe Seher :
Cundako, sagt’ er zu dem Mönche, der so hieß.
Vierfach gefaltet spreite mir das Lager.
Da hat der Mönch dem Selbstgewalt’gen gern gedient
Und alsogleich den Mantel vierfach glatt gestreift:
Hin legte sich der Meister, schien ermüdet nicht,
Cundako aber saß zuhäupten nieder.
Da hat nun der Erhabene sich an den ehr-
würdigen Anando gewandt;
»Es könnte wohl sein, Anando, dass da je-
mand Cundo dem Goldschmidt einen Vorwurf
machen wollte: >Das ist dir, Bruder Cundo,
übel gerathen, das hast du schlecht getroffen,
dass bei dir der Vollendete den letzten Almosen^
bissen zu genießen bekam und dann erloschen
ist.< Einem Vorwurfe nun, Anando, gegen
Cundo den Goldschmidt muss also vorgebeugt
werden : >Das ist dir, Bruder Cundo, gerathen,
159
das hast du recht getroffen, dass bei dir der
Vollendete den letzten Almosenbissen zu ge-
nießen bekam und dann erloschen ist. Von
Angesicht hab’ ich es, Bruder Cundo, vom Er-
habenen gehört, von Angesicht vernommen:
^Zwei giebt es der Almosenbissen, beide gleich
an Lohn, beide gleich an Entgelt, die gleichsam
mehr als andere Almosenbissen hohen Lohn,
hohe Förderung verleihen ; und welche zwei ?
Der Almosenbissen, nach dessen Empfang-
nahme der Vollendete in der unvergleichlichen
vollkommenen Erwachung auferwacht, und
der Almosenbissen, nach dessen Empfangnahme
der Vollendete in der ohne Hangen verblie-
benen Art der Erlöschung zu erlöschen kommt :
das sind die zwei Almosenbissen, beide gleich an
Lohn, beide gleich an Entgelt, die gleichsam
mehr als andere Almosenbissen hohen Lohn,
hohe Förderung verleihen. Ein lebenverlän-
gerndes Mittel hat der ehrwürdige Cundo sich
zubereitet, der Goldschmidt, ein Gesundheit
140
förderndes Mittel hat der ehrwürdige Cundo
sich zubereitet, der Goldschmidt, ein Wohlsein
bewirkendes Mittel hat der ehrwürdige Cundo
sich zubereitet, der Goldschmidt, ein Ruhm ver-
schaffendes Mittel hat der ehrwürdige Cundo
sich zubereitet, der Goldschmidt, ein himmel-
gewinnendes Mittel hat der ehrwürdige Cundo
sich zubereitet, der Goldschmidt, ein allver-
söhnendes Mittel hat der ehrwürdige Cundo
sich zubereitet, der Goldschmidt.’< Einem Vor-
wurf, Anando, gegen Cundo den Goldschmidt
muss also vorgebeugt werden.«
Da hat nun der Erhabene, in solcher Hin-
sicht eben dazumal tief aufathmend, dies ver-
lauten lassen:
»Der Gabenspender spart sich Verdienst,
Der Insichgegangne greift keinen Grimm,
Der Kimdige kehrt sich vom Bösen ab —
Wer Gier, Hass und Irre verthan, dem ist wohl.«
ENDE DES VIERTEN BERICHTES
D a hat denn der Erhabene sich an den
ehrwürdigen Anando gewandt;
»Lass’ uns, Anando, nach den Gewässern der
Hirannavati aufbrechen, ans andere Gestade
hinüberziehn, auf Kusinärer Landgebiet, nach
dem Kronwalde der Maller, dahin wollen wir
gehn.«
»Wohl, o Herr«, sagte da aufmerksam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist
nun der Erhabene, von einer zahlreichen Jün-
gerschaft begleitet, nach den Gewässern der
Hirannavati, ans andere Gestade hinüberge-
zogen, auf Kusinärer Landgebiet, zum Kron-
walde der Maller gekommen. Dort angelangt
hat der Erhabene sich an den ehrwürdigen
Anando gewandt;
»Sei so heb, Änando, und lasse mir zwischen
142
ein paar Bäumen eine Bahre mit dem Scheitel
nach Norden aufstellen: ich bin müde, Anando,
und möchte mich hinlegen.«
»Wohl, o Herr«, sagte da aufmerksam der
ehrwürdige Anando zum Erhabenen 5 und er
ließ inmitten zweier Kronbäume eine Bahre
mit dem Scheitel nach Norden aufstellen. Da
hat denn der Erhabene sich auf die rechte
Seite wie der Löwe hingelegt, einen Fuß über
dem anderen, klar bewusst.
Damals nun waren die zwei Kronbäume
in voller Knospenpracht aufgegangen, außer
der Blüthezeit.^ Von denen wurde der Leib
des Vollendeten bestreut, überstreut, über und
über bestreut, dem Vollendeten zu Ehren.
Und Blüthen vom himmlischen Korallenbaum
flatterten aus den Lüften hernieder, auch davon
wurde der Leib des Vollendeten bestreut, über-
streut, über und über bestreut, dem Vollendeten
zu Ehren, Und himmlischer Sandelstaub kam
aus den Lüften herangeweht, auch davon wurde
143
der Leib des Vollendeten bestreut^ überstreut^
über und über bestreut, dem Vollendeten zu
Ehren. Und himmlische Klangweisen ließen
sich in den Lüften vernehmen, dem Vollen-
deten zu Ehren, und himmlische Sangweisen
gingen in den Lüften davor, dem Vollendeten
zu Ehren. Da hat nun der Erhabene sich an
den ehrwürdigen Anando gewandt:
»In voller Knospenpracht sind, Anando, die
zwei Kronbäume aufgegangen, außer der Blü-
thezeit. Von ihnen wird der Leib des Vollen-
deten bestreut, überstreut, über und über be-
streut, dem Vollendeten zu Ehren. Und Blüthen
vom himmlischen Korallenbaum flattern aus
den Lüften hernieder, auch davon wird der
Leib des Vollendeten bestreut, überstreut, über
und über bestreut, dem Vollendeten zu Ehren.
Und himmlischer Sandelstaub kommt aus den
Lüften herangeweht, auch davon wird der
Leib des Vollendeten bestreut, überstreut, über
und über bestreut, dem Vollendeten zu Ehren.
144
Und himmlische Klangweisen lassen sich in
den Lüften vernehmen, dem Vollendeten zu
Ehren, und himmlische Sangweisen gehn in
den Lüften da vor, dem Vollendeten zu Ehren.
Aber nicht eben, Anando, insofern wird der
Vollendete werthgehalten oder hochgeschätzt,
geachtet oder geehrt und gefeiert. Wer da,
Anando, als Mönch oder als Nonne, als An-
hänger oder als Anhängerin, der Lehre lehr-
gemäß nachfolgend ausharrt, auf dem geraden
Pfade vorschreitend der Lehre gemäß wandelt :
der werthet und schätzt, achtet und ehrt den
Vollendeten mit der höchsten Ehre. Darum
aber, Anando : >Der Lehre lehrgemäß nachfol-
gend werden wir ausharren, auf dem geraden
Pfade vorschreitend der Lehre gemäß wan-
deln< : so habt ihr, Anando, euch wohl zu
üben«.^
Während der Zeit nun war der ehrwürdige
Upaväno vor dem Erhabenen gestanden und
hatte dem Erhabenen Kühlung gefächelt. Da
lo LT
145
hat nun der Erhabene den ehrwürdigen Upa-
väno abgewiesen :
»Geh’ beiseite, Mönch, so dass du da nicht
vor mir stehst.«
Aber der ehrwürdige Anando gedachte nun
hier: > Dieser ehrwürdige Upaväno ist seit
langem des Erhabenen Aufwärter, ist dem
näheren Kreise mit zugehörige und der Erha-
bene weist nun in der letzten Stunde den ehr-
würdigen Upaväno ab : ^Geh’ beiseite, Mönch,
so dass du da nicht vor mir stehst.’ Was mag
wohl der Anlass, was der Umstand sein, dass
der Erhabene den ehrwürdigen Upaväno so
abgewiesen hat?< Und der ehrwürdige Anando
sprach nun zum Erhabenen also:
»Dieser ehrwürdige Upaväno, o Herr, ist
seit langem des Erhabenen Aufwärter, ist dem
näheren Kreise mit zugehörige und der Erha-
bene weist nun in der letzten Stunde den ehr-
würdigen Upaväno ab: >Geh’ beiseite, Mönch,
so dass du da nicht vor mir stehst.< Was mag
146
wohlj o Herr, der Anlass, was der Umstand
sein, dass der Erhabene den ehrwürdigen Upa-
väno so abgewiesen hat ?«
»Immer mehr und mehr, Anando, strömen
in den zehn Weltgegenden Gottheiten zu-
sammen, den Vollendeten zu sehn. Soweit,
Anando, als Kusinärer Landgebiet reicht, um
den Kronwald der Maller zwölf Meilen in der
Runde, ist keine Stelle auch nur mit der Spitze
eines Haares betupfbar, die nicht von viel-
mögenden Gottheiten erfüllt wäre. Gottheiten,
Anando, seufzten da auf: > Weither gar sind
wir herangezogen, den Vollendeten zu sehn:
selten doch nur, irgend einmal, erscheint ein
Vollendeter in der Welt, ein Heiliger, voll-
kommen Erwachter! Heute aber, in den letzten
Stunden der Nacht, wird der Vollendete zur
Erlöschung eingehn: nun hat da ein vielmö-
gender Mönch sich vor den Erhabenen hin-
gestellt, ein Wehr bildend, und nicht ist uns
gegönnt in der letzten Stunde der Anblick des
VollendeteiK, so seufzten, Anando, da Gott-
heiten auf.«
»Wie beschaffen aber, o Herr, sind die Gott-
heiten, die der Erhabene im Geiste bemerkt?«
»Es sind, Anando, Gottheiten im Raume
mit irdischen Gedanken, die raufen sich kla-
gend das Haar, ringen klagend die Hände, wie
gebrochenen Fußes stürzen sie nieder, schwan-
ken heran und schwanken hinweg : > Allzu bald
wird der Erhabene zur Erlöschung eingehn,
allzu bald wird der Willkommene zur Erlö-
schung eingehn, allzu bald wird das Auge
der Welt dahingeschwunden sein!< Es sind,
Anando, Gottheiten auf der Erde mit irdischen
Gedanken, die raufen sich klagend das Haar,
ringen klagend die Hände, wie gebrochenen
Fußes stürzen sie nieder, schwanken heran
und schwanken hinweg; > Allzu bald wird der
Erhabene zur Erlöschung eingehn, allzu bald
wird der Willkommene zur Erlöschung ein-
gehn, allzu bald wird das Auge der W eit dahin-
148
geschwunden sein!< Die aber da Gottheiten
sind von Verlangen genesen, die harren hierbei
klar bewusst aus : >Erscheinung vergeht — wie
wär’s auch anders möglich<.« —
»Früher, o Herr, sind allerseits, nach ver-
brachter Regenzeit, die Mönche hergekom-
men, den Vollendeten zu sehn: da war uns
gegönnt geistgewaltige Mönche zu sehn, ge-
gönnt an ihrer Seite zu weilen. Nach dem
Verscheiden, o Herr, des Erhabenen wird uns
nun nicht mehr gegönnt sein geistgewaltige
Mönche zu sehn, nicht gegönnt sein an ihrer
Seite zu weilen!«
»Vier Stätten sind es, Anando, die ein edler
Sohn, der Zutrauen hat, wohl aufsuchen mag,
wohl auf sich wirken lassen mag : und welche
vier? >Hier ist der Vollendete geborene das
ist, Anando, eine Stätte, die ein edler Sohn,
der Zutrauen hat, wohl aufsuchen mag, wohl
auf sich wirken lassen mag. >Hier ist der Voll-
endete in der unvergleichlichen vollkommenen
149
Erwachung auferwacht< : das ist, Anando, eine
Stätte, die ein edler Sohn, der Zutrauen hat,
wohl aufsuchen mag, wohl auf sich wirken
lassen mag. >Hier hat der Vollendete das un-
vergleichliche Reich der Wahrheit darge-
stelltc das ist, Anando, eine Stätte, die ein
edler Sohn, der Zutrauen hat, wohl aufsuchen
mag, wohl auf sich wirken lassen mag. >Hier
ist der Vollendete in der ohne Hangen ver-
bliebenen Art der Erlöschung zu erlöschen ge-
kommen< : das ist, Anando, eine Stätte, die ein
edler Sohn, der Zutrauen hat, wohl aufsuchen
mag, wohl auf sich wirken lassen mag. Das
sind, Anando, vier Stätten, die ein edler Sohn,
der Zutrauen hat, wohl aufsuchen mag, wohl
auf sich wirken lassen mag. — Herankommen
werden, Anando, aus Zutrauen Mönche und
Nonnen, Anhänger und Anhängerinen, ge-
denkend: >Hier ist der Vollendete geboren<^
gedenkend; >Hier ist der Vollendete in der
unvergleichlichen vollkommenen Erwachung
auferwachu^ gedenkend: >Hier hat der Voll-
endete das unvergleichliche Reich der Wahr-
heit dargestellt<5 gedenkend: >Hier ist der Voll-
endete in der ohne Hangen verbliebenen Art
der Erlöschung zu erlöschen gekommen.< Die
aber da, Änando, nach den Denkmalen wan-
dernd wallfahrten und mit heiter gewordenem
Herzen sterben werden, die werden alle, bei
der Auflösung des Körpers, nach dem Tode,
auf gute Fährte gerathen, in himmlische Welt
einkehren.« —
»Wie sollen wir, o Herr, mit den Weibern
uns verhalten?«
»Nicht sehn, Anando.«
»Und wenn. Erhabener, gesehn, soll man
sich wie verhalten?«
»Nicht ansprechen, Anando.«
»Wenn aber eins anspricht, oHerr, soll man
sich wie verhalten?«
»Einsicht, Anando, bewahren.« —
»Wie sollen wir, o Herr, mit dem Leichnam
des Vollendeten uns betragen?«
»Nicht sollt ihr, Anando, beschäftigt sein mit
des Vollendeten Leichenfeier: lasst euch nur
lieber, Anando, am eigenen Heile gelegen sein,
am eigenen Heile weiterschaffen, am eigenen
Heile unermüdlich, in heißem, innigem Ernste
arbeiten. Es giebt, Anando, weise Fürsten, auch
weise Priester, auch weise Bürger, die dem Voll-
endeten freundhch ergeben sind : die werden
dem Vollendeten die Leichenfeier entrichten.«
»Wie aber, o Herr, hat man mit dem Leich-
nam des Vollendeten zu verfahren?«
»Wie man, Anando, mit dem Leichnam eines
Kaiserkönigs umgeht, so hat man mit dem
Leichnam des Vollendeten zu verfahren.« ^
»Und wie geht man, o Herr, mit dem Leich-
nam eines Kaiserkönigs um?«
»Den Leichnam, Anando, eines Kaiserkönigs
umwindet man mit ungebrauchtem Linnen j
mit ungebrauchtem Linnen umwunden um-
152
windet man ihn mit ausgefaserter Baumwolle 5
mit ausgefaserter Baumwolle umwunden um-
windet man ihn mit ungebrauchtem Linnen :
hat man auf diese Weise den Leichnam des
Kaiserkönigs fünfhundertmal doppelt um-
wunden, so versenkt man ihn in eine eherne
Truhe mit Öl, verschließt sie mit ehernem
Deckel^®, schichtet einen Scheiterhaufen aus
allen würzigen Hölzern zusammen und lässt
den Leichnam des Kaiserkönigs in Flammen
aufgehn, errichtet wo vier Straßen sich kreuzen
dem Kaiserkönig ein Kuppelmal. Also geht
man, Anando, mit dem Leichnam eines Kaiser-
königs um. Wie man nun, Anando, mit dem
Leichnam eines Kaiserkönigs umgeht, so hat
man mit dem Leichnam des Vollendeten um-
zugehn, wo vier Straßen sich kreuzen dem
Vollendeten ein Kuppelmal zu errichten. Die
aber etwa dort einen Kranz oder eine Blume
oder Sandei niederlegen, oder einen Gruß
darbringen, oder das Herz heiter zuwenden
155
werden, denen wird das langehin zur Freude,
zum Wohle gereichen.
»Vier sind es, Anando, denen ein Kuppel-
mal gebührt: und welche vier? Einem Voll-
endeten, Heiligen, vollkommen Erwachten ge-
bührt ein Kuppelmal, einem einzeln Erwachten
gebührt ein Kuppelmal, einem Jünger des Voll-
endeten gebührt ein Kuppelmal, einem Kaiser-
könige gebührt ein Kuppelmal. Was für ein
Umstand, Anando, begründet es aber, dass
einem Vollendeten, Heiligen, vollkommen Er-
wachten ein Kuppelmal gebührt ? >Das ist das
Kuppelmal jenes Erhabenen, Heiligen, voll-
kommen Erwachtenc so wenden, Anando,
viele Leute das Herz heiter zu 5 und haben sie
dort das Herz heiter zugewandt, so gelangen
sie, bei der Auflösung des Körpers, nach dem
Tode, auf gute Fährte, zur Einkehr in himm-
lische Welt. Das ist, Anando, ein Umstand, der es
begründet, dass einem Vollendeten, Heiligen,
vollkommen Erwachten ein Kuppelmal ge-
154
bührt Was für ein Umstand, Anando, be-
gründet es aber, dass einem einzeln Erwachten
ein Kuppelmal gebührt? >Das ist das Kuppel-
mal jenes einzeln Erwachtenc so wenden,
Anando, viele Leute das Herz heiter zu^ und
haben sie dort das Herz heiter zugewandt, so
gelangen sie, bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode, auf gute Fährte, zur Einkehr
in himmlische Welt. Das ist, Anando, ein Um-
stand, der es begründet, dass einem einzeln
Erwachten ein Kuppelmal gebührt. Was für
ein Umstand, Anando, begründet es aber, dass
einem Jünger des Vollendeten ein Kuppelmal
gebührt ? >Das ist das Kuppelmal des Jüngers
jenes Erhabenen, Heiligen, vollkommen Er-
wachten< : so wenden, Anando, viele Leute das
Herz heiter zu 5 und haben sie dort das Herz
heiter zugewandt, so gelangen sie, bei der Auf-
lösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute
Fährte, zur Einkehr in himmlische Welt. Das
ist, Anando, ein Umstand, der es begründet.
dass einem Jünger des Vollendeten ein Kuppel-
mal gebührt. Was für ein Umstand, Anando,
begründet es aber, dass einem Kaiserkönige ein
Kuppelmal gebührt? >Das ist das Kuppelmal
jenes gerechten, wahrhaftigen Königsc so
wenden, Anando, viele Leute das Herz heiter zu 5
und haben sie dort das Herz heiter zugewandt,
so gelangen sie, bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode, auf gute Fährte, zur Einkehr
in himmlische Welt. Das ist, Anando, ein Um-
stand, der es begründet, dass einem Kaiser könige
ein Kuppelmal gebührt. Das sind, Anando, die
Vier, denen ein Kuppelmal gebührt.«
Da hat nun der ehrwürdige Anando das
Schutzhaus betreten, den Thürkopf umklam-
mert und ist weinend gestanden; >Wie muss
ich kämpfen, ach, muss da noch ringen; und
es geht mir der Meister nun zur Erlöschung
hin, der sich meiner erbarmte !<® Alsbald aber
wandte sich der Erhabene an die Mönche ;
156
»Wo ist wohl, ihr Mönche, Anando?«
»Es ist, o Herr, der ehrwürdige Anando in
das Schutzhaus getreten 5 den Thürkopf um-
klammernd steht er weinend daran: >Wie
muss ich kämpfen, ach, muss da noch ringen :
und es geht mir der Meister nun zur Erlöschung
hin, der sich meiner erbarmte !«<
Da hat der Erhabene einen der Mönche be-
auftragt :
»Gehe du, Mönch, und sag’ in meinem
Namen zu Anando: >Der Meister lässt dich,
Bruder Anando, rufen<.«
»Wohl, o Herr«, sagte da gehorsam jener
Mönch zum Erhabenen 5 und er begab sich zum
ehrwürdigen Anando hin und sprach also : »Der
Meister lässt dich, Bruder Anando, rufen.«
»Ich komme, Bruder«, entgegnete der ehr-
würdige Anando jenem Mönche 5 und er kam
zum Erhabenen heran, verbeugte sich ehrer-
bietig vor dem Erhabenen und setzte sich
beiseite nieder. Zum ehrwürdigen Anando,
157
der da beiseite saß, sprach nun der Erhabene
also:
»Genug, Anando, sei nicht traurig, lasse die
Klage : hab’ ich denn das, Anando, nicht vorher
schon verkündet, dass eben alles, was einem
lieb und angenehm ist, verschieden werden,
aus werden, anders werden muss? Woher
könnte das hier, Anando, erlangt werden, dass
was geboren, geworden, zusammengesetzt, dem
Verfall unterworfen ist, da doch nicht ver-
fallen sollte: das giebt es nicht. Lange hindurch
hast du, Anando, dem Vollendeten mit liebe-
voller That gedient, freundlich, zartfühlend,
unverhohlen, unbegränzt, mit liebevollem
Worte gedient, mit liebevollem Geiste gedient,
freundlich, zartfühlend, unverhohlen, unbe-
gränzt. Gutes gethan hast du, Anando 5 schaffe
rüstig weiter; bald wirst du frei vom Wahne
sein.«
Dann wandte sich der Erhabene an die
Mönche:
158
»Die da einst, ihr Mönche, in vergangenen
Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte waren,
auch jene Erhabenen hatten nur solche un-
übertreffliche Aufwärter, wie es Anando bei
mir war. Und die einst, ihr Mönche, in künf-
tigen Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte
sein werden, auch jene Erhabenen werden nur
solche unübertreffliche Aufwärter haben, wie
es Anando bei mir war. Klug ist, ihr Mönche,
Anando, er weiß: das ist die Zeit den Voll-
endeten besuchen zu gehn für die Mönche,
das ist die Zeit für die Nonnen, das ist die Zeit
für die Anhänger, das ist die Zeit für die An-
hängerinen, das ist die Zeit für den König und
königliche Würdenträger, das ist die Zeit für
Büßer und Büßergefolge.
»Vier Dinge, ihr Mönche, erstaunlich und
ungewöhnlich, finden sich bei Anando: und
welche vier? Wenn da, ihr Mönche, eine Ver-
sammlung von Mönchen Anando besuchen
geht, gereicht ihr sein Anblick zur Freude 5
159
wenn dann Anando die Lehre verträgt, ge-
reicht ihr auch sein Vortrag zur Freude ^ und
immer noch lauschen, ihr Mönche, würde die
Versammlung der Mönche: aber Anando hat
beendet. Wenn da, ihr Mönche, eine Versamm-
lung von Nonnen, eine Versammlung von An-
hängern, eine Versammlung von Anhängeri-
nen Anando besuchen geht, gereicht ihr sein
Anblick zur Freude 5 wenn dann Anando die
Lehre vorträgt, gereicht ihr auch sein Vortrag
zur Freude 5 und immer noch lauschen, ihr
Mönche, würde so eine Versammlung: aber
Anando hat beendet. Das sind, ihr Mönche,
vier erstaunliche, ungewöhnliche Dinge, die
sich bei Anando finden.
»Vier Dinge, ihr Mönche, erstaunlich und
ungewöhnlich, finden sich bei einem Kaiser-
könige: und welche vier? Wenn da, ihr Mön-
che, eine Versammlung von Kriegern den
Kaiserkönig besuchen geht, gereicht ihr sein
Anblick zur Freude j wenn dann der Kaiser-
160
könig zu reden anhebt, gereicht ihr auch seine
Rede zur Freude 5 und immer noch lauschen,
ihr Mönche, würde die Versammlung der
Krieger: aber der Kaiserkönig hat beendet.
Wenn da, ihr Mönche, eine Versammlung von
Priestern, eine Versammlung von Bürgern,
eine Versammlung von Asketen den Kaiser-
könig besuchen geht, gereicht ihr sein Anblick
zur Freude 5 wenn dann der Kaiserkönig zu
reden anhebt, gereicht ihr auch seine Rede
zur Freude 5 und immer noch lauschen, ihr
Mönche, würde so eine Versammlung: aber
der Kaiserkönig hat beendet. Ebenso nun auch,
ihr Mönche, finden sich bei Anando diese
vier Dinge, die erstaunlich und ungewöhnlich
sind.«
Nach diesen Worten sprach der ehrwürdige
Anando zum Erhabenen also:
»Möge, o Herr, der Erhabene nicht an
diesem unbedeutenden Orte, der in der Wild-
niss gelegen ist, bei der kleinen Landstadt
11 LT 161
zur Erlöschung eingehn! Es giebt, o Herr,
andere, große Städte, als wie etwa Campä,
Räjagaham, Sävatthi, Säketam, Kosambi, Be-
nares: dort geruhe der Erhabene erlöschen
zu wollen, dort sind viele hochmögende Für-
sten, hochmögende Priester, hochmögende
Bürger dem Vollendeten freundlich ergeben,
die werden dem Vollendeten die Leichenfeier
entrichten.«
»Sage das nicht, Anando, sage das nicht,
Anando: ein unbedeutender Ort, in der Wild-
niss gelegen, eine kleine Landstadt. Es war
einmal, Anando, ein König gewesen, >Der
große Herrliche< genannt, ein Kaiserkönig, ein
gerechter und wahrer Herrscher, ein Sieger
bis zur Mark der See, der seinem Reiche Sicher-
heit schuf, mit den sieben Juwelen begabt war.
Diesem König, Anando, dem großen Herr-
lichen, war da Kusinärä, Kusävati geheißen,
zur Königsburg eigen, ein Stadtgebiet von
Ostennach Westen zwölf Meilen in die Länge,
162
von Norden nach Süden sieben Meilen in die
Breite. Kvisävati, Anando, die Königsburg, war
mächtig emporgediehen, volkreich, von Men-
schen durchströmt, voller Überfluss. Gleich-
wie etwa, Anando, bei den Göttern Alakaman-
dä, wie man sagte, die Königsburg, mächtig
emporgediehen war, volkreich, von Geistern
durchströmt, voller Überfluss ebenso auch
nun, Anando, war Kusävati die Königsburg
mächtig emporgediehen, volkreich, von Men-
schen durchströmt, voller Überfluss. Kusävati,
Anando, die Königsburg, wurde vor zehn-
fachem Lärmen nicht ruhig, weder bei Tag
noch bei Nacht, und zwar vom Trompeten
der Elephanten, vom Wiehern der Rosse, vom
Rasseln der Wagen, von Paukenschall und
Trommelwirbel, von Lautengefiedel und Lie-
dergesang, von lustigem Schreien und Hände-
klatschen und dem Rufe >Ergetzet euch, trinket
und esset< als zehntem Lärm. — Geh’ hin,
Anando, nach Kusinärä steige hinauf, und
bringe den kusinärischen Maliern die Bot-
schaft: >Heute, ihr Väsetther, in den letzten
Stunden der Nacht, wird der Vollendete zur
Erlöschung eingehn. Schreitet herbei, Väse-
tther, schreitet herbei, Väsetther, auf dass ihr
später nicht Reue empfindet: ^ßei uns, in un-
serem Feldbereich, ist der Vollendete zur Er-
löschung eingegangen — und wir haben in
der letzten Stunde den Vollendeten nicht zu
sehn bekommend.«
»Wohl, o Herr«, sagte gehorsam der ehr-
würdige Anando zum Erhabenen^ und er
rüstete sich, nahm Mantel und Schaale und
stieg ohne Gefährten nach Kusinärä hinauf.
Um diese Zeit nun waren die kusinärischen
Maller im Herrenhause versammelt, irgend
einer Angelegenheit wegen. Da begab sich denn
der ehrwürdige Anando nach dem Herren-
hause der kusinärischen Maller hin. Dort an-
gelangt brachte er den kusinärischen Maliern
die Botschaft:
164
»Heute, ihr Väsetther, in den letzten Stun-
den der Nacht, wird der Vollendete zur Er-
löschung eingehn. Schreitet herbei, Väsetther,
schreitet herbei, Väsetther, auf dass ihr später
nicht Reue empfindet: >Bei uns, in unserem
Feldbereich, ist der Vollendete zur Erlöschung
eingegangen — und wir haben in der letzten
Stunde den Vollendeten nicht zu sehn be-
kommen<.«
Auf diese Meldung des ehrwürdigen Anando
wurden die Maller und die Söhne der Mall er, die
manischen Frauen und die mallischen Mütter
betroffen, betrübt, von geistigem Schmerze er-
füllt: und manche rauften sich klagend das
Haar, rangen klagend die Hände, stürzten hin
wie gebrochenen Fußes, schwankten heran
und schwankten hinweg : > Allzu bald wird der
Erhabene zur Erlöschung eingehn, allzu bald
wird der Willkommene zur Erlöschung ein-
gehn, allzu bald wird das Auge der Welt dahin-
geschwunden sein!<
165
Da sind denn die Maller und die Söhne der
Maller, die mallischen Frauen und die malli-
schen Mütter, betroffen, betrübt, von geistigem
Schmerze erfüllt, in die Landschaft hinabge-
zogen, nach dem Kronwalde der Maller, zum
ehrwürdigen Anando haben sie sich hinbe-
geben.
Aber der ehrwürdige Anando sagte sich nun:
>Wenn ich die kusinärischen Maller je ein-
zeln vor den Erhabenen zum Gruße hinführte,
würde ja der Erhabene unbegrüßt von den
kusinärischen Maliern bleiben, weil diese Nacht
damit verbraucht würden wie, wenn ich nun
die kusinärischen Maller von Stamm zu Stamm
abgetheilt zum Gruße vor den Erhabenen hin-
treten ließe: ^Der Maller so und so benannt,
o Herr, kommt mit Kind und Gattin, Sippe
und Gesinde zu Füßen des Erhabenen sich
verbeugen’.<
So hat denn der ehrwürdige Anando die
kusinärischen Maller von Stamm zu Stamm
166
abgetheilt zum Gruße vor den Erhabenen hin-
Ireten lassen:
»Der Maller so und so benannt, o Herr,
kommt mit Kind und Gattin, Sippe und Gesinde
zu Füßen des Erhabenen sich verbeugen.«
Auf diese Weise hatte nun der ehrwürdige
Anando schon in den ersten Stunden der Nacht
die kusinärischen Maller den Erhabenen be-
grüßen lassen.
Zur damaligen Zeit war aber ein Pilger, Su~
bhaddo mit Namen, in Kusinärä eingetroffen.
Es hörte nun Subhaddo der Pilger reden:
>Heute noch, heißt es, in den letzten Stunden
der Nacht, wird der Asket Gotamo zur Er-
löschung eingehn !< Und Subhaddo der Pilger
begann da nachzudenken: >Sagen hab' ich ja
wohl hören davon, bei den altgewordenen,
hochbejahrten Pilgern, bei den Meistern und
Altmeistern, als sie unter einander sprachen:
^Selten doch nur, irgend einmal, erscheinen
167
Vollendete in der Welt, Heilige, vollkommen
Erwachte/ Heute aber, in den letzten Stunden
der Nacht, wird der Asket Gotamo zur Er-
löschung eingehn. Nun ist mir da ein Zweifel
über eine Sache aufgestiegen, und ich habe das
Vertrauen zum Asketen Gotamo, der Asket Go-
tamo vermöchte mir die Satzung soweit aufzu-
weisen, dass ich da den Zweifel über jene Sache
verlieren könnte.< Alsbald nun begab sich Su-
bhaddo der Pilger auf das Land hinaus, nach
dem Kronwalde der Maller, wo der ehrwür-
dige Anando weilte, dahin schritt er. Dort ange-
langt sprach er zum ehrwürdigen Anando also :
»Sagen hab’ ich hören, werther Anando, bei
den altgewordenen, hochbejahrten Pilgern,
bei den Meistern und Altmeistern, als sie unter
einander sprachen : >Selten doch nur, irgend
einmal, erscheinen Vollendete in der Welt,
Heihge, vollkommen Erwachte.^ Heute aber,
in den letzten Stunden der Nacht, wird der
Asket Gotamo zur Erlöschung eingehn. Nun
168
ist mir da ein Zweifel über eine Sache aufge-
stiegen^, und ich habe das Vertrauen zum As-
keten Gotamo, der Asket Gotamo vermöchte
mir die Satzung soweit aufzuweisen, dass ich
da den Zweifel über jene Sache verlieren
könnte. Vielleicht darf es mir, werther Anando,
vergönnt sein den Asketen Gotamo zu sehn.«
Also angesprochen sagte der ehrwürdige
Anando zu Subhaddo dem Pilger:
»Genug, Bruder Subhaddo: lass’ den Voll-
endeten ungeplagt, müde geworden ist der
Erhabene.«
Aber ein zweites Mal, und ein drittes Mal
wandte sich Subhaddo der Pilger an den ehr-
würdigen Anando mit den Worten:
»Sagen hab’ ich hören, werther Anando, bei
den altgewordenen, hochbejahrten Pilgern,
bei den Meistern und Altmeistern, als sie unter
einander sprachen: >Selten doch nur, irgend
einmal, erscheinen Vollendete in der Welt,
Heilige, vollkommen Erwachte.< Heute aber,
latthaputto, Nigan^ho Näthaputto: haben alle
die, wie ein jeder versichert, verstanden, oder
haben alle eben nichts verstanden ? Oder aber
haben die einen verstanden, und die anderen
nichts verstanden?«
»Genug, Subhaddo, lass’ es gut sein, ob alle
die, wie ein jeder versichert, verstanden haben,
oder ob alle eben nichts verstanden haben, oder
ob etwa die einen verstanden haben, und die
anderen nichts verstanden haben. Die Satzung,
Subhaddo, werd’ ich dir aufweisen: höre zu
und achte wohl auf meine Rede.«
»Gewiss, o Herr«, sagte da aufmerksam
Subhaddo der Pilger zum Erhabenen. Der Er-
habene sprach also:
»Wo da, Subhaddo, in einer Lehre und
Zucht der heilige achtfältige Weg nicht zu
finden ist, da ist auch der Asketenstand nicht
zu finden, da ist auch der zweite Asketenstand
nicht zu finden, da ist auch der dritte Asketen-
stand nicht zu finden, da ist auch der vierte
172
Asketenstand nicht zu finden. Wo aber da,
Subhaddo, in einer Lehre und Zucht der hei-
lige achtfältige Weg zu finden ist, da ist auch
der Asketenstand zu finden, da ist auch der
zweite Asketenstand zu finden, da ist auch
der dritte Asketenstand zu finden, da ist auch
der vierte Asketenstand zu finden. Da ist nun,
Subhaddo, in dieser Lehre und Zucht der hei-
lige achtfältige Weg zu finden, und eben hier,
Subhaddo, der Asketenstand, hier der zweite
Asketenstand, hier der dritte ^sketenstand, hier
der vierte Asketenstand, ohne Verlangen nach
Zank und Streit mit anderen Asketen. Wenn
nun, Subhaddo, diese Mönche im Rechten ver-
blieben, würde die Welt nicht leer an Heiligen.
»Ein Jahr bevor ich dreißig war, Subhaddo,
Gepilgert bin ich fort um Heil zu suchen:
Der Jahre sind es fünfzig und darüber.
Seitdem ich als ein Pilger bin gewandert,
Die ächte Satzung Ort um Ort erweisend;
Auf andre Art Asket noch sein, das geht nicht.
173
Und geht nicht als zweiter Asket, und geht
nicht als dritter Asket, und geht nicht als
vierter Asket, ohne Verlangen nach Zank und
Streit mit anderen Asketen. Wenn nun, Su-
bhaddo, diese Mönche im Rechten verblieben,
würde die Welt nicht leer an Heiligen.«
Nach diesen Worten hat Subhaddo der Pilger
zum Erhabenen also gesprochen;
»Vortrefflich, o Herr, vortrefflich, o Herr!
Gleichwie etwa, o Herr, als ob man Umge-
stürztes aufstellte, oder Verdecktes enthüllte,
oder Verirrten den Weg wiese, oder ein Licht
in die Finsterniss hielte: >Wer Augen hat
wird die Dinge sehne ebenso auch hat der
Erhabene die Lehre gar vielfach gezeigt. Und
so nehm’ ich, o Herr, beim Erhabenen Zu-
flucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft :
möge mir, o Herr, der Erhabene Aufnahme
gewähren, die Ordens weihe ertheilen!«
»Wer da, Subhaddo, erst einem anderen
Orden angehört hat und in diese Löhre und
174
Zucht aufgenommen werden, die Weihe er-
halten will, der bleibt vier Monate bei uns^
und nach Verlauf von vier Monaten wird er,
wenn er also verblieben ist, von innig erfah-
renen Mönchen aufgenommen und einge-
weiht in das Mönchthum : denn ich habe hier
manche Veränderlichkeit erfahren.«
»Wenn, o Herr, die früheren Anhänger
anderer Orden, welche in diese Lehre und
Zucht aufgenommen werden, die Weihe er-
halten wollen, vier Monate bleiben, und nach
Verlauf von vier Monaten, wenn sie also ver-
blieben sind, von innig erfahrenen Mönchen
aufgenommen und eingeweiht werden in das
Mönchthum, so will ich vier Jahre bleiben:
und nach Verlauf von vier Jahren sollen mich,
wenn ich also verblieben bin, innig erfahrene
Mönche aufnehmen und einweihen in das
Mönchthum.«
Da wandte sich denn der Erhabene an den
ehrwürdigen Anando:
^75
»Wohlan^ Anando, so nehmt Subhaddo den
Pilger auf.«
»Gern, o Herr«, sagte da gehorsam der ehr-
würdige Anando zum Erhabenen. Aber Su-
bhaddo der Pilger sprach nun also zum ehr-
würdigen Anando :
»Gesegnet bist du, Bruder Anando, hochge-
segnet bist du, Bruder Anando, der du hier irn
Angesichte des Meisters mit gesalbter Nähe
gesalbt bist!«
Es wurde Subhaddo der Pilger beim Erha-
benen aufgenommen, wurde mit der Ordens-
weihe belehnt.
Nicht lange aber war der ehrwürdige Su-
bhaddo in den Orden aufgenommen, da hatte er,
einsam, abgesondert, unermüdlich, in heißem,
innigem Ernste gar bald was edle Söhne gänz-
lich vom Hause fort in die Hauslosigkeit lockt,
jenes höchste Ziel des Asketenthums noch bei
Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht
und errungen. > Versiegt ist die Geburt, voll-
176
endet das Asketenthum^ gewirkt das Werk,
nicht mehr ist diese Welt< verstand er da.
Auch einer war nun der ehrwürdige Subhaddo
der Heiligen geworden.
Er ist des Erhabenen letzter persönliche
Jünger gewesen.
ENDEDES fünften BERICHTES
12 LT
D a hat nun der Erhabene sich an den ehr-
würdigen Anando gewandt:
»Es mag wohl sein, Anando, dass ihr etwa
gedächtet: >Dahin ist die Unterweisung des
Meisters, wir haben keinen Meister mehr.<
Doch man darf das, Anando, nicht also an-
sehn. Was ich euch, Anando, als Lehre und
als Zucht aufgewiesen und angegeben habe,
das ist nach meinem Verscheiden euer Meister.
Wie aber nun, Anando, die Mönche jetzt einer
den anderen mit dem Worte Bruder anspre-
chen, so soll es nicht mehr nach meinem Ver-
scheiden von euch gehalten sein. Von einem
älteren Mönche, Anando, ist ein jüngerer
Mönch mit dem Vornamen oder dem Zu-
namen oder mit dem Bruderworte anzuspre-
chen, von einem jüngeren Mönche soll ein
178 •
älterer Mönch als Herr oder als Ehrwürdiger
angesprochen werden. Wenn man es ver-
langt, Anando, soll die Jüngerschaft nach
meinem Verscheiden die minderen Verord-
nungen und was damit zusammenhängt auf-
heben. — Über Channo,^ Anando, den Mönch,
ist nach meinem Verscheiden die geistliche
Strafe zu verhängen.«"^
»Was ist das aber, o Herr, die geistliche
Strafe ?«
»Channo, Anando, der Mönch, mag sagen
was ihm beliebt und soll da von den Mönchen
weder angeredet noch ermahnt und zurecht-
gewiesen werden.«
Und nun wandte sich der Erhabene an die
Mönche :
»Es mag wohl, ihr Mönche, wenn auch nur
ein Mönch vielleicht in Zweifel oder in Be-
denken sein über den Erwachten oder über die
Lehre oder über die Jüngerschaft oder über
den Weg oder über dieSchrittej fragt nur, ihr
Mönche, auf dass ihr später nicht Reue em-
pfindet: >Vor Augen gewesen war uns der
Meister, und wir vermochten nicht den Er-
habenen von Angesicht zu fragen<.«
Also gemahnt blieben jene Mönche still.
Aber ein zweites Mal, und ein drittes Mal
wandte sich der Erhabene an die Mönche:
»Es mag wohl, ihr Mönche, wenn auch nur
ein Mönch vielleicht in Zweifel oder in Be-
denken sein über den Erwachten oder über
die Lehre oder über die Jüngerschaft oder über
den Weg oder über die Schritte $ fragt nur, ihr
Mönche, auf dass ihr später nicht Reue em-
pfindet: >Vor Augen gewesen war uns der
Meister, und wir vermochten nicht den Er-
habenen von Angesicht zu fragen<.«
Zum dritten Mal aber blieben jene Mönche
still. Und der Erhabene wandte sich nun an
die Mönche:
»Es könnte wohl sein, ihr Mönche, dass ihr
etwa aus Ehrfurcht vor dem Meister nicht
fragen mochtet^ so soll es der Freund, ihr
Mönche, dem Freunde vermelden.«
Also gemahnt bheben jene Mönche still.
Da hat nun der ehrwürdige Anando zum Er-
habenen also gesprochen:
»Erstaunlich, o Herr, außerordentlich ist es,
o Herr ! Solchen Glauben hab’ ich, o Herr, zu
dieser Jüngerschaar: es giebt in dieser Jünger-
schaar auch nicht einen Mönch, der in Zweifel
oder in Bedenken wäre über den Erwachten
oder über die Lehre oder über die Jüngerschaft
oder über den Weg oder über die Schritte.«
»Aus Glauben hast du, Anando, gesprochen:
Wissen aber hat eben hier, Anando, der Voll-
endete: es giebt in dieser Jüngerschaar auch
nicht einen Mönch, der in Zweifel oder in Be-
denken wäre über den Erwachten oder über
die Lehre oder über die Jüngerschaft oder über
den Weg oder über die Schritte. Denn wer
auch, Anando, unter diesen fünfhundert Mön-
chen der geringste sei: er ist zur Hörerschaft
gelangt, dem Verderben entronnen, eilt ziel-
bewusst der vollen Erwachung entgegen.«
Dann hat nun der Erhabene sich an die
Mönche gewandt:
»Wohlan denn, ihr Mönche, lasst euch ge-
sagt sein: schwinden muss jede Erscheinung,
unermüdlich mögt ihr da kämpfen.«
Das war des Vollendeten letztes Wort.
Da ist denn der Erhabene in die erste Schau-
ung eingegangen, aus der ersten Schauung
emporgekommen in die zweite Schauung ein-
gegangen, aus der zweiten Schauung emporge-
kommen in die dritte Schauung eingegangen,
aus der dritten Schauung emporgekommen in
die vierte Schauung eingegangen, aus der
vierten Schauung emporgekommen in das
Reich des unbegränzten Raumes eingegangen,
aus dem Bereiche des unbegränzten Raumes
emporgekommen in das Reich des unbe-
gränzten Bewusstseins eingegangen, aus dem
Bereiche des unbegränzten Bewusstseins em-
182
porgekommen in das Reich des Nichtdaseins
eingegangen, aus dem Bereiche des Nicht-
daseins emporgekommen in das Reich der
Gränze möglicher Wahrnehmung eingegan-
gen, aus dem Bereiche der Gränzscheide mög-
licher Wahrnehmung emporgekommen in
die Auflösung der Wahrnehmbarkeit einge-
gangen.
Alsbald aber hat der ehrwürdige Anando
zum ehrwürdigen Anuruddho gesagt:
»Zur Erlöschung gekommen, o Herr, ist der
Erhabene !«
»Nicht, Bruder Anando, ist der Erhabene
zur Erlöschung gekommen, ist in die Auflösung
der Wahrnehmbarkeit eingegangen.«
Da ist denn der Erhabene aus dem Bereiche
der aufgelösten Wahrnehmbarkeit emporge-
kommen in das Reich der Gränze möglicher
W ahrnehmung eingegangen, aus dem Bereiche
der Gränzscheide möghcher Wahrnehmung
emporgekommen in das Reich des Nichtda-
185
Seins eingegangen, aus dem Bereiche des Nicht-
daseins emporgekommen in das Reich des un-
begränzten Bewusstseins eingegangen, aus dem
Bereiche des unbegränzten Bewusstseins em-
porgekommen in das Reich des unbegränzten
Raumes eingegangen, aus dem Bereiche des
unbegränzten Raumes emporgekommen in die
vierte Schauung eingegangen, aus der vier-
ten Schauung emporgekommen in die dritte
Schauung eingegangen, aus der dritten Schau-
ung emporgekommen in die zweite Schauung
eingegangen, aus der zweiten Schauung em-
porgekommen in die erste Schauung einge-
gangen, aus der ersten Schauung emporge-
kommen in die zweite Schauung eingegangen,
aus der zweiten Schauung emporgekommen
in die dritte Schauung eingegangen, aus der
dritten Schauung emporgekommen in die
vierte Schauung eingegangen, aus der vierten
Schauung emporgekommen ist der Erhabene
ganz unmittelbar erloschen.
184
Als der Erhabene erloschen war, zugleich mit
der Erlöschung, war ein gewaltiges Zittern
über die Erde gegangen, ein Erschauern und
ein Erschaudern, und der Wolken rollende
Donner dröhnten dahin.
Als der Erhabene erloschen war, zugleich
mit der Erlöschung, hat Brahma der Mächtige
Herr diesen Sangspruch gesagt:
»Gleich gilt es allen in der Welt:
Geworden, muss der Leib zergehn,
Sogar bei solchem Meister hier,
Erhaben wie kein andrer je,
Vollendet, in erworbner Kraft,
Erwacht, und nun erloschen hin.«
Als der Erhabene erloschen war, zugleich
mit der Erlöschung, hat Sakko der Götter
König diesen Sangspruch gesagt :
»Vergänglich ist ja was erscheint.
Nur Werden zum Gewesensein:
Entstanden muss es untergehn;
Ist Ruhe, reicht es salig aus.«
185
Als der Erhabene erloschen war, zugleich
mit der Erlöschung, hat der ehrwürdige
Anuruddho diese Sangsprüche gesagt :
»Kein Athem zog mehr ein und aus;
Vollendet, innig still gestaut,
Unregbar, friedsam eingekehrt,
Gestorben ist der Denker so.
»Der ungebrochen, ungebeugt.
Die Todesquaal erduldet hat:
Gleichwie die Lampe sanft erlischt,
Hat sanft sein Geist sich aufgelöst.«
Als der Erhabene erloschen war, zugleich
mit der Erlöschung, hat der ehrwürdige
Anando diesen Sangspruch gesagt:
»Es war ein Schauern um mich her,
Es ging ein Schaudern durch die Welt,
Als herrlich allzumal vollbracht
Der Auferwachte da verlosch. «^3
Als der Erhabene erloschen war, haben da
186
gar manche Mönche, von Verlangen nicht
genesen, die Hände klagend gerungen, sind
wie gebrochenen Fußes hingestürzt, heran-
geschwankt und hinweggeschwankt: > Allzu
bald ist der Erhabene zu erlöschen gekommen,
allzu bald ist der Willkommene zu erlöschen
gekommen, allzu bald ist das Auge der Welt
dahingeschwunden !< Die aber da Mönche
waren von Verlangen genesen, die haben
hierbei klar bewusst ausgeharrt: >Erschei-
nung vergeht — wie wär’s auch anders
möglich.<'’'*
Da hat nun der ehrwürdige Anuruddho
sich an die Mönche gewandt:
»Genug, ihr Brüder, seid nicht traurig,
lasset die Klage : hat denn das nicht, ihr Brü-
der, der Erhabene vorher schon verkündet,
dass eben alles, was einem lieb und angenehm
ist, verschieden werden, aus werden, anders
werden muss? Woher könnte das hier, ihr
Brüder, erlangt werden, dass was geboren,
187
geworden, zusammengesetzt, dem Verfall un-
terworfen ist, da doch nicht verfallen sollte :
das giebt es nicht. Gottheiten, ihr Brüder,
seufzen da auf.«
»Wie beschaffen aber, o Herr, sind die
Gottheiten, die der ehrwürdige Anuruddho
im Geiste bemerkt ?«
»Es sind, Bruder Anando, Gottheiten im
Raume mit irdischen Gedanken, die raufen
sich klagend das Haar, ringen klagend die
Hände, wie gebrochenen Fußes stürzen sie
nieder, schwanken heran und schwanken
hinweg: > Allzu bald ist der Erhabene zu er-
löschen gekommen, allzu bald ist der Will-
kommene zu erlöschen gekommen, allzu bald
ist das Auge der Welt dahingeschwunden !<
Es sind, Bruder Anando, Gottheiten auf der
Erde mit irdischen Gedanken, die raufen sich
klagend das Haar, ringen klagend die Hände,
wie gebrochenen Fußes stürzen sie nieder,
schwanken heran und schwanken hinweg:
i88
>Allzu bald ist der Erhabene zu erlöschen
gekommen, allzu bald ist der Willkommene
zu erlöschen gekommen, allzu bald ist das
Auge der Welt dahingeschwunden !< Die
aber da Gottheiten sind von Verlangen ge-
nesen, die harren hierbei klar bewusst aus:
>Erscheinung vergeht — wie wär’s auch an-
ders möglich<.«
Dann hat nun der ehrwürdige Anuruddho
mit dem ehrwürdigen Anando den Rest die-
ser Nacht im Gespräche über die Lehre zu-
gebracht, Daraufhin aber wandte sich der
I
ehrwürdige Anuruddho an den ehrwürdigen
Anando :
»Geh’ hin, Bruder Anando, nach Kusinärä
steige hinauf, und bringe den kusinSrischen
Maliern die Botschaft: >Zu erlöschen ge-
kommen, Väsetther, ist der Erhabene : wie es
euch nun belieben mag<.«
»Wohl, o Herr«, sagte da gehorsam der
ehrwürdige Anando zum ehrwürdigen Anu-
189
ruddho. Und er rüstete sich frühmorgens,
nahm Mantel und Schaale und stieg ohne
Gefährten nach Kusinärä hinauf.^^
Zu der Zeit nun waren die kusinärischen
Maller im Herrenhause versammelt, um eben-
dieser Angelegenheit willen. Da begab sich
denn der ehrwürdige Änando nach dem Her-
renhause der kusinärischen Maller hin. Dort
angelangt brachte er den kusinärischen Mal-
iern die Botschaft:
»Zu erlöschen gekommen, Väsetther, ist der
Erhabene: wie es euch nun belieben mag.«"*“^
Auf diese Meldung des ehrwürdigen Anan-
do wurden die Maller und die Söhne der
Maller, die mallischen Frauen und die malli-
schen Mütter betroffen, betrübt, von geistigem
Schmerze erfüllt: und manche rauften sich
klagend das Haar, rangen klagend die Hände,
stürzten hin wie gebrochenen Fußes, schwank-
ten heran und schwankten hinweg: > Allzu
bald ist der Erhabene zu erlöschen gekommen,
190
allzu bald ist der Willkommene zu erlöschen
gekommen, allzu bald ist das Auge der Welt
dahingeschwunden !<
Alsbald nun haben die kusinärischen Mal-
ler ihren Leuten befohlen :
»So macht euch nur eilig auf und lasst in
Kusinärä Blumen, Weihrauch und die ganze
festliche Ausrüstung herrichten.«
Da sind denn die kusinärischen Maller mit
Blumen, Weihrauch und der ganzen festli-
chen Ausrüstung, sammt fünfhundert doppel-
ten Tüchern in die Landschaft hinabgezogen,
nach dem Kronwalde der Maller, wo des Er-
habenen Leichnam war, haben sie sich hin-
begeben. Dort angelangt haben sie dem
Leichnam des Erhabenen mit Tanz und Ge-
sang und Musikspiel, mit Weihrauch und
Blumen gehuldigt, Ergebenheit, Achtung und
Verehrung bezeugt, haben Wimpel und flat-
ternde Fahnen aufgewunden, Gezelte und
Baldachine errichtet und ako diesen Tag zuge-
bracht. So haben denn die kusinärischen Maller
sich gesagt:
»Zu spät ist’s heute geworden, den Leich-
nam des Erhabenen zu verbrennen: morgen
dann werden wir den Leichnam des Erhabe-
nen verbrennen lassen.«
Nun haben da die kusinärischen Maller,
dem Leichnam des Erhabenen mit Tanz und
Gesang und Musikspiel, mit Weihrauch und
Blumen huldigend, Ergebenheit, Achtung
und Verehrung bezeugend, Wimpel und
flatternde Fahnen aufwindend, Gezelte und
Baldachine errichtend, auch den zweiten Tag
damit zugebracht 5 auch den dritten, vierten
imd fünften Tag, auch den sechsten Tag da-
mit zugebracht. Am siebenten Tag aber haben
sich die kusinärischen Maller dann gesagt:
»Wir haben dem Leichnam des Erhabenen
mit Tanz und Gesang und Musikspiel, mit
Weihrauch und Blumen gehuldigt, Ergeben-
heit, Achtung und Verehrung bezeugt: wir
19a
werden den Leichnam des Erhabenen von
Süden durch die untere Seite der Stadt führen
und über die äußere Seite herum und gegen
Süden der Stadt verbrennen.«
Eben um diese Zeit nun waren acht Maller
aus den ersten Geschlechtern über den Scheitel
gebadet worden, in ungebrauchte Gewänder
gekleidet. Die sagten : >Wir werden den Leich-
nam des Erhabenen empornehmen< : aber sie
vermochten nicht anzuheben. Da haben denn
die kusinärischen Maller den ehrwürdigen
Anuruddho gefragt:
»Was ist wohl, Herr Anuruddho, der Anlass,
was ist der Umstand, dass diese acht Maller
aus den ersten Geschlechtern, die über den
Scheitel gebadet worden, in ungebrauchte Ge-
wänder gekleidet sind, wie sie da den Leich-
nam des Erhabenen empornehmen wollen,
nicht imstande sind anzuheben?«
»Anders ist, ihr Väsefther, bei euch die Ab-
sicht, anders die Absicht bei den Gottheiten.«
13 LT
195
»Wie aber ist, o Herr, bei den Gottheiten
die Absicht?«
»Ihr habt, Väsetther, die Absicht: >Wir
werden, nachdem wir dem Leichnam des Er-
habenen mit Tanz und Gesang und Musikspiel,
mit Weihrauch und Blumen gehuldigt, Er-
gebenheit, Achtung und Verehrung bezeugt
haben, von Süden durch die untere Seite der
Stadt den Leichnam des Erhabenen führen
und über die äußere Seite herumgelangt gegen
Süden der Stadt verbrennend Die Gottheiten
haben, Väsefther, die Absicht: >Wir werden,
nachdem wir dem Leichnam des Erhabenen
mit himmlischem Tanz und Gesang und
Musikspiel, Weihrauch und Blumen gehuldigt,
Ergebenheit, Achtung und Verehrung bezeugt
haben, von Norden durch die obere Seite der
Stadt den Leichnam des Erhabenen führen,
durch das nördliche Thor gelangt in der Mitte
durch die mittlere Stadt führen, durch das
östliche Thor hinausziehn und gegen Osten
194
der Stadt, am Giebeldamm, wie der Ririgwall
dort heißt, verbrennen<.«*^
»Wie es, o Herr, der Gottheiten Absicht ist,
so soll es sein.«
Gerade zu der Zeit aber war Kusinärä bis
an den Rinnstein sammt Müll- und Kericht-
häufen beinahe kniehoch mit Korallenbaura-
blüthen überstreut worden. Da haben denn die
Gottheiten und die kusinärischen Maller dem
Leichnam des Erhabenen mit himmlischem
und mit irdischem Tanz und Gesang und
Musikspiel, W eihrauch und Blumen gehuldigt,
Ergebenheit, Achtung und V erehrung bezeugt,
von Norden durch die obere Seite der Stadt den
Leichnam des Erhabenen geführt, durch das
nördliche Thor gelangt in der Mitte durch die
mittlere Stadt geführt, sind durch das östliche
Thor hinausgezogen und haben gegen Osten
der Stadt, am Giebeldamm, wie der Ringwall
dort heißt, den Leichnam des Erhabenen
niedergestellt. Alsbald haben nun die kusi-
13 *
195
närischen Maller an den ehrwürdigen Änando
die Frage gerichtet:
»Wie haben wir, Herr Anando, mit dem
Leichnam des Vollendeten zu verfahren?«
»Wie man, Väset^her, mit dem Leichnam
eines Kaiserkönigs umgeht, so hat man mit
dem Leichnam des Vollendeten zu verfahren.«
»Wie aber geht man, Herr Anando, mit
dem Leichnam eines Kaiserkönigs um?«
»Den Leichnam, Väsetther, eines Kaiser-
königs umwindet man mit ungebrauchtem
Linnen 5 mit ungebrauchtem Linnen umwun-
den umwindet man ihn mit ausgefaserter
Baumwolle 5 mit ausgefaserter Baumwolle um-
wunden umwindet man ihn mit ungebrauch-
tem Linnen: hat man auf diese Weise den
Leichnam des Kaiserkönigs fünfhundertmal
doppelt umwunden, so versenkt man ihn in
eine eherne Truhe mit Öl, verschließt sie mit
ehernem Deckel, schichtet einen Scheiter-
haufen aus allen würzigen Hölzern zusammen
196
und lässt den Leichnam des Kaiserkönigs in
Flammen aufgehn, errichtet wo vier Straßen
sich kreuzen dem Kaiserkönig ein Kuppelmal.
Also geht man, Väsetther, mit dem Leichnam
eines Kaiserkönigs um. Wie man nun, Väse-
tther, mit dem Leichnam eines Kaiserkönigs
umgeht, so hat man mit dem Leichnam des
Vollendeten umzugehn, wo vier Straßen sich
kreuzen dem Vollendeten ein Kuppelmal zu
errichten. Die aber etwa dort einen Kranz
oder eine Blume oder Sandei niederlegen, oder
einen Gruß darbringen, oder das Herz heiter
zuwenden werden, denen wird das langehin
zur Freude, zum Wohle gereichen.«^
Da haben denn die kusinärischen Maller
ihren Leuten befohlen:
»So macht euch nur eilig auf und schafft
den Maliern ausgefaserte Baumwolle herbei.«
Alsbald haben nun die kusinärischen Maller
den Leichnam des Erhabenen mit ungebrauch-
tem Linnen umwunden 5 mit ungebrauchtem
197
Linnen umwunden sodann mit ausgefaserter
Baumwolle umwunden 5 mit ausgefaserter
Baumwolle umwunden sodann mit unge-
brauchtem Linnen umwunden: haben auf
diese Weise den Leichnam des Erhabenen fünf-
hundertmal doppelt umwunden, alsogleich in
eine eherne Truhe mit Öl versenkt, diese mit
ehernem Deckel verschlossen, haben einen
Scheiterhaufen aus allen würzigen Hölzern
zusammengeschichtet und den Leichnam des
Erhabenen auf den Holzstoß gebracht.
Um diese Zeit aber war der ehrwürdige Ma-
häkassapo von Pävä nach Kusinärä unterwegs
und zog die Landstraße entlang, von einer
zahlreichen Jüngerschaft begleitet, mit etwa
fünfhundert Mönchen. Da war denn der ehr-
würdige Mahäkassapo vom Wege abgebogen
und hatte sich unter einem der Bäume nieder-
gesetzt. Damals nun war ein gewisser Nackter
Büßer, der in Kusinärä eine Korallenbaum-
blüthe aufgelesen hatte, auf der Wanderung
nach Pävä unterwegs. Es sah aber der ehr-
würdige Mahäkassapo wie jener Nackte Büßer
von ferne herankam, und sprach dann also zu
ihm:
»Hast du etwa, Bruder, von unserem Meister
gehört ?«
»Ja freilich, Bruder, hab’ ich gehört: heute
sind es sieben Tage, dass der Asket Gotamo
erloschen ist 5 von dorther hab’ ich diese Ko-
rallenbaumblüthe mitgebracht.«
Da haben nun gar manche Mönche, von
Verlangen nicht genesen, die Hände klagend
gerungen, sind wie gebrochenen Fußes hin-
gestürzt, herangeschwankt und hinwegge-
schwankt: > Allzu bald ist der Erhabene zu
erlöschen gekommen, allzu bald ist der Will-
kommene zu erlöschen gekommen, allzu bald
ist das Auge der Welt dahingeschwunden !<
Die aber da Mönche waren von Verlangen ge-
nesen, die haben hierbei klar bewusst ausge-
199
harrt; >Erscheinung vergeht — wie wär’s
auch anders mögliche
Damals ist aber ein greiser Pilger, Subhaddo
mit Namen, in der Versammlung dort mit-
gesessen. Da hat denn Subhaddo der greise
Pilger zu jenen Mönchen also gesprochen ;
»Genug, ihr Brüder, seid nicht traurig, lasset
die Klage; erlöst sind wir endlich von jenem
großen Asketen ! Heimgesucht waren wir
immer von ^Das geziemt euch zu thun, das
geziemt euch zu lassen’: jetzt aber werden
wir thun was uns beliebt, und was uns nicht
beliebt, das werden wir nicht thun!«
Darauf hat der ehrwürdige Mahäkassapo
sich an die Mönche gewandt:
»Genug, ihr Brüder, seid nicht traurig, lasset
die Klage: hat denn das nicht, ihr Brüder, der
Erhabene vorher schon verkündet, dass eben
alles, was einem lieb und angenehm ist, ver-
schieden werden, aus werden, anders werden
muss? Woher könnte das hier, ihr Brüder, er-
200
langt werden, dass was geboren, geworden, zu-
sammengesetzt, dem Verfall unterworfen ist, da
doch nicht verfallen sollte: das giebt es nicht.«
Um eben diese Zeit waren vier der mallischen
Edelleute, über den Scheitel gebadete, in un-
gebrauchte Gewänder gekleidete, damit be-
flissen: >Wir werden den Scheiterhaufen des
Erhabenen aufflammen lassen< : aber sie ver-
mochten keine Flamme zu entzünden. Da
haben denn die kusinärischen Maller den ehr-
würdigen Anuruddho gefragt:
»Was ist wohl, Herr Anuruddho, der Anlass,
was ist der Umstand, dass diese vier Maller aus
den ersten Geschlechtern, über den Scheitel
gebadete, in ungebrauchte Gewänder geklei-
dete, wie sie da den Scheiterhaufen des Erha-
benen entflammen wollen, nicht imstande sind
Feuer zu entzünden?«
»Anders ist, ihr Väsetther, die Absicht bei
den Gottheiten.«
201
»Wie aber ist, o Herr, bei den Gottheiten
die Absicht ?«
»Die Gottheiten haben, Väsetther, die Ab-
sicht: >Da ist der ehrwürdige Mahäkassapo
von Pävä nach Kusinärä unterwegs und zieht
die Landstraße entlang, von einer zahlreichen
Jüngerschaft begleitet, mit etwa fünfhundert
Mönchen: nicht eher soll der Scheiterhaufen
des Erhabenen emporflammen, bis nicht der
ehrwürdige Mahäkassapo dem Erhabenen zu
Füßen Gruß entbieten kann<.«
»Wie es, o Herr, der Gottheiten Absicht ist,
so soll es sein,«
Da ist denn der ehrwürdige Mahäkassapo
nach Kusinärä, zum Giebeldamm am Ringwall
der Maller, wo der Scheiterhaufen des Erha-
benen war, hingezogen. Dort angelangt schlug
er den Mantel um die eine Schulter, faltete
die Hände zur Stirn, schritt rechts um den
Scheiterhaufen dreimal herum und bot dem
202
Erhabenen zu Füßen den Gruß dar. Und auch
jene fünfhundert Mönche schlugen den Mantel
um die eine Schulter, falteten die Hände zur
Stirn, schritten rechts um den Scheiterhaufen
dreimal herum und boten dem Erhabenen zu
Füßen den Gruß dar.
Nach dem Gruß aber vom ehrwürdigen
Mahäkassapo und von den fünfhundert Mön-
chen ist der Scheiterhaufen des Erhabenen
ganz von selbst emporgeflammt.
Nachdem nun der Leichnam des Erhabenen
in Flammen aufgegangen war, ist von dem,
was da Haut war oder Gewebe war oder Fleisch
war oder Sehne war oder Flüssigkeit war,
keinerlei Asche zu bemerken gewesen oder
Ruß: nur Knochenreste sind übriggeblieben.
Gleichwie etwa wenn Milchrahm oder Sesamöl
in Flammen aufgeht, keinerlei Asche zu be-
merken ist oder Ruß: ebenso auch ist, nach-
dem der Leichnam des Erhabenen in Flammen
aufgegangen war, von dem, was da Haut war
‘^. 0^1
oder Gewebe war oder Fleisch war oder Sehne
war oder Flüssigkeit war, keinerlei Asche zu
bemerken gewesen oder Ruß, nur Knochen-
reste sind übriggeblieben.
Als dann der Leichnam des Erhabenen ver-
brannt war, hat aus den Wolken ein Regen-
strom sich ergossen und den Scheiterhaufen
des Erhabenen zum Verlöschen gebracht, und
Wasser ist auch von den Bäumen hinzu-
geflossen und hat den Scheiterhaufen des
Erhabenen zum Verlöschen gebracht, und
auch die kusinärischen Maller haben mit
allerhand wohlriechenden Wässern den Schei-
terhaufen des Erhabenen zum Verlöschen ge-
bracht.
Dann aber haben die kusinärischen Maller
den Überresten des Erhabenen eine Woche
lang im Herrenhause ein Gitterwerk von
Speeren errichtet, einen Wall von Bogen
ringsum aufgepflanzt und mit Tanz und Ge-
sang und Musikspiel, mit Kränzen und Weih-
304
rauch gehuldigt, Ergebenheit, Achtung und
Verehrung bezeugt.^^^
Es vernahm nun der König von Magadhs,
Ajätasattu, der Sohn der Videherin: >Der Er-
habene, heißt es, ist bei Kusinärä erloschen !<
Da hat denn der König von Magadhä, Ajäta-
sattu, der Sohn der Videherin, an die kusinäri-
schen Maller einen Boten abgesandt: >Der
Erhabene stammt von Kriegern ab, auch ich
stamme von Kriegern ab : auch mir gebührt
ein Theil der Überreste vom Erhabenen, auch
ich werde den Überresten des Erhabenen ein
Kuppelmal und eine Feier bereiten.<
Es vernahmen da die Licchavier von VesäÜ:
>Der Erhabene, heißt es, ist bei Kusinärä er-
loschen !< Da haben denn die vesälischen Li-
cchavier an die kusinärischen Maller einen
Boten abgesandt: >Der Erhabene stammt von
Kriegern ab, auch wir stammen von Kriegern
ab : auch uns gebührt ein Theil der Überreste
vom Erhabenen, auch wir werden den Über-
resten des Erhabenen ein Kuppelmal und eine
Feier bereiten. <
Es vernahmen da die Sakyer von Kapilava-
tthu: >Der Erhabene, heißt es, ist bei Kusi-
närä erloschen !< Da haben denn die Sakyer
von Kapilavatthu an die kusinärischen Maller
einen Boten abgesandt: >Der Erhabene war der
Höchste unserer Verwandtschaft : auch uns ge-
bührt ein Theil der Überreste vom Erhabenen,
auch wir werden den Überresten des Erha-
benen ein Kuppelmal und eine Feier bereiten.<
Es vernahmen da die Thulier von AUa-
kappam : >Der Erhabene, heißt es, ist bei Ku-
sinärä erloschen !< Da haben denn die Thülier
von AUakappam an die kusinärischen Maller
einen Boten abgesandt: >Der Erhabene stammt
von Kriegern ab, auch wir stammen von Krie-
gern ab: auch uns gebührt ein Theil der
Überreste vom Erhabenen, auch wir werden
den Überresten des Erhabenen ein Kuppelmal
und eine Feier bereiten.<
Es vernahmen da die Koliyer von Räma-
gämo : >Der Erhabene, heißt es, ist bei Kusi-
närä erloschen !< Da haben denn die Koliyer
von Rämagämo an die kusinärischen Maller
einen Boten abgesandt: >Der Erhabene stammt
von Kriegern ab, auch wir stammen von Krie-
gern ab: auch uns gebührt ein Theil der
Überreste vom Erhabenen, auch wir werden
den Überresten des Erhabenen ein Kuppelmal
und eine Feier bereiten.<
Es vernahm da der Vethadiper Priester:
>Der Erhabene, heißt es, ist bei Kusinärä er-
loschen !< Da hat denn der Vethadiper Priester
an die kusinärischen Maller einen Boten ab-
gesandt: >Der Erhabene stammt von Kriegern
ab, ich bin ein Priester: auch mir gebührt ein
Theil der Überreste vom Erhabenen, auch
ich werde den Überresten des Erhabenen ein
Kuppelmal und eine Feier bereiten^
Es vernahmen da die Maller vonPävä: >Der
Erhabene, heißt es, ist bei Kusinärä erloschen !<
207
Da haben denn die Maller von Pävä an die
kusinärischen Maller einen Boten abgesandt:
>Der Erhabene stammt von Kriegern ab^ auch
wir stammen von Kriegern ab: auch uns
gebührt ein Theil der Überreste vom Erha-
benen, auch wir werden den Überresten des
Erhabenen ein Kuppelmal und eine Feier be-
reiten.<
Auf diese Botschaften haben die kusinäri-
schen Maller den versammelten Abgesandten
dort also Bescheid gesagt:
»Der Erhabene ist auf unserem Landgebiet
erloschen: wir werden von den Überresten
des Erhabenen keinen Theil hergeben.«
Nach solchem Urtheil hat der Priester Do^o
zu den versammelten Schaaren dort also ge-
sprochen:
»Erlaubt, ihr Lieben, dass ich Eines sage :
Der unser Meister war empfahl uns Milde.
So war’ es recht wohl nicht, dass um die Reste
Des größten Mannes hier ein Kampf ergrimmte.
do8
»Wir alle können treulich uns vertragen,
ln Güte theilen achtmal ein die Gabe : .
Allseitig sei der Kuppelmale Vorblick,
Um so zu küren vieles Volk dem Seher.«
»Wohlan denn, Priester, so sollst du eben
die Überreste des Erhabenen achtmal nach
gleichem Maaße wohleingetheilt aiistheilen!«
»Gut, ihr Herren, gut, ihr Herren«, sagte
da gehorsam zu jenen versammelten Schaaren
Dotio der Priester. Und er theilte die Über-
reste des Erhabenen achtmal nach gleichem
Maaße wohleingetheilt aus. Dann sprach er zu
jenen versammelten Schaaren also :
»Diese Urne mögen die Herren mir über-
lassen: und ich werde der Urne ein Kuppelmal
und eine Feier bereiten.«
So überließen sie Do^o dem Priester die
Urne.
Es hörten nun die Morier von Pipphali-
vanam reden: >Der Erhabene, heißt es, ist
H LT
20Q
bei Kusinärä erloschen !< Da haben denn die
Morier von Pipphalivanam an die kusinä-
rischen Maller einen Boten abgesandt: >Der
Erhabene stammt von Kriegern ab, auch wir
stammen von Kriegern ab: auch uns ge-
bührt ein Theil der Überreste vom Erha-
benen, auch wir werden den Überresten des
Erhabenen ein Kuppelmal und eine Feier
bereiten.«^^
»Es giebt keine Überreste mehr vom Er-
habenen, vertheilt schon sind des Erhabenen
Überreste: aber nehmt von hier die Kohlen-
asche mit.«
Da haben denn diese die Kohlenasche über-
nommen.
Alsbald nun hat der König von Magadhä,
Ajätasattu, der Sohn der Videherin, den Über-
resten des Erhabenen bei Räjagaham ein
Kuppelmal und eine Feier bereitet.®*
Die Licchavier aber von Vesäli haben den
210
Überresten des Erhabenen bei Vesäli ein
Kuppelmal und eine Feier bereitet.®^
Die Sakyer aber von Kapilavatthu haben
den Überresten des Erhabenen bei Kapi-
lavatthu ein Kuppelmal und eine Feier be-
reitet.^^
Die Thulier aber von Allakappam haben den
Überresten des Erhabenen bei Allakappam ein
Kuppelmal und eine Feier bereitet.
Die Koliyer aber von Rämagämo haben den
Überresten des Erhabenen bei Rämagämo ein
Kuppelmal und eine Feier bereitet.^^
Der Vethadiper Priester aber hat den Über-
resten des Erhabenen bei Vethadipam ein
Kuppelmal und eine Feier bereitet.
Die Maller aber von Pävä haben den Über-
resten des Erhabenen bei Pävä ein Kuppelmal
und eine Feier bereitet.
Die Maller aber von Kusinärä haben den
Überresten des Erhabenen bei Kusinärä ein
Kuppelmal und eine Feier bereitet.
Do^io aber der Priester hat der Urne ein
Kuppelmal und eine Feier bereitet.®®
Die Morier aber von Pipphalivanam haben
der Kohlenasche bei Pipphalivanam einKuppel-
mal und eine Feier bereitet.®^
So sind es acht Kuppelmale der Überreste,
ein neuntes Kuppelmal der Urne, ein zehntes
Kuppelmal der Kohlenasche.
Also ist es ehemals geschehn.®®
ENDE DES GROSSEN VERHÖRS
ÜBER DIE ERLÖSCHUNG
ANMERKUNGEN
^ Diese Art Eheschließung, der raksaso vidhih,
war, neben mancher anderen, bei Kriegerstämmen
gern der Brauch: vgl. Manus III 24 und 35.
® Vergl. Mittlere Sammlung* III, S. 116; die
Ausführung ebenda II, S. 29 — 30, auch 470.
3 Mittlere Sammlung III, S. 190 — 194 eingehend
ausgeführt.
* Vergl. die Summe der Weisheit Michelangelos,
am Ende seines Lebens und Schaffens, im Vermächt-
niss an Vasari, Sonett 56, 2 i. f. :
Ch’ errore e ci6 che l’uom quaggiü desia.
5 Die Fördernisse eines Tüchtigen durch sein Ge-
wöhnen an Tugend sind hier wie stets als die erste
Staffel zum Aufstieg für den denkenden Menschen
allgemein gültig aufgewiesen. Vergl. damit Bruch-
stücke der Reden v. 898 Anm. die dort beigebrachte
Stelle aus der Mittleren Sammlung; ferner die
daselbst angeführte verwandte Erkenntniss Eckharts
* 2. Auflage, München 1921
215
von der Tugend, die zwar im Menschen wesentlich
geworden sein soll, jedoch so, dass der Mensch über
ihr steht, d. h. dass sie nicht Zweck sondern Mittel
sei. Dieser richtige Weg der praktischen Vernunft
war, nadh Platon und zumal nach Aristoteles (cf.
die Belege in der Längeren Sammlung 1 142 Anm. 1),
bei Ra)rmundus Lullius der Grundlage nach gezeigt,
in den einfachsten Grundriss gebracht; wobei zu-
nächst ganz allgemein die spezifische Güte oder
Eignung des Menschen, d. i. seine Tugend, eben wie
bei uns oben der bestimmbaren Tüchtigkeit gleich
gilt; In homine sua bonitas est ei ratio, quod agat bo-
num specificum; homo quidemid quod agitpersuam
speciem agit naturaliter, sive moraliter; Ars magna.
De novem subiectis cap. XLIV. Während aber weder
die Griechen noch die Scholastiker bei einer derar-
tigen Untersuchung und Darlegung kaum je über
das dürre Schema hinauskamen, war jdie gotamidische
Begriffsfassung, knapp und modern ira besten Sinne,
dem Leben und der Erfahrung wirklich angepasst.
^ Vergl. die merkwürdig ähnliche Werkführung
Fausts, V. 11 111 bis 11 126;
Wohll ein Wunder ist’s gewesen!
Lässt mich heut noch nicht in Ruh ;
Denn es ging das ganze Wesen
Nicht mit rechten Dingen zu.
Tags u|nsonst die Knechte lärmten,
Hark’ und Schaufel, Schlag um Schlag;
Wo die Flämmchen nächtig schwärmten,
Stand ein Damm den andern Tag.
Cf. noch die von Potthapädo vorgetragene An-
sicht über einflussreiche Geister, die da dem Men-
schen eine Wahrnehmung auf drängen oder abdrän-
gen; Längere Sammlung I, S. 228.
7 Vergl, Sakkos Kampf und Burgbau zum Trutze
gegen die Dämonen, das himmlische Siegesbanner-
Schloss des Götterkönigs, Mittlere Sammlung I,
S. 470: als Sage der Vorzeit oben von Gotamo
gleichnissweise berührt.
® Zu dem Gleichnisse von der Mutter gehören die
schönen tiefen Ausführungen in den Bruchstücken
der Reden v. 149 Anm. — »Was an ihnen göttlich
war<, yä tattha devatä äsum, ist Hinweis auf
die Wahnversiegung, cf. Bruchstücke v. 656 Anm.
nebst den dort gegebenen Nachweisen, sowie auch
De Lorenzo, India e Buddhismo antico, 2. Aufl.
217
Bari 1911, p. 224; lauter Andeutungen von leicht
durchsichtiger symbolischer Art, die sich um den
Kernspruch Gotamos über den Mönch, der die hei-
ligste Stätte der Welt ist<c, diesen unübertrefflich
scharf geprägten Stämpel gleichsam umrahmend,
entsprechend anreihen: cf. später S. 52, Mittlere
Sammlung I, S. 64, II, 181, III, 184, 270, Bruch-
stücke der Reden v. 486, Lieder der Mönche v. 566.
^akäliko, wörtlich von Asoko wiederholt, gegen
Ende des 9. Felsenedikts, als zeitlose Lehre : ein Be-
griff, der bei Gotamo zuerst erscheint und in Indien
sonst nirgend vorkommt. — Dieser und der voran-
gehende Satz unseres obigen Spiegels der Lehre ist
in das erste der beiden goldenen Plattenbänder ein-
graviert, die 1898 bei Maunggun in der Provinz
Prome, Barma, bei der Grundlegung eines neuen
Tempels ausgegraben wurden. Sie waren in einen
Backstein eingeschlossen, der tief im Schutte der
alten Fundamente verborgen lag. M. T. Nyein, der
eine vorzügliche Kollotypie der beiden Goldbänder
im V. Bande der Epigraphia Indica zu S. 101 ver-
öffentlicht hat, giebt für das Alter der Schriftzeichen
das 1 . Jahrhundert nach Chr. an, als das Königreich
Prome, wie er sagt, im Zenith seiner Macht stand,
eine Schätzung, die ich für allzu früh halte: der
Charakter der Schrift weist etwa auf das 4. Jahr-
hundert hin. Der Inhalt selbst ist in reinstem Pali,
Silbe um Silbe mit unserem obigen Texte gleich-
lautend, also mit immer gleicherprobter philo-
logischer Genauigkeit überliefert, offenbar im Hin-
blick darauf, dass es besonders wichtige eigene
Aussprüche des Meisters sind. Altbsurma hat hier
seine treue Kunde unvergänglich besiegelt. Auf der
zweiten Goldplatte stehn jene Dinge verzeichnet, die
GotEimo den Jüngern gegen Ende unseres dritten
Berichtes empfohlen hat: s. S. 106. Das Plattenpaar
wurde vom Gouverneur von Barma dem Britischen
Museum in London überwiesen.
Die vier Paare der Menschen, acht Arten von
Menschen, sind vorher, S. 48 — 50, angegeben. Einem
dieser Kreise von Jüngern oder Jüngerinen gehören
Nachfolger, die wirklich beigetreten sind, an. Der
unterste oder erste Stand ist die erlangte Hörerschaft,
der zweite Stand kehrt nur einmal noch wieder, der
dritte Stand kehrt nicht mehr zurück, der vierte und
höchste Stand ist bei Lebzeiten erlöst. Diese je vier
Stufen oder Stände der Jünger und Jüngerinen
stellen natürlich keinen äußeren Kreis, sondern ein
219
inneres Erlebniss dar, und alle vier Stände können
von einer Person auch in einem Leben, ja in einer
Woche und noch kürzerer Frist durchlebt werden :
siehe die Nachweise Lieder der Nonnen v. 41 Anm.,
und vergl. Mittlere Sammlung II, S. 471. Zum Be-
griffe der Hörerschaft cf. ib. I Anm. 56, Lieder der
Mönche v. 1027 Anm. Verwandte Stellen zum wei-
teren Verständnisse noch Mittlere Sammlung II,
S. 210 — 217, sowie Bruchstücke der Reden v.83 — 90.
— Gotamos Ausdruck cattäri purisayugäni,
vier Paare der Menschen, stellt, zum ersten Mal in
Indien, Mann und Weib, auf einer höheren Stufe,
einander gleich; nämlich im gleichen niveau an-
gelangt, nicht mehr und nicht weniger: für jenen
fernen Osten eine unerhörte Neuheit, und eben
nur durch die »zeitlose Lehre<( überhaupt begreif-
lich. In Griechenland ist diese Ansicht erst etwa
100 Jahre später durch Antisthenes aufgekommen,
avSpo; xai Yovatxo; "iS äutt) apsui, bei Diogenes Laert.
VII 12.
“ Prima ballerina am Hofe der Fürsten von Vesäli ;
zu ganikä als etwa gleich iTocipa, courtisane, cf.
Lieder der Nonnen v. 25 Anm. — Turnour in seiner
ungemein sorgfältig ausgeführten, theils wörtlichen
920
theils paraphrasierenden Übersetzung, die für die
damalige Zeit bewundernswürdig ist, bemerkt zur
obigen Stelle : »a female of high rank, one of the
accomplished courtesans ofW^sdli — a dass
of persons of great influence at that period from
their wealth and mental accomplishments« : Jour-
nal of the Asiatic Society of Bengal, Calcutta 1838,
p. 999 n. 3. Das beliebte Verschwistem mit der
Maria von Magdala hat wenig äußere, bestenfalls
innere Berechtigung.
Eine Darstellung des indischen Wagens, der dem
griechischen gleicht, auf dem prächtigen Pfeilerrelief
zu Buddhagayä, aus dem 3. — 2. Jahrhundert v. Chr.,
wo der Sonnengott, S ü r y a s, mit vier Rossen empor-
fährt; in Räjendralälamitras Monographie, Tafel 50,
am besten photographiert. — Kleidung und Schmuck
in gleichen oder doch nur abgestuften Farben, bei
strenger Vermeidung etwa auffälliger Übergänge,
entspricht dem vornehmen indischen Geschmack,
der sich hierin bis auf die Gegenwart erhalten hat.
Erst jüngsthin wurde gelegentlich der Krönung zu
Delhi, im Dezember 1911, berichtet; »Staunenerre-
gend und an alte Märchen erinnernd war die Pracht,
mit der die Maharadschas und anderen indischen
Großen sich zur Kaiserkrönung ausgerüstet hatten :
allen voran der junge Nizam von Hyderabad, der erst
vor kurzem die Regierung seines Landes antrat und
der Anführer der indischen Fürsten beim Krönungs-
fest war. Er hat nahe der Stadt für sein Gefolge ein
ungeheueres Zeltlager mit Flaggen usw. aufschlagen
lassen, und für sich selbst einen Palast errichten, der
über und über mit Blumen geschmückt ist. Gelb ist
die Farbe derer von Hyderabad. Und gelb leuchtet
die ganze Zeltstadt. Gelb sind die Blumen, gelb sind
die Teppiche und Flaggen, gelb sind die Automobile,
gelb die seidenen Gewänder der Chauffeure, Diener
usw. usw.<^ Analoges folgt dann über die Herrscher
von Indore, Alwar, Bharatapur, Kolapur und die
anderen, die also unseren versammelten Licchaviern
nicht unähnlich gewesen sein mögen,
^3 Die Szene dieser Schenkung des Mangohains
durch Ambapäli ist auf einem Relief des kleinen
Stupas von Sikri an der nordöstlichen Gebirgsgränze
des Gebiets von Peschawar, dem alten Purusa-
puram, sehr fein, mit innig ergreifendem Ausdruck,
dargestellt worden, wie man es noch am erhaltenen
Torso erkennen kann. Eine gute Phototypie davon
hat Foucher veröffentlicht, Journal asiatique 1903,
auf No. XI nach p. 530, und noch zwei ähnliche
Darstellungen, heute im Museum zu Lahore, p. 290
besprochen. Das daselbst mit No. 1109 bezeichnete
Relief ist künstlerisch minderwerthig, das aus Nattu
habe ich nicht gesehn; dagegen ist No. 191, ein
viertes bei Grünwedel-Burgess, Buddhist Art, No. 97,
überaus herrlich, ein Meisterwerk auch noch in
seinen Trümmern : es stellt, meines Erachtens, die
selbe Szene vor. — Über diese gandhärische Kunst
im allgemeinen hat neuerdings J. H. Marshall, der-
zeit oberster Leiter der indischen Ausgrabungen,
einige Bemerkungen gemacht, die mir wie aus dem
Herzen geschrieben sind. Nachdem er die noch
immer beliebte Ansicht, jene Skulptur sei nicht viel
mehr als ein Abklatsch griechischer Vorbilder, als
ein gröbliches Verkennen indischer Eigenart und
Schöpferkraft gekennzeichnet hat, zeigt er gründlich,
wie die begabten indischen Bildner sich allerdings
griechische Form und Technik in Baktrien ange-
eignet hatten, also gewiss von den hellenistischen
Lehrmeistern, die ja übrigens von alters her ihre
Stammverwandten waren, tüchtig gelernt hatten und
so ihr eigenes Ziel erst richtig ins Auge fassen
konnten, um aber nunmehr ihren Weg selbständig zu
beschreiten, mit heimischem Sinn und mit eigener
Kraft auszugestalten : denn die Vergeistigung ihrer
Typen ist eben das besondere Merkmal ihrer Kunst.
Unter dem Einfluss hellenistischer Plastik haben sich
die besten Muster buddhistischer Anschauung ent-
wickelt, und den indischen Künstlern war es Vorbe-
halten diese Bildwerke mit einheimischem Geist und
Gehalt zu durchdringen. Man kann der indischen
Kunst wahrhaftig keinen Vorwurf daraus machen,
dass sie auf diese Weise imstainde war griechische
Form und Bildung sich anzueignen; ganz im Gegen-
theil war es ihr vorzügliches Verdienst, dass sie sich
kräftig genug erwies, jene Form und Bildung derart
vollkommen zum freien Gebrauch umzumodeln,
ohne bei solcher Anpassung und Verquickung die
natürliche Lebendigkeit und Eigenart zu verlieren :
Journal of the Royal Asiatic Society 1911 S. 84s f.
Vergl. hiermit noch die Ausführungen, die ich vor
mehr als zehn Jahren schon gegeben habe. Mittlere
Sammlung II Anm. 187, III Anm. 147 u. 183, die
mit den neugewonnenen Ergebnissen vollständig
übereinstimmen .
upatthäkä die jeweilig Nahestehenden oder
Aufwärter, wie etwa Änando, Nagito, Nägasamälo,
Upaväno u. a. m.: Längere Sammlung No. 6 Anfang,
Mittlere Sammlung No. 1 2 Ende, Längere Sammlung
No. 29 Ende.
Mystagogischer Hodegetik und scholastischer
Stöchiometrie mag hier vielleicht ohne allzu große
Kühnheit unsere zeitlos gemeinsame, oft besser erfah-
rene Menschenkunde mit Goethe als Kommentator
vorgezogen werden, der aus seinem eigenen Lehen
ein Faktum erzählt: »wo ich«, sagt er zu Eckermann
am 7. April 1829, »bloß durch einen entschiedenen
Willen die Krankheit von mir abwehrte. Es ist un-
glaublich, was in solchen Fällen der moralische
Wille vermag. Er durchdringt gleichsam den Körper
und setzt ihn in einen aktiven Zustand, der alle schäd-
lichen Einflüsse zurückschlägt.«
Ein vedischer Meister pflegt erst vor dem Ende
dem Haupt jünger das Beste zu sagen. So hat es
z. B. auch Yäjnavalkyas vor seinem Abschied
von Maitreyi gehalten, in dem innig ergrei-
fenden fünften Kapitel des vierten Buches der
Brhadäranyakopani§at; eine Regel, die noch
gegenwärtig von brähmanischen Gurus als strenges
Geheimniss eingehalten wird: cf. Bumell, Vamsa-
hrähmanam, Mangalore 1873, p. XIV, s. v.
15 LT
225
upade^as. — Vergl. den Hinweis Lied. d. Mönche
V. 86 : »offen in der Hand.« Auch Merswins Wort,
Neun Felsen S. 143 : Wer Rede will haben, der gehe
und höre offene Lehre.
Ebenso hat achthundert Jahre später der Grün-
der der abendländischen Asketik, der große Antonios,
vor dem Verscheiden den Inbegriff seiner Lehre
den Jüngern als Vermächtniss hinterlassen, mit den
Worten : ?vi<TaT£ Trpoö-sj^ovTS^ eauTOtc, Jtat p.V7)t;.ovsuovTe;
ü)v 7 ix.ou(TaTe :cap ep.ou TCapatveostov: »Suchen sollt ihr
Zuflucht in euch selbst, und eingedenk bleiben der
Rathschläge, die ihr von mir gehört habt«, vom
Augen- und Ohrenzeugen Athanasios überliefert;
cf. den Nachweis in der Mittleren Sammlung III
Anm. 27, wo noch der letzte Gruß des Heiligen als
mit dem letzten Ausspruche Gotamos gleichlautend
bezeugt ist.
Zum bösen Geiste, personifiziert als Maro, der
Tod an sich, cf. Bruchstücke der Reden v. 449 Anm.,
wo er als von Gotamo selbst aus der Brhadära-
nyakopanijatin allegorischer Darstellung über-
nommen nachgewiesen ist. Die Anschauung ist in
das Brhadäranyakam aus der ältesten vedischen
Vergangenheit herab gedrungen, wie dies Oldenberg
226
in seinem »Buddha« vortrefflich geschildert und
Windisch in seiner Studie »Mära und Buddha«
an der Hand weiterer zahlreicher Belegstellen,
S. 177 — 205, verständnissvoll dargethan hat. Bei
uns hat ihr San Francesco eine sehr ähnliche Gestalt
verliehen, mit dem Worte; Mors intrat ad animam.
Vergl. Mittlere Sammlung III Anm. 91. Märo der
*Tod wird sonst noch, an ein paeir Stellen, Namuci
genannt, der Nichtlöser, s. v. a. der Zwingherr, so
Bruchstücke der Reden v. 426, Lieder der Mönche
V. 536, auf welche Bezeichnung, entsprechend dem
Bilde von der Umgarnung wie oben und sonst
vielfach, denn wirklich die Strophe 440 der Bruch-
stücke mit m u n c a m deutlich genug anspielt : wo
also, wenn nicht mit Namuci, der vedische Gürtel
einmal nicht passt, den man auch hier, allzu ver-
trauensvoll, als freilich auf den ersten Blick sehr
verlockende muhjamekhalä dem Bösen zulegen
und anlegen wollte. — Märo, als junger blühender
Gott, im Gespräche mit Gotamo auf einem Relief
des Tempels von Boro-Budur, bei Pleyte Fig. 80.
Märo und Kämo, wie er sonst noch heißt, ist ja
in der That die eine und selbe Person, Mors et
Amor. Darum beginnt eben, lange vor unserem
15 * 227
Isoldentristan, die Liebeshymne des Dichters in MdI ;
Fratelli, a un tempo stesso, Amore e Morte
Ingenerö la sorte.
Cose quaggiü si belle
Altre il mondo non ha, non han le stelle. —
Änandos Versaumniss der Bitte lehrt uns Parzivdls
Unterlassung der Frage als verwandten Herzenszug,
aus der fernen Vorzeit ererbt, in gleicher Art und
Weise verstehn. Dies hat Roman Woerner im »Tag«
bemerkt, Berlin 5. März 1912, Beilage. Mit herein
blickt die Sphinx.
bahu] ahnam mit S* zu lesen; von Asoko als
bahune janasi bestätigt, auf dem 7. Säulen-
edikt 2 1, wo unserem bahuj ahnam puthubhü-
tam ein bahune janasi äyatä genau nach-
kommt »unter vielem Volke eingesetzt«, wie Asoko
seine Leute nennt, die er überallhin aussendet, auf
dass auch sie die Lehre und ihr Gebot verkünden
und verbreiten sollen, unter vielen hunderttausend
Wesen. Denn was oben bei uns über die Verbreitung
gesagt ist, über das mächtige Aufgedeihen, nach
allen Seiten hin, unter vielem Volke, jedem zu-
* S = Ausgabe des Königs von Siam, Bangkok 1894
0.28
gänglich, gerade das hat Asoko im Sinne gehabt und
sich zum Ziele gesetzt: und erst er, mit seiner
imperatorischen Macht, hat durch seine Edikte eine
offiziell allgemeine Kenntniss der Lehre über ganz
Indien verwirklichen können, von Peschawar bis
Maisür und von Girnär bis Dhauli, hat also der vor
ihm auf das Gebiet zwischen Vindhyer-Bergen und
Ganges-Ebene beschränkten Lehre einen etwa fünf-
fach weiteren Umkreis geschaffen.
^ Die Maschen des Panzerhemdes entsprechen
den ähnlich vielfach zusammengesetzten Theilchen
des Leibes, woraus sich eben erst der Selbstbestand
ergiebt. Das Gleichniss ist jenem berühmten anderen
verwandt, wo das aus Ziegeln, Balken usw. erbaute
Haus die Persönlichkeit darstellt, die der Mönch zer-
reißt, »mit Pfahl und Pfosten umstürzt«, Lieder der
Mönche v. 184, cf. auch v. 57 nebst Anm. : einzeln
genau ausgeführt in der Mittleren Sammlung I S. 555
und hier mit der feinen erkenntnisstheoretischen
Untersuchung wunderbar an das selbe Gleichniss bei
Kant erinnernd, wo er sagt: »Nun ist aber . . . das
Haus gar kein Ding an sich selbst, sondern nur eine
Erscheinung, d. i. Vorstellung, deren transscenden-
taler Gegenstand unbekannt ist«, K. R. V.' 190 f.
229
Beide Gleichnisse, das vom Hause sowie das vom
Panzerhemd, veranschaulichen sehr gut den nur
bedingten Selbstbestand, oder wie es bei Goethe
heißt: »Kein Lebendiges ist ein Eins, Immer ist’s
ein Vieles«, während hinsichtlich der Persönlich-
keit beim Selbstbestande Pascal trefflich erklärt:
»c’est Tassemblage des qualites qui fait la personne«,
Pensöes I 8 i8 i. f. In der nördlichen Überlieferung,
z. B. in Nepal, war ein Verständniss für solche
Gleichnisse natürlich längst geschwunden, für so
zarte Dinge war dort kein günstiger Boden : daher
sehn wir, an Überraschungen gewohnt, im D i v y ä-
vadänam aus dem Panzerhemd eine — Eischaale
werden, p. 203: weil man nämlich mit dem
Maschennetz nichts anzufangen wusste, griff man
dafür einfach ergänzend nach dem Gleichniss in der
53. Rede der Mittleren Sammlung (II S. 31), das
nun freilich in einem recht anderen Zusammen-
hänge steht.
Vergl. die Angaben über ähnliche Wirkungen
Mittlere Sammlung II S. 65. — Die folgenden
sechs Anlässe zu einem Erschauern der Erde stehn
zu den ersten beiden Erschütterungen, nach indi-
scher Erdbebenkunde, in verkehrter Proportion
230
mitinkommensurablen Werthen, Gedanke: That —
= Mechanik : Dynamik; vgl. später Anm. 45.
nibbänam steht hier natürlich ohne die Prä-
position pari: wobei sich also zeigt, dass diese,
wie eben stets in dergleichen Verbindung, nur syntak-
tisch als »zu, bis, um« gebraucht werden konnte,
nämlich auch in der Wendung parinibbänam
»zur Erlöschung« ; ein Ausdruck, der bald genug
von den Hierophanten und Scholastikern dahin miss-
begriffen wurde, dass sie aus ihrem eigenen derben
Verstandesschnitzer feine systematische Schnörkel
herausdrechseln zu müssen glaubten. — Des Voll-
endeten Erlöschung, nibbänam, war schon bei
Lebzeiten ditthe’va dhamme, und zwar nach
der Erwachung, sambodhi, ohne Hangen ver-
blieben, anupädisesam: der Tod ändert daran
nichts mehr, löst nur den Leib auf. Vergl. hiermit
Längere Sammlung I 62. Aber die Erde erbebt noch
einmal, bei dem letzten sichtbaren Ereigniss, in
einem geistigen Schauer. Die nun erst gänzlich genau
übereinstimmende Fassung dieser wichtigen Stelle
verdanke ich einer Anregung meines lieben Freundes
Roman Woerner.
Die Siebenblätterlaub grotte, Sattapanna-
2^1
g u h a, ist kürzlich im Gebirge bei Räj agaham wieder-
aufgefunden worden: cf. Archaeological Survey of
India, Report for 1905 — 1906, Calcutta i909,p. loo.
^ Vergl. Mittlere Sammlung No. 55. — Die Ge-
häge, Haine und Gärten, die hier reichlich erwähnt
werden, haben wohl nicht viel anders ausgesehn,
als wie man sie noch heute auf dem indischen Flach-
undHügellande allenthalben aufsuchen kann : es sind
meist uralte Mangohaine, mit Steinaltaren, moosbe-
wachsen, oft auch von hohen Akazien umstanden,
mit dem Ausblick in die weite, stille, fruchtbare
Ebene, wie etwa bei Särnäth, Benares ; auch wieder
ein dichter Park mit hundertjährigen mächtigen
Bäumen, im tiefen Schatten der Pappelfeigen, mit
irgend einem längst vergessenen Steinkegel im
Grunde, so zumal in der Umgebung von Faizabad,
einst Ayodhyä, noch immer der »Bunten Kuh« im
Kreise der Städte ; oder auch bewaldete Felsenhügel
mit Terrassen und Stufen empor zu einem kleinen
Säulengang und Tempel, der den Gipfel krönt, er-
heiternde Aussicht rings umher auf die Wiesen und
Felder gewährt, wie z. B. bei Gayä vom Rämaselam
aus, fern unten der glitzernde Fluss in der Thalmulde,
der die Landschaft belebt. Das alles gehört mit zum
052
Begriffe caityam, cetiyam, Hain, Park, Altar,
Hügel. Gotamo war so ein halbes Jahrhundert lang
über ganz Mittelindien und weiter nach Norden
immer von Ort zu Ort gewandert, nur während der
drei bis vier Monate der Regenzeit an einem Platze
vei flireilend. Zur sehr beträchtlichen Ausdehnung
(dieser Wanderungen, die ein Gebiet doppelt größer
als Deutschland umfassten, cf. Bruchstücke der Reden
v. 1015 Anm. Auf Gotamo passte der Titel, den er
selbst geprägt hat, und der dann jedem seiner Jünger
zukam: cätuddiso naro, Bürger der vier Welt-
gegenden ; vergl. Längere Sammlung I S. 179 Anm.
— Das Vielblätterlaub istbahuputtä, das Sieben-
blätterlaub sattapannä(so S): beides schlanke
dichtbelaubte Mimosenbäume.
^ Der oben wiederholt vorgetragene mythische
Gedanke, dass nämlich magischer Macht des Willens
in der Natur unermessliche Wirkung zukomme, ist
altes vedisches Erbe aus dem 5 ^k : vergl. Mittlere
Sammlung II Anm. 183, auch noch Kau§ita-
kyupanisatl2, Chändogyopanisatlll 11 2
tena satyenädi. Von Gotamo selbst ist er immer
nur mittelbar, zum hohen asketischen Ziele hin-
leitend, angewandt worden ; die Entwicklung magi-
^^55
scher Kräfte soll da stets nur als fördernde Vorschule
des Willens dienen, um diesen zu kräftigen, auszu-
bilden, zu stählen und auch auf solche Art dahin zu
bringen, die letzte Selbstvollendung und -Aufhebung
zu erreichen: sehr klar dargelegt z. B. in der 77. Rede
der Mittleren Sammlung, zu welcher die Ausführun-
gen der 11g. Rede den weiteren Aufschluss geben.
Gotamo hatte als Meister die Gewissheit erfahren,
dass der Wille, im Herzen wurzelnd, jeden Augen-
blick sich finden und fassen und, noch zwischen gut
und böse unterscheidend, Schritt um Schritt allmälig
zu einem anderen Pfade erziehen sich kann, ent-
gegen einem gosälisch und auch neronisch freilich
gültigen, allzumenschlichen veile non discitur. Diese
veränderte Richtung, lehrt Gotamo, kann nun unver-
gleichlich besser in diesem Leben als durch lange Irr-
imd Umwege nach dem Tode erreicht werden, und
die Erweckung der schlummernden Wunderkräfte,
die Entwicklung der latenten gewaltigen Energien,
von den unteren Graden der Athemübungen an
immer höher je nach der Wirkensart, führt zu den
tauglichen Stufen empor, wo man alsbald alle Fesseln
und Schlacken persönlicher Beschränkung verlieren
lernt, sodass der Mensch — natürlich nur der rüstige
254
Kämpfer — noch hier und heute im hinfälligen
Leben, mit diesem Körper da, der acht Spannen hoch
ist, zur Freiheit, zur ethischen Allmacht gelangt. So
ist denn Gotamo allerdings nicht an dem ja richtigen,
nur zu komisch bequemen Sumpf ergebniss »operari
sequitur esse« schon stehn geblieben, hat vielmehr
den Satz auf seiner hohen Warte umgekehrt betrach-
ten und als wahr erweisen können, hat gezeigt, dass
esse sequitur operari : was der Mensch betreibt, das
wird er ; der Schauplatz des Handelns und Werdens
ist in diesem Leben gelegen und nicht jenseit. Darum
spricht er oft wie Mittlere Sammlung I S.232 : Was
da ein Mönch lange erwägt und überlegt, dahin neigt
sich der Sinn. — Jener nachwirkende vedische Ge-
danke hat die ursprüngliche Willenskraft auf das be-
gränzte Dasein mit anwenden wollen und darum dem
Gespräch des Meisters mit seinem Jünger die obige,
ohne Zweifel postume Wendung gegeben. Aber Go-
tamos Willenslehre war nie nach außen gekehrt,
zur Anweisung wie etwa Mirakel, Warzen-, Lahmen-
oder Blindenheilungen imd dergl. mehr, gelingen
könnten, mochten die auch noch so gewiss sein : der
Wille, fern von jedem Wunsche in eine immer ver-
gängliche, lächerlich unzulängliche, so durchaus
^55
trügerische und sieche Natur und Mortur zaubernd
einzupfuschen, sollte vielmehr einzig die Entäuße-
rung von seiner eigenthümlichen Beschränkung und
die Auflösung der Persönlichkeit auf dem höchsten
Geistesgipfel erschauen und verwirklichen lernen,
wie dies Längere Sammlung I S. 248 ausgeführt ist.
Gotamo hatte so, praktisch geschult, den Willen gar
wohl ergründet, ungleich tiefer und umfassender als
der hier noch scholastische und auch bloß alltäglich
prüfende Schopenhauer, und erst bei ihm ist das voll-
kommen gelungene Verständniss zu Jakob Böhmes
Wort zu finden: Wille ist der Vater alles Wesens,
ed. 1846, Bd. 6 S. 691, oder zu Jean Pauls Seher-
ausspruch, in dessen Muthmaaßungen über einige
Wunder des organischen Magnetismus § 8 : »Der
Wille ist die dunkelste, einfachste, zeitloseste Urkraft
der Seele, der geistige Abgrund der Natur ; — Der
Wille bedarf, um sich zu steigern, nichts Äußeres,
sondern nur sich, eine wahre Schöpferthat.« Die
Schöpferthat, ein Weltalter durchzubestehn, hatzwar
Gotamo, der vedischen samayakriyä nicht ent-
sprechend, abgelehnt, und wohl schon darum, weil
eben seine Macht nicht imstande gewesen wäre, die
zeitlose Lehre nicht bis zu Ende des Weltalters in
356
dauernden Gedanken bestehn zu lassen ; doch konnte
er den saligen Scheidegruß San Francescos »Ego quod
meum est feci« schon siebzehn Jahrhunderte vorher
vollendet bei sich anwenden : katamkaraniyam,
gewirkt ist das Werk. Es bedurfte daher keiner per-
sönlichen Zauberkraft und -Bethätigung.
Das Wort vom »lange bestehn« hat Asoko am
Schlüsse des 5. und 6. Felsen-, des- 2. sowie des
7. Säulenedikts getreu angewandt, auch sonst noch
zehnmal; und desgl, den Ausdruck »der Welt zum
Wohle,' zum Heile«, so zu Anfang der 6. Stelitie,
z. B. Radhia 14 f., in dieser kürzeren Fassung.
*7 Vergl. die ähnlichen Strophen in den Bruch-
stücken der Reden, v. 577 — 578.
Ein Elephantenblick ist ein voller Blick, im
Gegensatz zu einem nur seitlichen Hinblicken. —
Vergl. Mittlere Sammlung I S. 61a.
Weitaus das schönste uns erhaltene Bildniss
eines lehrenden Meisters, im strengen reinen alt-
indischen Stil des Siegers, jino, dargestellt, wie er
heiter erhaben dasitzt, mit verschränkten Beinen,
wie von einem Throne herabblickend, ist der etwa
12 m hohe aus dem Felsen gemeißelte Buddho
bei Ta-t’ong-fu in der Provinz Schan-si, aus dem
^37
5* Jahrh. v. Chr. : eine Gestalt, die an ursprüng-
licher Herrlichkeit die an sich so bedeutenden kolos-
salen Dai-Butsu in Japan um soviel überstrahlt als
sie älter und besser überliefert ist. Eine Wiedergabe
bei Foucher, Journal asiatique 1909 zu p. 54. In
Indien selbst waren alle solchen Denkmale durch
die muhammedanische Invasion längst in Trümmer
gegangen.
3 ® Aus der Darstellung dieser vier Bezeugnisse
geht hervor wie trefflich es eingerichtet wurde, das
Meisterwort rein zu überliefern, in tief bedachter
Vorsorge, dass jedem einzelnen Jünger die Freiheit
zustehn könne und solle zu prüfen und nach er-
folgter und bestandener Prüfung als ächt überliefert
weiterzugeben was eben gerade er selbst auf seiner
mehr oder minder längeren Wanderschaft mit dem
Meister oder mit wohl vertrauten Nachfolgern von
Angesicht vernommen hatte. Nur auf solcher weit-
herzig dargebotenen Grundlage konnte jene sichere
Übereinstimmung erreicht werden, die uns über die
Jahrtausende hin noch heute als Kennzeichen der
alten Texte gelten darf. Daher hat denn jeder Jünger
seinen Bericht mit dem von ihm persönlich ver-
bürgten Worte eröffnet: )>Das hab’ ich gehört.« Den
338
vielen und mancherlei Jüngern war vieles und
mancherlei gesagt worden, mitgetheilt worden, zu
Ohren gekommen : die einen hatten Das gehört, die
anderen Das. Jeder sagt nun was er selbst erfahren
hat. Und die stets untersuchte Übereinstimmung
aller mit allen, bei den einzelnen je nach Art und
A^nlass unterschieden, doch im allgemeinen die eine
und selbe : das ist die umfassende Lehre, die reiche
gotamidische Satzung. Vergl. noch die Anmerkung
S. 28 der Bruchstücke der Reden. Eine entsprechende
Stelle hat Oldenberg, Buddha 5. Aufl. S. 401, sogar
aus dem Vinayapitakam, dieser dürren späten
Kasuistik, herangezogen, wenn auch recht unglück-
lich übersetzt; wo nach CullavaggoXI 1 n der
Jünger Puräno die Berichte der anderen Ordens-
brüder zwar billigt, dabei aber erklärt, dass ihm auch
was er eben selbst vom Meister gehört, von Ange-
sicht vernommen, als gleichwichtig zu gelten habe,
tatheväham dhäressämi. Kurz, wie schon ge-
zeigt : andere haben das gehört, ich habe das gehört ;
stimmt es überein, ist beides ächt.
3 ^ Zu kammäraputto = Goldschmidt cf. Sut-
tanipäto v. 48 suvannassa pabhassaräni
kammäraputtena sunitthitäni; wozu der
359
Cülaniddeso, ed. Siam. p. 268, bemerkt: kam-
märaputto vuccati suvannakaro. Vergl.
auch die vielgepriesene Subhä, des Goldschmidts
Töchterlein, kammäradhitaram, Lieder der
Nonnen v. 338 — 365. Cundo der Goldschmidt ist
ein wohlhabender, wenn nicht reicher, Bürger ge-
wesen. So kommt unter den Stiftern der alten Felsen-
tempel im Maharä§tram nebst Fürsten, Kaufherren,
Werkmeistern eben auch ein solcher suvannakaro
mit einer Spende vor, desgl. in den buddhistischen
Felsengrotten von Kanheri, sowie in Junnar, Ar-
chaeolog. Survey of Western India IV p. 94 Nr. 15
T. XI, IX. Schon Turnour hatte übrigens den »gold-
smith« richtig erkannt, was aber ganz unbeachtet
blieb; Journal Asiatic Society Bengal 1838 p. 1003.
Turnour ist auch, nebenbei gesagt, der Erste gewesen,
der die korrekte Form Gotamo Buddho übernommen
und konsequent beibehalten hat. Das ist aber längst
vergessen, und überall spricht und schreibt einer dem
anderen den ungehörigen Vokativ auf -a nach, auch
wenn er es wohl besser weiß. Hatte doch vor nun bald
hundert Jahren A. W. v. Schlegel die Wiedergabe der
Eigennamen durch den Nominativ wissenschaft-
lich begründet und, wie er sagt, abweichend von der
240
gewöhnlichen (d. i. falschen) Schreibung »geflissent-
lich durchgeführt« : s. die ausgezeichnete kurze Dar-
legung dieser nicht ganz unwichtigen Frage in seiner
Indischen Bibliothek, i.Bd. Bonn, 1820 S. 46 — 48.
Während also vor dem großen Bahnbrecher auch auf
unserem Gebiete ganz allgemein — und längst in
beliebter Barbarei wieder überall — durch rein
mechanischen Ersatz der bloßen Stammform anstelle
des wirklichen Nominativs bei den insgemein auf
Vokale auslautenden Namen die männlichen nicht
von den weiblichen und beide nicht von den säch-
lichen zu unterscheiden sind, hat Schlegel dem
Zeichen des Nominativs im Samskrt, das meistens
ein s ist, zu seinem Rechte verhelfen und sagt daher
stets: Rämas, Vischnus usw. Wenn sich nun freilich
bei den äußerst vielseitigen und feinen Wohllaut-
gesetzen des Samskrt eine gewisse Schwerfälligkeit
hierbei nicht vermeiden lässt, ist hingegen im Päli
die strenge Durchführung dieser Regel die einzig
natürliche und angemessene, weil man nach dem
Schema -o als nom. masc., -ä als nom. fern, und -am
als nom. neutr. den ursprünglichen Textlaut und
seine Form völlig unverkümmert wiedergeben kann
und soll.
i6 LT
241
3 * Die Ebermorchel, sükaramaddavam, ist
ein wohlschmeckender Pilz, der an den Vorbergen
des Himälayo, wo Päva gelegen war (wohl zu unter-
scheiden von der gleichnamigen Stadt in Bihär, oben
S. 24), auch heute noch, zusammen mit schwer
unterscheidbaren giftigen Abarten, üppig gedeiht
und von Keiler und Sau mit Vorliebe aufgesucht
und vorzüglich ausgespürt wird, gleichwie auch die
Keilertrüffel, varähakandas, und dergleichen
Erdfrüchte mehr, eben den Wildschweinen die Be-
nennung verdanken; vergl. Mittlere Sammlung I
S. XXIX der Vorrede. Maddavamist also Morchel
oder Maurache und keineswegs Sülze oder Pastete, da
wir für letzteres Gericht die an sich recht genaue Be-
zeichnung sükaramamsam haben, Eberfleisch,
in der Angabe sampannakolakam sukara-
m ams am, in Pfeffer eingemachtes Eberfleisch, das
bei anderer Gelegenheit, von anderer Seite darge-
reicht, gleichfalls unbesehn als Almosen angenom-
men wurde: An guttaranikäyo, Pancakani-
p ä t o No. 44. Der Meister und die Jünger bestimmen
ja selbstverständlich nicht das mindeste über die
Art der dargereichten Nahrung: Mittlere Sammlung
55. Rede. — Jenes »Eberfleisch« nun könnte aller-
dings, ganz wie unsere »Bärentatze«, zugleich auch
wieder als Pilz und zwar geradezu als »Pfifferling«
gelten, was umso wahrscheinlicher wird, als es dort
in der Reihe der drei besten Gemüse namhaft gemacht
ist; sukaramaddavam dagegen bedarf keiner
solchen inneren Auslegung, weil es nur eindeutig
von mrl gaudere, y as sa ta d, d. i. des Ebers, nicht
vom Eber, als tatpurusam bestehn kann. Oben,
in unserem Falle, gehört nun noch überdies Cundo,
als Juwelier und Besitzer eines Landguts, dem reichen
Handwerkerstande an : Wildbret, zumeist nur Speise
der verachteten Jägerkaste, aufzutischen wäre ihm,
dem vornehmen Bürger, wohl im Traume nicht ein-
gefallen. In das reichliche Morchelgericht, das er als
besonders erlesen noch hinzugethan hatte, waren
eben nur leider schwer kennbare giftige Maurachen
mithineingerathen. Gotamo hat die Gefährlichkeit
der dargebotenen Schüssel, vielleicht durch feinen
Geruch, sogleich gemerkt, die Gabe als solche aber
nicht zurückgewiesen, nur entsprechende Anordnung
getroffen. Er war übrigens lange schon vor dieser
Mahlzeit sterbenskrank gewesen, wie es gegen Ende
des zweiten Berichtes heißt, sodass die neuerliche
Erkrankung überhaupt in keinem ursächlichen Zu-
sammenhang mit der letzten Almosenspeise zu stehn
braucht: wie dies ja auch die eigenen Äußerungen
des Meisters klar anzeigen. — Die Entgegennahme
der Speise war im Relief dargestellt worden, als
sükaramaddavagahanam, nach Mahävamso
50 V. 85 nebst all den anderen Szenen der letzten Tage
auf dem Großen Kuppelmal zu Anurädhapuram
prächtig ausgeführt, im 2. Jahrh. vor Chr., auf Befehl
des mächtigsten Imperators der Insel, des Königs
Dutthagämini, der heute noch in der Erinnerung
des Volkes unvergessen weiterlebt.
35 Vor Mondesschimmer verblasst Goldesglanz. —
Die Szene wurde, nach Mahävamso 30 v. 85, von
der bildenden Kunst überliefert.
34 ' Der Kronbaum ist Vatica robusta, sälo, dem
Wüchse nach einer Pinie ähnlich, aber zur Klasse
der Dipterokarpazeen gehörig. Es ist ein vierzig bis
fünfzig Meter hoher Baum, gerade, stark, majestätisch
emporgewachsen, mit zahllosen, etwa primelgroßen
hellgelben Blüthen. — Die zwei Kronbäume, mit
der Bahre in der Mitte, sind auf einem Siegelabdruck
aus der Zeit um 400 n. Chr. dargestellt, vor einigen
Jahren bei Kasiä auf gefunden : vergl. später in der
47. Anmerk, den Nachweis.
^ Die vier Arten von Jüngern oder Versamm-
lungen, i) Mönche, 2) Nonnen, 3) Anhänger, 4) An-
hängerinen, sind desgleichen auf der ältesten bisher
bekannten kubanischen Inschrift, aus dem 3. Jahre
Kaniskas, d. i. nach Fleet etwa 55 vor Chr., an-
gegeben : Epigraphia Indica VIII zu p. 176; wo sich
aber diese vierfache Gemeinde als Stifterin eines
Standbildes in Benares bekennt, die Hauptspender
mit Namen anführt und, meines Wissens zum ersten
Mal, den Titel trepitako, Kenner des Dreikorbs,
und trepitakä. Kennerin des Dreikorbs, für den
Mönch Balo und die Nonne Buddhamiträ gebraucht,
eine Bezeichnung, die also erst um diese Zeit, etwa
200 Jahre nach Asoko, aufgekommen ist, als die
Kenntniss der Meisterworte in dem Grade abgenom-
men hatte, dass man als Ersatz dafür einen dritten
scholastischen Korb aufstellen mochte. Der einstige
Ehrentitel pancanekäyiko, Kenner der fünf
Sammlungen (des einen ächten Korbes) war nun
vergessen, und auch Nonnen konnten als Trägerinen
der hybriden drei Körbe gelten : sie, denen man in
der klassischen Zeit kaum das Behalten einer ein-
zigen Meisterrede zutraute, wie das die Mittlere
Sammlung III S. 478 schön bezeugt. Man kann ge-
245
trost sagen: der Verfall des Ordens beginnt um die
Zeit, wo der Titel tripitakam auftaucht: der aber
ist vor Kaniskas epigraphisch unbekannt. Dagegen
entspricht unserem obigen Texte ganz vortrefQich
ein Titel, der sich auf einer bedeutend späteren In-
schrift noch erhalten hat, aus der Zeit Bhavadevas
von Ratnapuram, 8.Jahrh. n. Chr., weit unten in
Mittelindien, Östlich von Nägpur : der liksäpadi,
der der Regel Schritt um Schritt nachfolgt, 5 an t ah,
sakalaj anahitäbhyudy atah, von Kielhom
nachgewiesen Journal Royal Asiatic Society 1905
p.628 1.54. Auch hieran zeigt sich, dass der Verfall
im Norden ungleich rascher gewesen sein muss,
während der Süden die alte Überlieferung viel reiner
bewahrt hat.
3 ^ Die vier Stätten sind von der buddhistischen
Skulptur gern dargestellt worden, in der Gandhärer
Kunst sowie in Amarävati, ebenso auf einer neuer-
lich ausgegrabenen Steinplatte im Hochrelief, die
Marshall im Frühjahr 1907 in Sämäth gefunden
hat, wo zugleich noch vier weitere bedeutende Orte
zu sehn sind: cf. die Tafel zu p. 1000 Royal Asiatic
Society 1907; größer und deutlicher im Journal
asiatique 1909 zu p. 44, mit den ausführlichen Er-
246
Klärungen Fouchers, der auch auf eine wörtliche
Parallele zu unserem Text im Divyävadänam
p. 244 — jätir abhisambodhir dharmaca-
krapravartanamparinirvänam — hinweist.
37 Kaiserkönig, cakkavatti, s. v. a. Imperator,
König Erderoberer; näher zu vergl. Bruchstücke
der Reden v. 1002 Anm., wo dieser durchaus volks-
und landesthümliche Begriff bis hoch in die alt*
vedische Kultur nachgewiesen ist. In späteren Zeiten
war dann die Vorstellung eines solchen Gipfels
höchster Machtfülle derart beliebt geworden, dass
Kälidäsas, um 390 nach Chr., das kühne Bild
giricakravarti an wenden konnte, der Kaiserkönig
der Berge, für den Himälayo.
3 ® Fleet, der im Journal of the Royal Asiatic
Society 1906 den obigen Text wiederholt ausführlich
besprochen und übersetzt hat, glaubt, p. 66if., es
sei an keine eherne oder eiserne Truhe zu denken,
vielmehr an eine eisenfcirbig gestrichene Holztruhe,
weil nur letztere brennen könne. Man darf aber den
Text nicht willkürlich ändern oder deuten, sondern
muss ehern lassen was ehern angegeben ist. Wie die
Technik bei der Verbrennung gewesen, wissen wir
freilich nicht; es ist jedoch wohl anzunehmen, dass
247
dieser metallene Sarkophag eben eigens zu dem Zweck
eingerichtet war, etwa oben mit einem durchbro-
chenen Roste versehn. Ebenso wenig wissen wir, wie
die Einbalsamierung während der sieben Tage vor
der Verbrennung des Leichnams durchgeführt wurde.
Der Text spricht auch dort nur von Räucherwerk,
Weihrauch. Das muss uns genügen. Der Scheiter-
haufen selbst soll zumeist aus Sandelholz gewesen
sein, sagt der Kommentar. Dieser Brauch gilt noch
heute bis nach China und weiter, bei der Verbren-
nung besonders ausgezeichneter Mönche : Sandelholz
ist -der ideale Brennstoff, aber aus Sparsamkeit pflegt
man in der Regel gewöhnliche Scheite zu ver-
wenden, und Späne der kostbareren und würzigen
Hölzer werden von Zeit zu Zeit in die Flammen
geworfen ; die vollständige Einäscherung ist binnen
6 — 12 Stunden beendet: nach Perceval Yetts’ Notes
on the Disposal of Buddhist Dead in China, Journal
Roy. Asiatic Soc. 1911 p. 705/6.
39 V i h ä r o hier ein kleines Schutzhaus oder
Obdach im Walde, wie dergleichen später auch Asoko
entsprechend errichten ließ, Inschrift von Paderia
Zeile 3; cf. Längere Sammlung I S. 179 Anm.
und oben S. 47. — Der Thürkopf, kapisiso,
248
wörtlich Affenkopf, ist das Karnies, in das der Thür-
pfosten endigt. Solche Rinnleisten haben, roh aus-
gedrechselt, Ähnlichkeit mit Affenköpfen, werden
auch als Löwenköpfe profiliert: die letzteren hat
Asoko für seine Säulen, Thore u. s. w. gewählt. —
Kapisisako, zum Thürkopf gehörig, daran be-
findlich, terminus technicus der altindischen Bau-
leute.
^ mit S Älakamandä. — Ganz ähnlich
sagt noch Kälidäsas: vasatir Alakä näma
y ak§es varän äm, Meghadütam 7, der Smrti
entsprechend wie oben. Es ist die himmlische Stadt
des Überflusses für Geister vom Range des Wolken-
boten gewesen : denn S giebt a h o s i an, nicht h o t i,
als göttliche Vergangenheit, Sage der Vorzeit ; vergl.
das ebenso bewandte Verhältniss oben S. 58 u.
Anm. 7. Derselbe Götterkreis um Vessavano den
Großen Herrscher ist, ächt indisch weitherzig, ander-
seits auch als Gegenwart dargestellt, so in der 1 8. Rede
der Längeren Sammlung, in der 37. der Mittleren
Sammlung. Eine von den zahlreichen Felsengrotten
am Berge des Aufgangs oder Lichtenstein, Udayagiri,
in Orissa, die König Khäravelo im 2. Jahrhundert
vor Chr. den Einsiedlern und Jüngern aus den vier
2^49
Weltgegenden gewidmet hat, in entzückender Lage
an den dichtbewaldeten Schluchten und Abhängen
der Khandagiri-Kämme, hat noch immer ihren alten
Namen Alakäpuram bewahrt, der hier so viel als
Sanssouci bedeutet.
Die selbe bündige Zusammenfassung zeigt die
Inschrift der Urne, in der, zugleich in krystallener
Phiole verwahrt, ein Theil der Aschenreste Gotamos
von den nächsten Stammverwandten, den Sakyern
von Kapilavatthu, tief am Grunde eines Kuppelmals
beigesetzt wurde ; eine Inschrift, deren Graphik und
Sprachausdruck ebenso nüchtern als vollkommen mit
der Zeit und Sitte des obigen Berichts übereinstimmt,
entdeckt in dem nach 2400 Jahren ausgegrabenen
Kuppelmal oder Thüpo bei Piprävä, an der Gränze
von Nepal, im Januar 1898; vergl. die Nachweise
Mittl. Sammlung III Anm. 1, 1 og. Die kusinärischen
Maller waren die Reichsnachbarn der Sakyer von
Kapilavatthu; daher auch ihre besondere Antheil-
nähme. Der sakkische Herrensitz, Burg Kapilavatthu,
lag noch etwa ein bis zwei Tagemärsche weiter nach
Norden hinauf (heute eine sumpfige Wildniss) ; so
weit war Gotamo auf der letzten Wanderung nicht
mehr vorgedrungen : ohne Zweifel mit Vorbedacht.
250
^ Channo war ein Streitbold, aus dem Vinayo als
ein zorniger Quaerulant nachweisbar und nicht zu
verwechseln mit jenem anderen Channo der Mitt-
leren Sammlung, 144. Rede, der durch Freitod endete,
vitam evasit. Die geistliche Strafe soll, wie Culla-
V a g g o XI i. f. berichtet wird, den Störenfried be-
kehrt haben.
^3 Zu diesem Erschauern und Erzittern cf. das Ende
von No. 1 der Längeren Sammlung : »Während aber
diese Darlegung stattgefunden hatte, war ein Beben
durch das tausendfache Weltall gegangen.« Ein
solches Beben der Welt ist demnach geistig aufzu-
fassen ; ergriffen, fühlt sie tief das Ungeheure : wie
man mit Faust sagen könnte. Es sollte damit nicht
mehr und nicht weniger angedeutet sein, als dass
der Gedanke des Menschen, d. i. hier die Macht des
Vollendeten, über alle Sonnen und Himmel hinaus-
reichen und das Unmögliche möglich machen kann :
daher das Erschauern und Erschaudern der ganzen
Natur, gleichsam in einer Katharsis. Diese Ansicht
entspricht der zarten, feinen, verinnigten Naturan-
schauung der alten Inder vollkommen ; erst spätere
Ausleger haben dann, zumal bei den barbarischen
Nachbarvölkern im Westen, wie aus so vielem
anderen auch hier aus dem ahnenden Erdeheben ein
quid pro quo, d. h. ein plumpes Schüttelrüttelbeben
gemacht, welch letzteres denn auch richtig wahl-
verwandt von den christlichen Evangelisten vorge-
schoben wurde : ihnen kam es allein auf die rohe,
schreckhafte Wirkung der widerwärtigen, grässlichen
Folgeerscheinungen an, während bei unserem Er-
zittern der Weltseele freilich nicht die leiseste Spur
einer derartigen Angabe sich entdecken lässt. Ja das
Mahävastu fügt noch ausdrücklich hinzu, I 207,
II 10, dass dabei keinerlei Wesen, ob nun ortwech-
selnd oder ortbeharrend, wie Pflanzen usw., irgend
verstört werde, sie alle nur sanft, heiter, herrlich
entzückt und beglückt seien, bei jenen so ganz anders
als auf gewöhnliche Weise welterschütternden Er-
eignissen. In der bildenden Kunst, die ein solches
Beben natürlich nicht veranschaulichen kann, hat
man dafür die Theilnahme der ganzen belebten
Welt zu schildern versucht, namentlich später in
China und Japan, wo fein ausgeführte Gemälde die
huldigenden Götter, Menschen und Thiere zeigen,
alles was da lebt und athmet, kriecht und fliegt, wilde
und zahme Wesen, und sie insgesammt zur Bahre
des Meisters heranströmen, um ihn noch einmal zu
252
schauen, klar bewusst oder in dunklem Instinkte zu
preisen, dass er auch ihnen zum Heil erschienen
ist. Weitere Bemerkungen bei De Lorenzo, India
e Buddhismo antico, 2^ ediz. Bari 1911, p. 92/93*
Zuständige Geister mögen noch prüfen, ob hier nicht
etwa auch jenes Beben mit erwähnt werden darf, das
gegen Ende des vierten Satzes der Neunten Sym-
phonie, nach der bangen, schmerzlich ergreifenden
Spannung, bei der Frage »Ahnest du den Schöpfer,
Welt? — Über Sternen muss er wohnen«, von
einem staccato pianissimo begleitet bis zum forte
anschwillt und bei der verminderten Dezime, in ein
tremolo-staccato verebbend, sich verliert: der tief-
innige Schauer, der in dieser Ode an die Freude über
alle Himmel hinausgezuckt ist, lässt da, wie mir
scheint, mit ganz unvergleichlicher Kraft die schöpfe-
rische Beschwichtigung und allversöhnende Auf-
lösung in solchem Erbeben anklingen. — Dagegen
sind die oben S. 81 zuerst beigebrachten zwei Erd-
erschütterungen allerdings gewöhnliche postume
Beben, ein »unleidlicher Verdruss« vonseiten eines
gewaltigen Gottes oder polternden Seismos.
^ Erscheinung, Unterscheidung, sankhäro, von
samskar== zusammenstellen, ist wörtlich Synthesis,
^55
nämlich der Wahrnehmung, sahnä, die an sich
nur Sinnesempfindung, aber keine Synthesis der
Apperzeption giebt: daher ist sankhäro als das
vermittelnde Glied zwischen der Wahrnehmung,
sahnä, und dem Bewusstsein, v ihn an am, schlech-
terdings die Unterscheidung, und zwar das aus der
Waihrnehmung erst hervorgehende Zusammenfassen
der Merkmale, ihr Eindruck (cf. sankhäro = väsa“
nä), der alsbald in Bewusstsein übergeht. Im weiteren
Sinne, wie oben, ist dann sankhäro, pl. sankhärä,
so viel als Erscheinung überhaupt, d. i. jede irgend
mögliche Vorstellung eines Objekts für ein Subjekt.
Näheres noch in meiner Buddhistischen Anthologie,
Leiden 1892, p. XXIII— XXV.
^ adutiyo mit S, wie oben S. 1 64. Er wollte
keinen Begleiter.
^ Diese Botschaft hat Änando, nach unserer Zeit-
rechnung, am Morgen des 14. Oktober 483 v. Chr. den
Mallem überbracht ; wenn nämlich die sehr wohl
möglichen astronomischen Berechnungen zutreffen,
die Fleet mit großem Scharfsinn in Gemeinschaft
anderer Forscher aufgestellt hat, J. R. A. S. 1909
p. 1 — 34, namentlich p. 22; das Ereigniss selbst hätte
demnach in der vollen Mondnacht des 13. Oktober,
354
in der Kärttifci rätri, stattgefunden. Die Lotus-
ziegel um die Aschenurne, vom Grunde der Kuppel-
male hei Nigliva (Letzte Tage ^ T. IV), deuten nach
der Art Asokos, mit unverkennbar zarter Innigkeit,
auf jene Mondnacht zurück, da Kärttiki = Kau-
mud i, das ist : die volle Mondnacht der Oktoberlotus-
blüthe; nebenbei die schönste des Jahres, vergl.
Mittl. Samml. III 183.
Der Leichenzug durch das nördliche Thor gilt
für Todte aus der Kriegerkaste : dies hatten die Maller
nicht beachtet, daher sie an diese alte Sitte — die
übrigens noch heute eingehalten wird — zu erinnern
waren. Der Westen ist dem Priester, der Osten dem
Bürger, der Süden dem Bauer bestimmt. Vergl.
Colebrooke, On the Religious Ceremonies of the
Hindus, Miscellaneous Essays ist ed. 1 157. — Die
richtige namentliche Überlieferung des Platzes ist
uns durch ein Siegel gewährleistet, von dem ein
Thonabdruck 1 go6 bei den Ausgrabungen um Kasiä,
eben in unserem Landgebiet oben, gefunden wurde.
Vogel hat im Journal of the Royal Asiatic Society
^907 P* 365 L eine ausgezeichnet gelungene Photo-
typie davon und zugleich von dem anderen, in der
34* Anm. erwähnten, gegeben und die Inschrift er-
»55
klärt. Das Siegel ist oval, 5 ; 3 cm ; im Mittelfelde
sieht man auf einem Scheiterhaufen die Truhe in
Form eines umrahmten Rechtecks: von der oberen
Kante steigen sieben mächtige Feuergarben empor,
während an beiden Seiten des Holzstoßes je eine
sitzende Gestalt mit edlen feinen Zügen noch erkenn-
bar ist ; darunter steht in Schriftzeichen von etwa
400 n. Chr. S rimakut ab andhe samgha[h],
»Die Jüngerschaft am Hochgiebeldamm«. Solche
Siegel wurden vielfach als Briefverschluss damals ge-
braucht und vom Kloster, das also am Giebeldamm
zur Erinnerung errichtet worden war, auf diese
Weise nach auswärts und so auch nach dem nahen
Kasiä gesandt, wo der Abdruck jetzt, mit über 500
anderen, wieder zutage kam. Fleets Meinung, im
Bande R. A. S. 1906 p. 160, Makutabandhanam
sei der Krönungstempel der Maller gewesen, ist un-
haltbar, weil in einem Tempel kein Scheiterhaufen
verbrannt werden konnte, zumal ein solcher von
55 m Höhe, wie der Kommentar angiebt : es muss ein
weiter offener Platz gewesen sein, wie dies durch die
näheren Angaben unseres Textes, ja schon durch die
Kennzeichnung alscetiyam (siehe Anmerkung 24)
sichergestellt ist. Das Siegel beweist, dass der Ort
»56
noch etwa 900 Jahre später in lebendigem Anden-
ken war. Auch I-tsing, der bekannte chinesische
Forscher, liat ihn Ende des siebenten Jahrhunderts
n. Chr. aufgesucht und darüber berichtet. Spätere,
ebenda gefundene Siegel, die noch 200 Jahre weiter
lierabreichen, weisen inschriftlich nur mehr all-
gemeiner auf die Stätte der Erlöschung hin. Uass
übrigens der Orden zu einer Zeit, wo man sich
hriefe schrieb und sic mit eleganten Siegeln ver-
scliloss, nicht mehr der Schatten von einst war, ver-
steht sich : dem Archäologen ist aber dieser Wech-
sel der Sitten sehr zustatten gekommen.
Der Gedanke, auf solche Weise ein sichtbares
\Vahrzeichen für das Volk zu errichten, von Änando
hier den Maliern treulich vermeldet, ist später über
ganz Indien verwirklicht worden und viele Jahr-
hunderte in Geltung geblieben. Zu dieser zwar nur
äußerlichen, aber nicht ganz zu verachtenden Be-
glaubigung unserer alten Texte hat der gründliche
Kenner der indischen Inschriften, Alterthümer und
Geschichte, R. G. Bhandarkar in Püna, eine klassi-
sche Arbeit geliefert, in seinem Peep into the Early
History of India, im XX. Bande des Bombay Brauch
of the Ro3"al Asiatic Society, 1902. Er zieht darin
17 l.T
^57
die Summe seiner Forschungen, die er ein langes
Leben hindurch in der glücklichsten Weise bewahrt
sah, und zeigt uns Schritt um Schritt auf Grund-
lage der numismatischen und epigraphischen Belege
und Urkunden, wie Indien von Beginn des zweiten
vorchristlichen Jalirhunderts bis zum vierten n. Chr.
ein großes allgemein buddhistisches Reich wurde,
nachdem ganz Mittelindien, zumal seit Asoko, es
schon längst geworden wiir. Er sagt da p. 386 ff. :
»Düring this period it is the religion of Buddha
alone that has left prominent traces, and was pro-
fessed by the majority of the people. The vestiges
of the time are Stupas or hemispherical structures
purpoiling to contain a relic of Buddha or of saints,
and monasteries, and temples containing smallcr
Stupas or Chaityas, These Stupas or Chaityas were
the objects of worship amongst the Buddhists. And
wherever thcre is a stupendous Stupa, we find sculp-
tures representing Buddhistic sacred objects, such
as the Bodhi or Pippala and other trees under which
^äkyamuni and the previous Buddhas attained per*
fection, wheels representing, metaphorically, the
Dh armachakra, orwheel of righteousness, which
Buddha turned, and so forth. — Now, the remains
358
of Vihäras, Chaityagrihas, and Stupas are found in
all parts of the country, including Afghanistan.«
Er bespricht mm die großartigen Baudenkmale von
Barähat und Sähci, 5. Jahrh. v. Chr., die F'eJsen-
tempel im Mahärästram, 1. Jahrh. v. Chr., die herr-
lichen Grotten von Karle, Näsik — denen man
auch die kürzlich von Zugmayer entdeckten paar
hundert buddhistischenb'elsengrotten und -Kammern
am Gondrani-Pass, 17 km NW von Bela in Belu-
tschistan, würdig anreihen darf, cf. Petermanns
Geogr. Mitteilungen 1911 (H) Tafel 12/13 —
kommt dann zum Schlüsse; »The period that
we have been speaking of has left no trace of a
biiilding or sculpture devoted to tlie use of the
Brahmanic religion. Of course, Brahmanism existed,
and it was probably, during the period, being deve-
loped into the form which it assumed in later
times. — But the religion certainly does not occupy
a prominent position, and Buddhism was followed
by the large mass of the people from princes down
to the humble workman. Another peculiarity of
the period was the use of the Päli or the current
Präkrit language in inscriptions. Even the Brahma-
nie inscription at Nänäghät and those in the south
17 *
259
just noticed are composed in this dialect.« Das Er-
gebniss der Untersuchungen des weitschaucndcn
einheimischen Gelehrten, die Rhys Davids in seinem
Buddhist India, London 1905 p. 150, mit Recht
strikingly suggestive nennt, ist mir umso erfreu-
licher als es, sogar mit gleichen Worten, bestätigt,
was ich einige Jahre früher schon, in der V orrede zum
zweiten Bande der Mittlei*en Sammlung (1. Aufl.)
p. XII — Xltt dargelegt hatte, auf anderen Wegen
wandernd, mehr im iiordöstllchen Indien bekannt,
und den Blick bis auf die letzterreichbaren buddhi-
stischen Denkmale einer noch tausend Jahre spä-
teren Zeit gerichtet ; so dass nun der Kreis der
historischen Betrachtung wohlgeschlossen sich zeigt,
immer gemäfl der Maxime Gopal Bhandarkars
»Nothing but dry truthsX, und eben also zur »er-
liuhtunge der inwendigen ougen« geeignet.
Dieser alte Subhaddo ist von dem früher, gegen
Ende des fünften Berichtes, erwähnten Namens-
vetter wohl zu unterscheiden. Subhaddo — Felix,
Makarios, Fortunato, Bonaveiitura, gern gegebener
Name.
Alle diese Szenen vom Tode des Meisters: das
Sterbelager mit den trauernden Göttern und Meir
schell, die Umhüllung des Leichnams mit den
'J uchbinden, die Bestattung in der ehernen Truhe,
die huldigenden Mallfn% die Ankunft Kassapos, die
Verbrennung auf dem Scheiterhaufen, die Über-
führung nach Kusinärä durch das Stadtthor, die
liihrenwache bei den Überresten; ferner sodann
die Vertheilung der Reliquien in acht Urnen, der
Abzug der Fürsten und die Errichtung der Kuppel-
niale: alle diese Vorgänge sind uns in einer Fülle
verschiedenartiger künstlerischer Gestaltung und
Ausgestaltung auf den Reliefen von den nördlichen
Stüpäs, zumal aus dem Gebiete um Peschawar, in
zahllosen Darstellungen aus dem ersten Jahrhundert
vor Christus noch leidlich erhalten, wenn auch frei-
lich nur in fragmentarischem Zustande. Die besten
Phototypien und Erläuterungen hat uns der reich-
versorgte Forscher und Reisende Foucher gegeben,
in seinem grundlegenden Werke L’art greco-boud-
dhique du Gandhära, tome i«»-, Paris 1905, p. 554
bis 599.
Aus dem Fürstengeschlecht der Morier,
Samskrt: Mauryas, ist später Candagutto,
Candr agupt a s, der Sandrakottos des Mega-
sthenes, hervorgegangen, ein glänzender Imperator,
2bl
der die griechischen Herrscher aus Indien vertrieb
und ein mächtiges einheitliches Reich mit der
Hauptstadt Pätaliputtam schuf ; sein noch berühm-
terer Enkel ist unser Asoko gewesen. Auch die
Morier betrachteten sich als »sonnenverwandt«,
zum Sonnengeschlechte gehörig, gleichwie die
Sakyer und noch andere Fürsten. Asoko war dem-
nach mit Gotamo auch genealogisch verbunden,
nach vedischem Wappen.
Dieses Kuppelmal stand auf der Felsenburg
bei Räjagaham, dem Giribbajam, und dürfte später
zumal von Asoko verehrt worden sein ; wie Fleet
im Journal Royal Asiatic Society 1907 p. 359 — 363,
gestützt auf chinesische Reiseberichte, vortrefflich
nachweist. Da der Islam südlich vom Ganges am
schlimmsten gehaust hat, ist uns auf diesem Ge-
biete keine dergleichen epigi*aphische Kunde er-
halten geblieben, doch Spuren.
53 Von Hiuen-tsiang besucht : Fleet 1 . c. p. 358 f. ;
cf. Anm. 55.
5 ^ Bei Piprävä im Januar 1898 aufgefunden:
vergl. oben Anmerkimg 41. Die Inschrift um die
kleine Aschenurne, worin sich der Antheil der
Sakyer an den Überresten befand, lautet:
262
iyam salilanidhane budhasa bhagavato (1)
sakiyanam sukiti bhatinam sabhaginikanam
saputadalanam (II)
Das ist ein Leichenschrein des Erwachten,
Erhabenen :
Der Sakyer Stiftung, der Brüder mit Schwestern,
mit Kindern und Frauen.
Fleets wiederholter Versuch, im Journal of the
Royal Asiatic Society 1906 und 1907, die Inschrift
auf die Familienangehörigen, die sich hier selber
ein Denkmal gesetzt hätten, zu beziehn, ist be-
dauerlich verfehlt, schon dai'um, weil der klare
Wortlaut eine solche Deutung ausschließt, da er ja
nicht, wie Fleet gethan, willkürlich zerrissen und
verstellt werden darf ; dann aber, weil die Inder
durchaus keinerlei Familiengräber kannten, am
allerwenigsten aber ein Kuppelmal dazu verwendet
hätten, insofern ein solches Denkmal stets nur
einem einzigen großen Manne gewidmet wurde, sei
er nun ein Welteroberer oder ein Weltüberwinder
gewesen; und endlich noch, aus einem an sich
schon augenfälligen Grunde, weil nämlich die
spärliche handvoll Staubreste, die da in Piprävä
vorgefunden wurde, zu dem in unserem Bericht
oben angegebenen achten Theil wohl vollkommen
passt, keineswegs jedoch als Leichenrest aus einer
b'amiliengruft von mindestens dreißig Fürsten mit
Schwestern, Frauen und Kindern je auch nur ent-
fernt gelten könnte.
Von Fa-hian auf seiner Reise um 599 — 414
gesehn, desgleichen noch von lliuen-tsiang um
630 — 644: cf. Fleet 1. c. 350 f. und 1906 p. 902.
Der Thurm, wie die Chinesen das Denkmal nennen,
war zwischen Kusinärä und Kapilavatthu gelegen,
also ganz oben an der Gränze von Nepal, bei
Rämagämo.
Durch Hiuen-tsiang bestätigt : Fleet 1. c. 1 907
p- 355— 558-
Auch dieses Kuppelmal wurde noch beiden
chinesischen Reisenden gezeigt, Fleet 1. c. 1906
p. 900, 1907 p. 350.
5® Die prächtige Feuerbestattung auf dem thurm-
hohen kostbar geschmückten Scheiterhaufen, die
Beisetzung in der Urne, Errichtung des Grabmals
als Wahrzeichen bis zu fernen Geschlechtern war
bekanntlich bei den römischen Caesaren ebenso der
Brauch ; gleichwie bei Alexander, der in Indien so-
gar seinen Freunden, dem Demaratos, liephaistion
und auch dem Asketen Kalaiios, die selbe Todten-
feier bereitet hatte : und schon die Ilias führt uns
zweimal ein solches Schauspiel vor, genau wie bei
uns oben, Mitte des vorletzten und Ende des letzten
(lesanges, als Erbtheil aus der Hünengräber- und
Dolrnenzeit. Beiweitem das schönste Kuppelmal,
das ich gesehen habe, ist der SähcithÜpo bei ßhilsa,
an der südlichen Clränze von Mittelindien, in seiner
ächten altindischen Kunst heute noch theil weise
erhalten, vor allem aber durch die anniuthige
Lage ausgezeichnet, am Gipfel eines Hügels, mit
dem Rundblick über die stille blühende Landschaft,
einer Aussicht bis zu den letzten sanften Halden
und Gefilden am Horizont, die schimmernden Auen
und Wälder ringsum beherrschend: hier merkt
man bald, das ist Indien, das große weite Indien,
und doch erscheint die Gegend wie wohlbekannt,
wie heimathlich vertraut und lieb. Vergl. Mittlere
Sammlung II Anm. 163.
Unsere Kuppeln und KircheJi sind, wie inan
längst weiß, eben daher auf dem Wege der alt-
byzantinischen Kapellen Armeniens, die den bud-
dhistischen Kuppelmalen der Gestalt nacli vollkom-
men gleichen, zu Plan und Aufbau gelangt. Dies
hatte bereits der Nestor der Indologie, Albrecht
Weber, in einem Vortrag 1856 ausgesprochen, in
seinen Indischen Skizzen, Berlin 1857, S. 58. Als
jüngster Ausläufer eines Kuppelmals zum Geden-
ken an den Cakkavatti oder Welteroberer grüßt
der Dom von der Seine her, mit den Resten
Napoleons,
Candidus accenso qua redit orbe dies.
REGISTER
i-stp:llenlesr
Acht Arien von Mensclien
5 “
Alter 107
Anders werden 105,158, 187
Asketenstand ij'2 — 1"4
Auflösung- 19, 185
AusJiarren 18-
ßezcugiiisse 1 j 5
Dasein 25, 4(), 79, 107
Durchscliauung- 105
Durst 15, 46
Eifrige Übung 69, 145
Die vier Pfeiler der Einsicht
28, 68
Elend 19
Ende machen 49, 108
Erbarmen 105 — 106
Erlösung 48
Erwachte 48, 159
Erwachung 28, 50, 55, 150,
182
Die sieben Erweckungen
18, 28
Farben 88 — 90
Fesseln 50
Fördernisse 55 — 55
l 'ormen 90
1 reiheil 1 1 1
Geburt 46, 105, 108, 176
Gespenst erreich 55
Gränzenlos 91
Gute J^älirle 151
Eigenes Heil 152
Heiligste Stätte der Well 32
Hörerschaft 49, 181
Xämpfen 106, 156, 182
Die vier gewaltigen Kämpfe
1 ob
Klar 54; 64
Kraft b.j,
Lange Laufbahn 44, 110
Leiden 44
Leidensversiegiing 21
Leuchte 67
Löwenruf 24
Nicht genügen lassen 16
Nicht unvollkommen 2
Nichtwissen 112
Noch bei Lebzeiten 176
Der gerade Pfad 75, 145
Restlos rein 136, 150
Ruhe 185
Schauung 182
Schön und unschön 87
Selten 147, 168
Spiegel der Lehre 51
Thierheit 51
Tod 107
Tugend 34—35; 62, uif.,
11<
Unermüdlich 106, 182
Unvergessbare Dinge
12 — 21
Vergänglichkeit 19, 149, 189
Verstehn und Nicht^rstehn
172
Verstorben 50 f.
Vertiefung 68 ; 1 1 1 f. ; 119
Vertraut 52
Der Vollendete 67 ; 82 — 85 ;
95, 106, 147; 185 f.
Walin 22, 158
Die vier heiligen Wahr-
heiten 44
Der lieilige achtfältige W eg
106, 172
Weiber 151
In Weisheit ausgediehen 54
Wiedersein 46, 111
Wirren Geistes 55
Wogen 43
Wohlsein 67, 141
^Zeitlos 52
Das höchste Ziel 176
Zuversicht 52
270
II -GLEICHNISSE
Der Arni 45
Die Faust 66
Die Grä^zburg 27
Die Hanfblüthe 88
Der Karren 67
Die Lampe 186
Das Licht 1 54, 1 74
Der Löwe 143
Die Malveiirose 89
Der Mond 157
Der Morgenstern 90
Most 65
Die Mutter 41
Das Panzerhemd 79
Der Seidenstoff 88
Sesamöl 203
Töpferwaare 107
Die Zimmtblüthe 88
III- ORDENSZUCHT
Kleidung
Zeitig gerüstet 61
Gewand und Almosen-
schaale 55
^Jährling
Almosengaiig 70
Brocken vertheilen 20
Zur Mahlzeit geladen 59,
57 » 121
Aufenthalt
Freundliche Orte 64
Klause 65
Aufentlialt
Schutzhaus 156
Leeres Gemach 36
Scheune 151
Waldige Öde 15
Garten 61
Schlaf
Keine Freude am
Schlafen 15
Umgang
Sprechen und Schweigen 56
Liebevoll 20, 158
271
Umgang
Ziisamnienkiaift 12
Ansprache 178
Ohne Zank und Streit 175
Tiefer Frieden 155
Die Salzung
Vortrag 160
Sorgfältig zu merken 1 15
Gut erfassbar 75
Zeitlos 52
Jedem zugänglich 78
Dem überlieferten Regel-
pfade getreu 1 5
Kein Innen und kein
Außen 66
ZweifeloderBedenkeii 181
Der Tugendpfad 12 — 21
Aus freiem Entschlüsse 6
Unser Gebot 54 f.
Die eigene Meist erschafl
erwerben 75
Der Tugendpfad
Im Rechten verbleiben 1 75
Die minderen Verord-
nungen 179 ^
Die Jüngerschaft
Eine zahlreiche 54, 65, 1 57
Fünfhundert Mönclie
181, 198, 20"^
Ordensweihe 176
Vier Monate 175
'Wohl vertraut 52
Hüter der Ijchre 75
iüUirer des Ordens 1 5
Geist gewaltige Mönche
Der heilige Jünger 53
Auch einer der Heiligen 177
Manche \ cränderlichkeit j 75
Die geistliche Strafe 179
Der greise Pilger 200
Nonnen 76, 145, 160
IV- ANHÄNGER
Besuch 50, 159
Gruß 59, 167
272
Beitritt 134
Speisung 40
Bedienung 40
Gespräcli 57, 85, 155
Namenstiftung 42
Gabe 6^ 135
MitgeliS)t 41
P'ördernisse des Tüchtigen 55
Hobe Begeisterung 133
Heiter geworden 151, 154, 197
Freundlich ergeben 162
Freude 160
V-GOTAMO
Der Meister der Götter und
Menschen 52
Das Auge der Welt 148,
165
Vollkommen auf erwacht
92
Weislhum 25
Der Leiden Tilger 1 1 1
Des Erhabenen Sprache
114
Die höchste Ehre 145
Selten doch nur 167
Die vier Stätten 149
Vom Kriegerstamme
205 — 208
Geburt des Erwachsamen
82
Der Meister der Götter imd
Menschen
Auferwacliung des Voll-
endeten 82
Des Bösen Anliegen 92
Darstellung des Reichs
der Walirheit 83
Zum Nutzen, Wohle und
Heile 105
Der Asket Gotamo 199
Im dreißigsten Jalire 175
Im achtzigsten Jahre 67
Fünfzig Jahre Pilger-
schaft 175
Der Elephantenblick 109
Wie der Löwe gelegen 143
Überklar wie Mondes-
schimmer 137
18 LT
^273
Der Meister der Götter und
Menschen
Der letzte Almosenbissen
159
Der klare Bach 1 26
Bad und Trunk 159
Entlassen des Dauerge-
dankens 79, 85
Nahestehende 64, 146,
159
Krankheit 64, 124
Das letzte Wort 182
Erlöschung 84, 184
Der Meister der Götter und
Menschen
Klage der Götter und
Menschen 187-— 188
Huldigung der trÖtter
und Menschen 195
Blüthenschauer 143
Leichenfeier 192 f.
Beisetzung 197 f.
Verbrennung 203 f.
Ehren wacht 204 f.
Vertheilung der Aschen-
reste 209
VI-VOLK UND SITTE
Die vier Stände
Krieger 35, 84, 152, 160
Der Kaiserkönig 152,
156, i6of.
Der König 1
Schirmherren 8
Marschälle 1, 41
Edelfrauen 7
Das Herrenhaus 164,
190, 204
Die vier Stände
Priester 33, 84, 152, 161
Bürger 33, 84, 152, 161
Das Gemeindehaus 30
Bauern 131
Die vier Versammlungen
35, 84, 161
Überlieferte alte Satzung 5
Die Bejahrten im Lande 6
Rühmliche Nachrede 34
274
Altarstätten 7
Burgbau 56 — 57
Kuppelmal 155, 205—212
Kraijj, Blume, Sandei,
Gruß 197
Kleidung und Schmuck 57 f.
Über den Scheitel gebadet
193, 201
Der goldfarbene Schleier
154
Wagen 3, 57
Matten 50, 70
Fuß Waschung 51
Große Städte 162
Steuern und Einnahmen 59
Zehnfaches Lärmen 165
Musikspiel 192
Zehn Weltgegenden 147
Altehrwürdiges Gebiet,
Handelsstraßen 39
Die Karawane 1 28
Die Meile 162
Erde, Wasser und Wind 81
Gewittersturm 131
Erzittern der Erde 80, 185,
Anm. 43
Meister und Altmeister 167
Häupter der Schulen, ge-
feierte Bahnbrecher 171 f.
Büßer und Büßergefolge
159
Nackter Büßer i98f.
Machtvoller Priester 81
Asketen 33, 84, 101
Kälidäsas Anm. 37, Anm. 40
SAGE
Sinnliche Götter 84
Im Geiste bemerkt 148,
188
Tausende von Gott-
heiten 56
Spitze eines Haares 1 47
Gottheiten im Raume
148
Gottheiten auf der
Erde 148
Ein hochmächtiger
Gott 81
Korallenbaumblüthen
195
Himmlischer Tanz imd
Gesang 144, 195
18^
275
Sinnliche Götter
Die Götter der vier
Gegenden 84
Aufseufzen 148
Absicht 195, 201
Die Dreiundreißig Götter
37 ’ 59
Alakamandä die Gei-
sterstadt 165
Sinnliche Götter
Sakko der Götterkönig
57, 185
Sälige Gestalt 83#-
Heilige Götter 84
Gottheiten von Verlangen
genesen 149, 189
Brahma der Mächtige
Herr 185
VII- EIGENNAMEN
I- PERSONEN
Ajätasattu 1, 205, 210
Ajito Kesakambalo 171
Anuruddho 185, 186
AmbapSli 56
Änando 4, 158
Äläro Kälämo 127
Upaväno 145
Kakudho 48
Katissaho 48
Kassapo, Mahäo 198
Käralimbho 48
376
Kojiyer 207
Gotamo 5, 168
Cundako 158
Cimdo 120, 159
Channo 179
Tut^o 48
Thulier 206
Doii.0 208
Nandä 48
Nikato 48
Nigantlio Näthaputto ij2
Pakiidho Kaccä>'ano 171
Pukkuso 127 — 155
Pürano Kassapo 1 7 1
Bhato 48
Makkhali Gosälo 17 t
Maller 127, 164, 201 ff.
Märo Anm. 18, p. 74, 92
Morier 209, 212
Ijicchavier 57, 205
^’aijmcr 1
Vassakäro 1, 56
Väsetther 164
Die Videherin 1, 205
Vethadlpo 207
Sakko 57
Sakyer 206, 21 1
Sanjayo Belattliaputlo 171
Santiittlio 48
Salho 48
Säriput.to 24
Sujätä 48
Siidatto 48
Sunldho 56
Subhato 48
Subhaddo (1) 167 — 177
Siibhaddo (2) 200
II -ÖRTER
Allakappam 206
Atumä 151
Änandiden-Denkmal 115,
119
Alakarnandä 165
Udener Park 71
Uruvclä 92
Kakudhä 157
Kapilavatthu 206
Kusävati 162
Kusinära 124, 142, 162, 211
Koti 44
Kosambl 162
Ganges 42
Gotamidcn- Garten 71
Gotamo-Fuxth 42
Gotamo-Thorvveg 42
277
Camps 162
Jivakos Mangoliain 100
Tapodo-Aue 100
Nädikä 47
NälandS 23
Neranjarä 92
Pätali 29
Pätaliputtam 39
Pävä 24, 120, 208
Päväler Baumfriedeii 70
Pipphalivanam 209, 212
Bilva-Weiler 63
Benares 162
Bhandagämo, Krämerdorf
109
Bhoger-Burg 112
Magadhä 1
Maller-Kronbavimwald 137,
142
Räjagaliam 1, 100, 162
Rämagämo 207
Vesäli 9, 54, 71, 109, 205
Sarandada 9
278
Saketam 162
Sävatthl 162
HiraSnavati 142
Der Hain der Ambapäll 56,
62
Der Bambuspark 100
Der Brockenstein 100
Elephantendorf 112
Der Feigenbaum im Hirten-
hain 112
Der Feigenbaum der
Ziegenhirten 92
Der Geierkulm 1, 100
Der Große Wald 105
Die Halle der Einsiedelei
105
Der Hügel der Eich-
hörnchen 100
Der Giebeldamm 195
Der Kühle Wald 100
Mangodorf 112
Mangohag 22
Mango wald 24
Das königliche Rasthaus 25
Der Räubersprung 100
Rosenapfeldorf 112
Der Schlangenweiher 100
Der Schwarze Fels loo Die Steinerne Einsiedelei 47
Der Seherschlund 100 Die Stromgabel 59
Die Siebenblätterlaubgrotte Der Vielblätterlaubhügel 71
100 Der Wildgarten ober dem
Der Sieb?nmangohain 71 Engpass 100
INHALT
^VORBEMERKUNG VH
VORREDE Xm
ZUR E R L Ö S C H U N
ERSTER BERICHT i
ZWEITER BERICHT 44.
DRITTER BERICHT 70
VIERTER BERICHT 109
FÜNFTER BERICHT 142
SECHSTER BERICHT 178
ANMERKUNGEN 213
REGISTER 2G7
AUSSPRACHE
DER PALI-WORTE:
a, i, u, e, o sind lang, c wie tsch^ j wie dsch, v
wie y wie;, h auch in Konsonant verbin düng
hörbar tu sprechen.
VON diesj:r vorzugsalsgabe wurden
IIUNDERTFÜNFZ I G HANDSCHRIFTLICH
numerierte EXEMPLARE AUF VAN
GELIiER-BÜTTEN BET DER WALDIIEIM*
EBERLE A G. IN WIEN UNTER DER LEITUNG
VON JUSTINIAN FRISCH GEDRUCKT UND
VON JOSEF BORDERAUX IN WIEN GEBUNDEN.
DIESES EXEMPLAR TRÄGT DTE NUMMER: